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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens
Autoren: Pierre Bellemare
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solchen Bedingungen die Fahrt anzutreten ist reiner Wahnsinn. Eine solche Umgebung ist nicht menschlich!
    »Hier entlang!« ertönt neben ihr die Stimme ihres Führers, und Pamela fühlt sich ein wenig erleichtert.
    »Danke für das, was Sie tun wollen!« sagt sie zu ihm. »Wie heißen Sie?«
    »Umanaq.«
    Umanaq steuert auf ein kleineres Iglu in der Nähe zu, in dem die Hunde schlafen. Gebell und aggressives Knurren sind die Folge.
    »Bewegen Sie sich nicht«, warnt er sie. »Die Hunde könnten Sie sonst beißen.«
    Pamela bleibt reglos in der kalten, schwarzen Nacht stehen, bis sie plötzlich von einem gleißend hellen Licht geblendet wird: Umanaq hat eine jener Fackeln entzündet, wie man sie auch bei Rettungsarbeiten im Gebirge verwendet. Sie kann jetzt den Schlitten und die darum gruppierten Hunde erkennen. Offensichtlich gefällt es den Tieren überhaupt nicht, wieder in die Nacht hinaus zu müssen. Sie knurren und zeigen dabei ihr scharfes Gebiß.
    Pamela hat sie noch nie so erlebt. Man würde sie eher für Wölfe halten als für Hunde. Es sind richtige Raubtiere... Umanaq geht auf Pamela zu und reicht ihr die Fackel.
    »Ich werde sie jetzt anschirren. Leuchten Sie mir, aber kommen Sie nicht zu nahe.«
    Mit raschen, geübten Bewegungen weist der Eskimo jedem Hund seinen Platz zu, indem er ihn bei seinem Namen ruft und genau auf die strenge Hierarchie des Rudels achtet. Dann deutet er auf den Schlitten und sagt zu Pamela: »Bleiben Sie während der ganzen Fahrt dort ausgestreckt liegen, und geben Sie mir jetzt die Fackel!«
    Er springt mit einem Satz auf den Führersitz und läßt seine Peitsche um die Ohren des Leithundes knallen.
    »Los, Kabouk!« ruft er ihm zu.
    Trotz der Kälte, die in ihre Wangen schneidet und in ihren Augen brennt, ist Pamela von dem ungewöhnlichen Schauspiel fasziniert, das sich ihr jetzt bietet. Mitten in der finstersten Nacht und nur von einer einzigen Fackel erhellt, setzt sich der Schlitten mit dem Hundegespann in Bewegung und saust davon. Die zwölf Hunde, die jeweils in Zweiergruppen hinter dem Leittier Kabouk angeschirrt sind, wirbeln eine Wolke von Schnee auf. Von Zeit zu Zeit verläßt Umanaq kurz seinen Platz und beugt sich zur Seite, um das Geschirr der Tiere zu kontrollieren, und nimmt dann rasch seinen Führersitz wieder ein.
    Pamela hat nichts anderes zu tun, als sich fahren zu lassen, doch sie bedauert fast, zur Passivität gezwungen zu sein, denn die eisige Luft läßt sie immer mehr erstarren.
    Zum Glück ist sie nicht sehr empfindlich gegen Kälte. In Denver mit seinem felsigen Gebirge gibt es sehr strenge Winter, und Pamela liebt es seit ihrer Kindheit, im Schnee zu wandern. Dennoch ist das mit dem, was sie hier erlebt, nicht vergleichbar. Wie kalt mag es sein? Minus vierzig Grad, hatte Tommy gemeint. Das ist gut möglich. Wenn man eine bestimmte Schwelle überschritten hat, kann man es nicht mehr abschätzen. Die Nerven nehmen die Kälte nicht mehr wahr.
    Sie wendet sich zu Umanaq und muß laut schreien, damit er sie bei dem Sturm verstehen kann: »Wann ungefähr werden wir da sein?«
    Obwohl ihr Führer ganz in ihrer Nähe ist, kommt seine Antwort wie aus weiter Ferne und seltsam abgehackt: »Die Hunde ziehen gut... In vier Stunden vielleicht...«
    Pamela beißt die Zähne zusammen. Sie denkt an das kleine Wesen, das irgendwo im Fieber glüht. Was sie selbst jetzt durchmacht, ist nichts gegenüber dem, was dieses Kind erleiden muß. Umanaq drosselt die Geschwindigkeit und ruft ihr zu: »Hier kommt eine gefährliche Passage. Es gibt überall Gletscherspalten.«
    Zehn Minuten vergehen. Umanaq läßt die Peitsche knallen, während er immer wieder die Namen der Hunde aufruft, und es gelingt ihm, das Gespann sicher durch diese unwirklich scheinende Landschaft zu steuern, wo überall unsichtbar der Tod lauert.
    Doch da geschieht es auf einmal: Pamela fühlt sich nach vorne geschleudert und findet sich mit dem Gesicht im Schnee wieder. Der Schlitten ist umgestürzt!
    Sie rappelt sich hoch. Wie durch ein Wunder ist ihr nichts geschehen, und sie beginnt, ihre Umgebung zu untersuchen. Die Fackel ist zu Boden gefallen und beleuchtet in bizarrer Weise die Szene. Der Schlitten liegt auf der Seite, und die Hunde, die sich in ihrem Geschirr verheddert haben, sind ganz offensichtlich in Panik geraten. Einige winseln verzweifelt, während andere sich mit aller Kraft zu befreien versuchen.
    Doch das ist noch nicht das Schlimmste. Als Pamela um den Schlitten herumläuft, entdeckt sie
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