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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens
Autoren: Pierre Bellemare
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so reagieren. Machen Sie sich nicht so viele Gedanken. Sie werden es schon bald vergessen haben!«
    Da richtet sich der junge Mann im Bett auf, als sei er von einer Sprungfeder aufgezogen: »Doch, ich werde immer daran denken! Warum haben Sie mich nicht blind gelassen? Weshalb mußten Sie sich einmischen?«
    Der Arzt ist nun doch verblüfft, daß der Patient nach wie vor so heftig reagiert: »Natürlich, es handelte sich um Ihren Freund, aber warum regen Sie sich dermaßen auf?«
    Ein Schrei ist die Antwort: »Weil ich ihn getötet habe!« Hermann Geiler ist wie versteinert und bringt kein einziges Wort hervor.
    Ehrhard streckt ihm die Hände entgegen: »Mit diesen Händen habe ich ihn getötet! Glauben Sie etwa, ich könnte es ertragen, diese Hände mit seinen Augen anzusehen? Und wenn ich mich im Spiegel betrachte, dann ist er es, der mich betrachtet. Er wird mich immer sehen, ganz gleich, was ich tue, und er wird immer wieder zu mir sagen: >Du bist ein Mörder<«
    Fassungslos ruft Hermann Geiler die Schwester herbei, damit sie dem Patienten erneut eine Spritze gibt. Ohne noch ein Wort zu sagen, verläßt er das Krankenzimmer und macht sich in ziemlich verwirrtem Zustand auf den Weg nach Hause. Es fällt ihm ein Gedicht aus seiner Schulzeit ein: »Das Auge lag im Grabe und betrachtete Kain...« Schuldgefühle, die einen bis zum Tode verfolgen, genau darum ging es hier...
    Als er zu Hause in Bergen ankommt, verständigt er die Polizei.
    Wachtmeister Friedrich begibt sich sofort ins Krankenhaus. Niemals hätte er es für möglich gehalten, daß dieser Unfall etwas mit einem Verbrechen zu tun haben könnte. Lediglich der geheimnisvolle Autofahrer, der den Verletzten gefunden hatte und der nicht mehr aufzuspüren war, bereitet ihm noch Kopfzerbrechen.
    Als er das Krankenzimmer betritt, betrachtet er den bandagierten Mann im Bett mit einer Mischung aus Mitleid und Entsetzen. »Ich glaube, Sie haben mir einiges zu sagen, Herr Ehrhard!«
    Der andere scheint beinahe erleichtert zu sein, die Stimme des Beamten zu hören.
    »Ja, ich werde Ihnen alles erzählen. Oh, wenn ich dadurch doch wenigstens Vergessen finden könnte!«
    Ehrhard schluckt schwer und fährt fort: »Ich schuldete Martin eine große Summe Geld, nämlich fünfzigtausend Mark. Ich habe ihn getötet, weil ich ihm das Geld nicht zurückgeben konnte.«
    Obwohl er einen Patienten vor sich sieht, der gerade eine schwere Augenoperation hinter sich hat, gewinnt bei Wachtmeister Friedrich nun die berufliche Routine die Oberhand. Immerhin handelt es sich hier um ein Verbrechen, auch wenn der Täter und vor allem die Gründe, die zu seinem Geständnis geführt haben, mehr als ungewöhnlich sind.
    »Wann haben Sie beschlossen, Martin Groschen zu töten?«
    »Es war kein vorgefaßter Plan, das schwöre ich Ihnen! Wir kehrten an dem Abend von einem Festessen unseres Sportvereins zurück und hatten beide ziemlich viel getrunken. Er sagte zu mir: >Du bist mir schon lang das Geld schuldig...< Und das stimmte auch, denn ich war mit dem Rückzahlungstermin einen Monat überfällig. Ich sagte, ich könne das Geld jetzt nicht zurückzahlen, und flehte und bettelte, doch er wollte nichts davon hören. Er lachte nur höhnisch, und dann zog er ein Blatt Papier aus der Tasche. Obwohl ich am Steuer saß, konnte ich lesen, daß es ein Schuldbekenntnis war. Er lachte noch immer und sagte dann: >Wenn du bis Ende der Woche nicht bezahlst, bringe ich dich ins Gefängnis<«
    Wachtmeister Friedrich macht sich Notizen. Der junge Mann schweigt einen Moment, und man hört nur das Kratzen des Füllfederhalters auf dem Block.
    »Danach habe ich sofort daran gedacht, irgendwie einen Brand zu verursachen. Es war einfach stärker als ich. Ich sagte mir, daß dieses Stück Papier unbedingt verbrannt werden mußte. Aber wie hätte ich das anstellen sollen, ohne daß der Wagen auch mit verbrannte? Ich wiederhole, ich hatte viel getrunken...«
    Franz Ehrhard setzt sich auf sein Bett, dem Polizisten gegenüber, den er nicht sehen kann.
    »Ich hielt den Wagen an und erklärte, wir hätten eine Panne. Er argwöhnte nichts, als ich ausstieg. Ich holte den Wagenheber aus dem Kofferraum, und er stieg ebenfalls aus. Ich schlug ihm damit auf den Kopf und beförderte ihn dann wieder auf den Beifahrersitz. Ich hatte vor, den Wagen in einen Abgrund zu stoßen, damit es wie ein Unfall aussieht. Also fuhr ich ein paar Kilometer weiter, doch er kam plötzlich wieder zu sich und warf sich auf mich. Ich war vollkommen
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