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Nächte des Schreckens

Nächte des Schreckens

Titel: Nächte des Schreckens
Autoren: Pierre Bellemare
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einer vereisten Stelle der Straße ins Schleudern geriet. Das Fahrzeug drehte sich einmal um sich selbst und fuhr dann in einen Baum. Ich hielt an, um dem Fahrer zu Hilfe zu eilen, und sah, daß es sich um eine junge Frau handelte.«
    »Françoise!« schreit Nicolas.
    »Ja, genau. So hieß sie mit Vornamen. Ihren Nachnamen habe ich vergessen. Sie hatte eine Kopfverletzung, die nicht allzu schlimm zu sein schien, aber sie verlor viel Blut. Ich habe sie in meinen Wagen gelegt und bin mit ihr nach Soisy gefahren. In dem Café dort habe ich telefonisch einen Arzt herbeigerufen...«
    Nicolas erhebt sich unvermittelt und geht mit geballten Fäusten und verzerrtem Gesichtsausdruck auf den Mann zu.
    »Was hat das alles mit meiner Frau zu tun?«
    »Es war diese Françoise, die mich bat, Ihre Frau aufzusuchen. Sie sagte, es sei sehr wichtig, und sie könne nicht allein bleiben. Ich sollte ihr ausrichten, daß sie einen Unfall gehabt hatte, und dann sollte ich sie zu ihr ins Hospital fahren.«
    »Und danach?«
    »Ich tat, worum sie mich gebeten hatte. Zumindest hatte ich das vor...«
    »Was haben Sie getan?«
    Der Mann wird noch eine Spur bleicher. Er beißt sich auf die Hand.
    »Ich habe nichts Böses getan, das schwöre ich! Ich klopfte, weil der Strom ausgefallen war und die Klingel nicht funktionierte. Ihre Frau öffnete. Ich kam nicht mehr dazu, ihr auch nur ein Wort zu sagen. Sie stieß einen fürchterlichen Schrei aus... Ich werde diesen Schrei niemals vergessen. Sie muß in dem Moment in Panik geraten sein...«
    Nicolas Dupré versucht, sich auf den Mann zu stürzen, doch die Polizisten halten ihn zurück.
    »Sie haben sie getötet!«
    »Nein, nein! Ich wollte ihr keine Angst machen. Ich lächelte sie an, um Sie zu beruhigen, aber sie ist auf der Stelle geflüchtet. Sie stürzte zurück in den Flur, wo alles dunkel war... und da ist es dann passiert.«
    Der Mann läßt sich in einen Sessel fallen, und der Polizeibeamte fährt an seiner Stelle fort: »Als Ihre Frau, von Panik übermannt, ins Innere des Hauses zurückstürzte, stieß sie in der Dunkelheit kopfüber gegen die geschlossene Glastür des Flurs. Dabei wurde ihr die Kehle durchschnitten.« Der Mann erhebt sich wieder: »Ich rief sofort die Polizei und die Feuerwehr an, aber man konnte nichts mehr tun. Als die Beamten eintrafen, war sie bereits tot. Sie hatte zuviel Blut verloren.«
    Nicolas Dupré schüttelt fassungslos den Kopf.
    »Sie hatte von Anfang an recht. Ich bin ein Narr, ein Verbrecher!«
    Nicolas Dupré hat das >Haus des Unheils< für ein Butterbrot verkauft. Zu diesem Preis war es fast geschenkt, doch war das Geschenk möglicherweise vergiftet...
     

D IE A BGRÜNDE DER E RINNERUNG
     
    Antoine Chartier erhebt sich schwerfällig von seinem Stuhl. Mit dem Handrücken schiebt er die Weinflasche und das Glas beiseite, die gleich darauf auf dem Steinboden zerschellen. Mit trunkener Stimme ruft er: »Emilie!«
    In der Wohnküche des Bauernhofes ist es beinahe vollkommen dunkel. Das Herdfeuer ist so gut wie erloschen, und die rauchende Petroleumlampe verbreitet nur noch ein schwaches grünliches Licht.
    Antoine Chartier schlägt mit der Faust auf den Tisch und wiederholt: »Emilie!«
    Da er keine Antwort erhält, steuert er mit schwerem Schritt, seine Holzpantinen über den Boden schleifend, auf die Treppe zu, die zu den Schlafkammern führt.
    Der fünfunddreißigjährige Antoine Chartier ist ein Koloß von einem Mann. Er ist ein hart arbeitender Bauer, der gerne überall mit anpackt. Nur nicht, wenn er getrunken hat, was leider jeden Tag der Fall ist. Dann verwandelt er sich in ein wildes Tier.
    Polternd öffnet er eine Tür im oberen Stock, und gleich darauf steht ein dunkelhaariges, etwa achtzehnjähriges Mädchen vor ihm. Sie ist gut gewachsen und hat hübsche, rosige Wangen.
    Ohne vor ihm zurückzuweichen, begegnet sie seinem Blick. »Was wollen Sie von mir?«
    Antoine Chartier versucht, sie um die Taille zu fassen.
    »Du weißt genau, was ich von dir will, du kleines Frauenzimmer!«
    Entschieden macht Emilie sich los.
    »Lassen Sie mich in Ruhe. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß ich nicht will. Ich will ein anständiges Mädchen bleiben.«
    Doch der Bauer hört nicht auf das, was sie sagt, und stürzt sich auf sie. Emilie weicht ihm aus, so daß er mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fällt. Schwankend erhebt er sich.
    »Verdammtes Weibsstück! Na warte...«
    Jetzt bekommt Emilie wirklich Angst. Keuchend und mit blutunterlaufenen Augen
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