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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens
Autoren: Pierre Bellemare
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    Pamela Wright hat den 1. Januar des Jahres 1980 in Avigut verbracht. Als die Soldaten der amerikanischen Militärbasis von Thule sie zwei Tage später dort abholen, sagt sie nur: »Das wird für mich stets der schönste Neujahrstag meines Lebens sein!«
     

D AS H AUS DES U NHEILS
     
    Caroline und Nicolas Dupré durchqueren die großen, leeren Zimmer eines Hauses, das sich in der Nähe des Dörfchens Soisy-la-Forêt im Departement Oise befindet.
    Der fünfunddreißigjährige Nicolas ist Verkaufsleiter einer Automobilfirma und verkörpert ganz den Typus eines jungen, dynamischen Mannes. Die fünf Jahre jüngere Caroline ist eine hübsche kleine Blondine, die etwas eigentümlich Zartes und Verletzliches in ihren Zügen hat.
    Nicolas deutet auf eine Stelle im Raum: »Dort kann ich mir sehr gut die Sitzgruppe vorstellen!«
    Caroline Dupré zuckt unwillkürlich zusammen: »Nein, auf keinen Fall! Du weißt genau, daß man dort... daß man dort diese Unglückselige gefunden hat!«
    »Nun fang nicht schon wieder damit an!«
    »Es ist einfach stärker als ich. Ich muß immer wieder daran denken.«
    Nicolas legt seiner Frau die Hände auf die Schultern. Als spräche er zu einem Kind, sagt er: »Hör mal, Caroline, wir können das Haus nur deshalb erwerben, weil hier dieser Mord geschehen ist. Für nur eineinhalb Millionen! Bist du dir nicht darüber klar, daß es glatt das Doppelte wert ist? Niemand will dieses Haus jetzt kaufen!«
    Mit furchtsamen Augen betrachtet Caroline Dupré ihren Mann. »In Soisy-la-Forêt nennt man es >das Haus des Unheils<«
    »Die Leute sind wirklich Dummköpfe! Welches Unheil sollte uns denn hier zustoßen?«
    Caroline schweigt. Sie ist nicht diejenige, die in ihrer Ehe
    das Sagen hat, und sie weiß, daß es keinen Sinn hat, sich weiterhin zu widersetzen.
    Trotzdem wird sie von schrecklichen Visionen geplagt: Vor sechs Monaten, am 16. Januar 1962, hatte sich in diesem Haus ein blutiges Drama zugetragen. Der Vorbesitzer hatte seiner Frau im Laufe eines heftigen Streits die Kehle durchgeschnitten. Im Gefängnis wartet er nun auf seinen Prozeß. Und so sehr Caroline auch versucht, dagegen anzukämpfen und sich selbst gut zuzureden: Sie hat Angst...
     
    16. Januar 1963. Seit einem halben Jahr wohnen die Duprés in ihrem Haus in Soisy-la-Forêt. Carolines Befürchtungen haben sich als unbegründet erwiesen. Nicolas hat sehr viel Geschmack, was die Inneneinrichtung betrifft, bewiesen und aus dem Haus ein richtiges Schmuckstück gemacht. Sie selbst kümmert sich um den Garten, den sie neu angelegt hat. Und so kann man gerade an diesem ersten Jahrestag des Verbrechens sehen, daß >das Haus des Unheils< seinen Namen ganz und gar zu Unrecht trägt.
    Am Abend essen die Duprés zusammen mit Carolines Schwester Juliette. Die Mahlzeit verläuft wie jede andere, und gegen zehn Uhr verabschiedet sich Juliette, weil es zurück nach Paris doch sehr weit ist und die Straßen vereist sind.
    Caroline und Nicolas wollen gerade schlafen gehen, als es an der Tür läutet. Caroline blickt aus dem Fenster und sieht Gendarmen draußen stehen.
    »Madame Dupré?« rufen die Beamten. »Sie müssen mit uns kommen. Ihre Schwester hatte einen Unfall.«
    Caroline stößt einen Schrei aus.
    »Ist es schlimm?« fragt sie.
    »Ja, Madame, es ist schlimm.«
    Im Polizeiauto schmiegt sich Caroline dicht an ihren Mann. Sie haben keine sehr lange Strecke zu fahren. Zwei Kilometer weiter sieht man bereits die Blaulichter.
    Einer der Beamten wendet sich an die junge Frau: »Sie müssen jetzt all Ihren Mut zusammennehmen, Madame...« Wie hypnotisiert steigt Caroline aus und folgt dem Polizisten. Neben Juliettes Wagen, der nur noch ein Schrotthaufen ist, liegt eine Tragbahre. Einer der Beamten zieht die Decke zurück: Juliette ist tot, doch auf welch schreckliche Weise! Bei dem Unfall wurde ihr die Kehle durchtrennt! Obwohl er selbst tief erschüttert ist, geht Nicolas Dupré auf der Fahrt nach Hause immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: Wenn Caroline sich jetzt nur nicht einredet, daß hier ein Zusammenhang besteht! Wenn Caroline jetzt nur nicht >das Haus des Unheils< dafür verantwortlich macht, daß Juliette auf diese Weise gerade ein Jahr nach dem Mord damals zu Tode kommen mußte...
    Denn er weiß: Wenn sie das tut, wird ihr gemeinsames Leben eine einzige Tortur werden.
     
    16. Januar 1964. Caroline Dupré ist allein zu Hause. Das Wetter ist furchtbar, es schneit und stürmt, und obwohl es erst vier Uhr nachmittags ist,
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