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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens
Autoren: Pierre Bellemare
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gutes Herz besaß, dafür aber nicht viel Verstand.
     

D AS M ASSAKER VON F ORT W ESTON
     
    Als an diesem 6. Mai 1970 die Sonne über Fort Weston im amerikanischen Nordcarolina aufgeht, verspricht der Tag ebenso schön zu werden wie die vorhergehenden...
    Die ersten Anzeichen von Geschäftigkeit zeigen sich bereits, doch ist bis jetzt noch kein Weckruf ertönt. Obwohl es sich um eine militärische Befestigungsanlage handelt, ist dies keine Kaserne, sondern eher eine in sich geschlossene kleine Stadt. Hier leben die Offiziere und Unteroffiziere mit ihren Familien, und darüber hinaus dient das Fort als Ausbildungsstätte für junge Rekruten.
    Im Mai 1970 befinden sich die Vereinigten Staaten mitten im Vietnamkrieg, und die Rekruten des Forts sind entweder gerade auf dem Weg dorthin, oder sie kommen von dort zurück. Sergeant Smith gehört zur zweiten Kategorie. Er gehört zu denen, die nie mehr nach Südostasien zurückkehren werden, weil er dort unten schwer verletzt worden ist und als Vollinvalide vorzeitig in Pension gehen mußte. Zurück in Fort Weston, wurde er drogenabhängig und wäre beinahe gestorben, wenn ihn nicht der dortige Militärarzt, Hauptmann Turner, gerettet hätte.
    Der achtundzwanzigjährige Philipp Turner ist in Fort Weston eine sehr beliebte Persönlichkeit. Mit seiner dynamischen Art und seinem strahlenden Lächeln, mit den blauen Augen und dem dunklen Haar könnte er ebensogut ein Filmheld sein. Er hat die Laufbahn eines Militärarztes aus Berufung gewählt, und was ihn dabei besonders interessiert, ist weniger die Chirurgie oder die Behandlung von Verwundeten, als vielmehr die psychologische Betreuung der Soldaten.
    Für Turner war die seelische Gesundheit stets ebenso wichtig wie die des Körpers, und er konnte mit seinen Behandlungsmethoden bisher große Erfolge verzeichnen.
    In Fort Weston zählt das Drogenproblem zu seinen schwierigsten Aufgaben, doch er hat nicht nur durch den Einsatz entsprechender Medikamente, sondern besonders durch seine Warmherzigkeit so manchen jungen Rekruten vor dem Tode bewahrt.
    Turner bewohnt auf dem Gelände des Forts ein kleines Häuschen zusammen mit seiner Familie, seiner Frau Marjorie und seinen kleinen Töchtern Emily und Jane.
    An diesem Morgen marschiert Sergeant Smith mit zwei Flaschen Milch und einem Rosenstrauß im Arm pfeifend durch die Straßen von Fort Weston. Er will das dem Hauptmann und dessen Familie schenken, wie er es gelegentlich zu tun pflegt, um seine Dankbarkeit zu bekunden.
    Sergeant Smith läutet an der Haustür, wartet einen Moment und bemerkt auf einmal, daß die Tür nur angelehnt ist.
    »Hauptmann Turner?« ruft er.
    Da niemand antwortet, geht er schließlich hinein. Er entdeckt Turner im Flur. Der Hauptmann liegt ausgestreckt auf einem kleinen Sofa. Sergeant Smith nähert sich und schreit: »Hauptmann Turner!«
    Viele Menschen reagieren angesichts eines großen Schreckens oft auf seltsame Weise. Manchmal ist der Schock so stark, daß man zunächst nur die bloßen Fakten registriert, bevor einen das Entsetzen überwältigt, ähnlich wie bei einem Unwetter, wo der Blitz dem Donner vorausgeht.
    Sergeant Smith kann in diesem Moment lediglich denken: »Merkwürdig, daß die Hand des Hauptmanns vom Gelenk abgetrennt ist...«
    Erst dann gewahrt er alles übrige, und er beginnt zu schreien: »Das war Manson...!«
    Der grauenhafte Anblick, der sich vor seinen Augen auftut, ist nur mit dem Verbrechen an Sharon Tate und deren Freunden vergleichbar. Sie alle waren in der Hollywood-Villa der Schauspielerin von Charles Manson und seiner Bande ermordet worden.
    Die Familie Turner ist auf unbeschreiblich brutale Weise regelrecht massakriert worden. Die beiden kleinen Mädchen wurden von zahllosen Messerstichen durchbohrt, und die Mörder haben ihnen die Augen herausgerissen. Der Mutter, Marjorie, wurde der Kopf abgeschlagen und der ganze Schädel zertrümmert. Doch am schrecklichsten ist, daß die junge Frau schwanger war und daß die Täter sogar über ihren Bauch hergefallen sind. An der Wand steht mit Blut das englische Wort PIGS geschrieben, was auf deutsch >Schweine< bedeutet. Dieselbe Botschaft hatte Manson auch am anderen Tatort zurückgelassen.
    Sergeant Smith wird jäh aus seiner Erstarrung gerissen, als er hinter sich ein Stöhnen vernimmt. Nein, der Hauptmann ist noch nicht tot! Wie durch ein Wunder ist er seinen schrecklichen Verletzungen noch nicht erlegen. Blutüberströmt richtet er sich auf dem Sofa auf... ein wahnwitziger
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