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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens
Autoren: Pierre Bellemare
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wäre möglich, daß Sie einen Moment lang nicht aufgepaßt haben.«
    »Vier Personen kann man nicht einfach übersehen, vor allem, wenn eine Frau mit weißem Mantel und weißen Stiefeln dabei ist...«
    Diese Frau in Weiß stellt die Ermittler vor das größte Problem, sollten die Täter tatsächlich von außen gekommen sein. Wenn sie nicht das Eingangstor passiert haben, müssen sie die Mauer hochgeklettert sein, doch diese Mauer ist zehn Meter hoch und wird nachts durch mehrere Patrouillen überwacht. Für ein solches Vorhaben ist eine weißgekleidete Frau nicht gerade die ideale Anführerin.
    Wie dem auch sei, niemand hat irgendwelche Hippies gesehen, und die Festungsmauer weist auch keinerlei Kletterspuren auf. Sind die Täter etwa unter den Bewohnern des Forts zu suchen? Obwohl ihm dieser Gedanke äußerst zuwider ist, muß Kommandant Harris diese Möglichkeit zuletzt immerhin einräumen. »Trotzdem kann ich nicht verstehen, wie sich jemand ausgerechnet an Turner hätte vergreifen sollen, Sheriff. Er ist ein prachtvoller Bursche, überall beliebt und angesehen!«
    »Nein, das eben nicht! Sein Kampf gegen die Droge hat ihm nicht nur Freunde eingebracht, zumindest nicht bei denen, die damit handeln.«
    »Und glauben Sie, daß einer von denen reden wird?«
    »Die Händler sicher nicht, aber die Abnehmer eher. Die Umstände des Verbrechens sind zu schwerwiegend, als daß die Leute weiter schweigen werden, selbst wenn sie dadurch persönliche Nachteile in Kauf nehmen müssen.«
    Der Soldat Orville sagt als erster vor dem Kommandanten und dem Sheriff aus: »Ich weiß, daß ich dafür das Gefängnis riskiere, aber ich werde Ihnen trotzdem alles sagen, was ich weiß. Da ich inzwischen schon zwei Jahre hier bin, weiß ich eine ganze Menge. Ich nehme Haschisch, Heroin und LSD, aber ich bin hier damit keineswegs die Ausnahme, ganz im Gegenteil. Diejenigen, die nichts nehmen, sind die Ausnahme!«
    »Haben Sie sich nicht von Doktor Turner behandeln lassen?« unterbricht ihn der Kommandant.
    Grinsend erwidert der Soldat Orville: »Gewiß, Herr Kommandant, aber nicht etwa, um eine Entziehungskur zu machen, sondern um mich mit Stoff einzudecken!«
    »Was sagen Sie da?«
    »Wissen Sie, mit Drogen ist das eine verteufelte Sache. Ihr Bannkreis ist ungeheuer gefährlich, selbst wenn man sie bekämpfen will. Zu Anfang hat Doktor Turner seine Arbeit sehr ernst genommen. Er hat viele Burschen hier geheilt. Und dann ist er selbst irgendwann in die Falle gelaufen. Die Versuchung ist einfach zu groß! Und man bekommt derart viel Geld dafür! Kurz gesagt, die Entziehungskuren waren für ihn zuletzt nur noch ein Deckmantel, Turner hat zehn Leute behandelt, und dafür hat er hundert mit Stoff versorgt. Er war ein Dealer, nichts anderes...« Sheriff Nathaniel Crawley nimmt das Photo von Hauptmann Turner zur Hand, das vor ihm auf dem Schreibtisch liegt. Er betrachtet das offene Lächeln und den aufrichtigen Blick. Kann es sein, daß dieser Mann, dessen ganze Familie massakriert wurde und der jetzt mit dem Tode ringt, keineswegs der strahlende Held und das bedauernswerte Opfer ist? Sollte er womöglich nichts als ein übler Dealer sein wie so viele andere?
    Unvermittelt überkommt den jungen Sheriff eine furchtbare Ahnung. Diese Angelegenheit, die zunächst nur ein grausames Gewaltverbrechen zu sein schien, wird sich am Ende als moralisches Verbrechen schlimmsten Ausmaßes erweisen, und das ist noch viel schwerer zu ertragen! Tatsächlich findet sich gleich darauf ein weiterer Zeuge bei den beiden Männern ein. Es handelt sich um den Soldaten Bernardini, der seit sechs Monaten in Fort Weston lebt. Er wirkt sehr aufgeregt.
    »Soll ich Ihnen wirklich sagen, was ich gesehen habe, was es auch sei?«
    »Natürlich!«
    Der Soldat holt tief Luft, und als er zu erzählen beginnt, wirkt er, als springe er ins kalte Wasser: »Ich bin letzte Nacht draußen gewesen. Ich hatte mein Quartier verlassen, um die Nacht in einem der Häuser hier auf dem Gelände zu verbringen. Es handelte sich um eine Frauengeschichte... Als ich am Haus von Hauptmann Turner vorbeikam, sah ich, wie er herauskam und ein paar Gegenstände auf den Rasen warf. Es war ziemlich dunkel, und ich konnte nicht erkennen, was für Gegenstände das waren. Da ich selbst etwas Unerlaubtes tat, kümmerte ich mich nicht weiter darum, aber jetzt ist das natürlich etwas anderes...« Kommandant Harris und Sheriff Crawley sehen sich an. Keiner von ihnen sagt ein Wort. Auf einen Schlag haben sich
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