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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke
Autoren: Carter Brown
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bei
einer Geisteskrankheit keine Heilungsgarantien geben, und ich muß einräumen,
daß die Möglichkeit eines Rückschlags bei Amanda besteht. Aber doch nicht so
bald. Es verträgt sich zwar nicht mit meinem beruflichen Ehrgeiz, aber auch der
beste Medizinmann kann sich irren .«
    »Dennoch bezweifeln Sie’s ?«
    Er nickte prompt. »Ich
bezweifle es stark .«
    »Also bleibt uns nur die dritte
Möglichkeit«, faßte ich zusammen. »Nämlich unbekannte Männer und Ereignisse aus
den letzten sechs Monaten.«
    »Ich bin nie tief genug in ihr
Bewußtsein vorgedrungen, um zu erfahren, was ihr in diesen sechs Monaten nun
tatsächlich zugestoßen ist. Wie Sie schon sagten, erinnert sie sich an Männer —
zu viele Männer — und an eine trostlose Umgebung. Es war schon ein schweres
Stück Arbeit, daß sie sich wenigstens an das erinnerte. Wenn es darüber hinaus
noch etwas gibt, dann hat sie es tief im Unterbewußtsein begraben — und den
Schlüssel dazu konnte ich nicht finden .«
    »Wirklich nicht ?« fragte ich deprimiert. »Keinen Namen, keinen
Aufenthaltsort?«
    »Gar nichts«, sagte er. »Die
Ursache war Forest. Was danach folgte, waren nur die Auswirkungen .«
    »Das eben muß wohl richtiger
Fachjargon gewesen sein«, rätselte ich. »Denn ich verstehe ums Verrecken nicht
den Sinn Ihrer Feststellung .«
    Geduldig sagte er. »Meine
Hauptaufgabe war es, sie zu heilen. Um das zu erreichen, mußte ich sie dazu
bringen, ihre Zeit mit Forest zu akzeptieren. Was sie nach dieser Zeit tat, war
von sekundärer Bedeutung und lediglich eine Reaktion auf ihr Unvermögen, sich
gegen Forest zu behaupten .« Bedächtig kratzte er sich
die Wange. »Wenigstens habe ich es so aufgefaßt .«
    »Das heißt also, Sie können mir
überhaupt nicht weiterhelfen ?«
    »Es tut mir leid, aber das kann
ich wirklich nicht. Was haben Sie jetzt vor ?«
    »Ihre Schritte während dieser
sechs Monate, bevor sie hier auftauchte, zurückzuverfolgen. Dabei fange ich
wohl am besten bei Forest an und arbeite mich dann vorwärts — oder auch zurück ?«
    »Ich habe ihn nie
kennengelernt«, meinte Dr. Merrill nachdenklich. »Aber meiner Schätzung nach
muß er das reinste Dynamitpaket sein, Holman. Wenn Sie vorhaben, ihn unter
Druck zu setzen, würde ich an Ihrer Stelle dunkle Ecken meiden .«
    »Vielen Dank, Doktor«, sagte
ich. »Sie waren mir zwar keine große Hilfe, aber schon die gute Absicht zählt .«
    »Und ich gebe Ihnen noch eine
Idee mit auf den Weg«, sagte er leise. »Amanda Waring ist eine überaus
komplizierte Frau. Es wäre durchaus möglich, daß sie diese Verfolger erfunden
hat — aus nur ihr bekannten Gründen .«
    »Sie sind ein wirklich fixer
Medizinmann«, räumte ich ein und erhob mich. »Jetzt brummt mir schon der Kopf,
und Sie haben es noch nicht mal mit Hypnose probiert .«
    Ich verließ das Büro und ging
durch den Flur zum Empfang. Dort starrte mir die Rosablonde mit gelangweiltem
Blick entgegen. Die Stille, die in diesem Sanatorium herrschte, wirkte
plötzlich bedrückend auf mich, und ich fragte mich, ob sie alle ihre Patienten
in schalldichte Gummizellen gesperrt hatten. Dieser Gedanke trieb mich mit
Windeseile durch das Portal ins Freie.
    Es ging schon auf den Abend zu,
als ich Los Angeles erreichte und vor dem angegrauten Doppelhaus hielt, in dem
Marian Byrnes wohnte. Eine schwache Brise raschelte in den verstaubten Blättern
eines Jakarandabaums , und die Luft roch schwach nach
Meer. Ich stieg die hölzerne Außentreppe hinauf, die von der Zeit arg
mitgenommen war, und läutete. Kurz darauf öffnete sich die Tür fünf Zentimeter
weit an ihrer Sicherheitskette.
    »Wer ist da, verdammt noch mal ?« fragte eine Stimme von drinnen.
    »Rick Holman«, antwortete ich.
»Amanda Waring hat mir geraten, mich mit Ihnen zu unterhalten .«
    »Sie hat Sie mir schon
telefonisch angekündigt .« Die Stimme klang immer noch
skeptisch. »Sind Sie ihr letzter Versuch oder so ?«
    Die Sicherheitskette fiel, und
die Tür öffnete sich weit. Dahinter stand eine Brünette mit einem reservierten
Blick in den großen, graugrünen Augen. Ihr Haar rieselte in lockigen Kaskaden
vom Scheitel bis auf die Schultern herab. Die samtweiche Haut saß über den
Wangenknochen zu straff, aber der Mund war sinnlich und voll. Sie war groß und
hatte diesen vollen Busen, der hochgewachsenen Mädchen so gut steht. Das enge
Seidenhemd betonte ihn noch, genau wie die hautenge Hose den schlanken Hüften
schmeichelte. Sie sah so aus, wie sich ein Lateinamerikaner
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