Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sperrte die Haustür hinter mir ab. Als ich zurückkam, stand
sie offen. Innerhalb von fünf Minuten läutete das Telefon, und die Stimme sagte
mir, das hätten sie nur zum Beweis dafür getan, wie leicht sie mich in die
Finger kriegen könnten, wenn die Zeit gekommen wäre. Ich ließ zwei zusätzliche
Türschlösser anbringen, aber sicher fühle ich mich deshalb noch nicht .«
    »Und Sie haben wirklich keine
Ahnung, wer die Urheber und was ihre Motive sein könnten ?«
    »Keine«, sagte sie kurz
angebunden.
    »Bisher weiß ich von Ihnen
lediglich, daß Sie vor zwei Jahren einer der weltbekanntesten Filmstars waren«,
sagte ich. »Dann wurden Gerüchte laut von Problemen und so, und Ihr letzter
Film blieb unvollendet. Was war geschehen ?«
    »Ich war mit Dale Forest
verheiratet«, erzählte sie. »Zur Zeit unserer Hochzeit galt sein Name viel mehr
als meiner. Allmählich wurde die Sache genau umgekehrt, und Dale konnte sich
nicht damit abfinden. Dauernd versuchte er, mich zu drücken. Schön und gut, im
Studio war ich vielleicht der große Star, aber daheim waren die Rollen genau
vertauscht. Er tat alles, um mich zu demütigen, und mit der Zeit, gelang ihm
das auch. Zum Beispiel beleidigte er mich in Gegenwart unserer Freunde. Sooft
er nur konnte, brachte er mich in die peinlichsten Verlegenheiten; oder er
erzählte den Leuten, welch fürchterliche Dinge ich angeblich über sie gesagt
hätte, obwohl das nicht stimmte .«
    »Warum haben Sie ihn dann nicht
verlassen? Die Scheidung eingereicht ?«
    »Wahrscheinlich hätte ich das
gleich am Anfang tun sollen«, sagte sie leise und nachdenklich. »Aber damals
bildete ich mir noch ein, ihn zu lieben — ziemlich kindisch von mir. Und
allmählich wurde sein Einfluß auf mich immer stärker, bis ich ihm fast alles
glaubte und mein ganzes Selbstvertrauen verlor. Ich traute meinem eigenen
Urteilsvermögen nicht mehr, und das wirkte sich auch auf meine Arbeit aus. Dann
kamen die ersten schlechten Einspielergebnisse und machten alles noch
schlimmer. Damals fing ich mit den Drogen an, und danach ging es immer
schneller abwärts. Wie in einer Todesspirale. Schließlich kam ich zu mir und
lag in diesem Sanatorium .«
    »Glauben Sie, daß immer noch
Dale dahintersteckt ?«
    »Nein. Er hat sein Ziel
erreicht — meine Karriere ein für allemal zu ruinieren — , und er ist an mir nicht mehr interessiert. Er hat die Scheidung durchgesetzt,
bekommt genug Rollen und führt ein Leben, das nicht rosiger sein könnte .«
    »Dann vielleicht jemand aus der
Filmbranche ?« bohrte ich weiter. »Irgendwer, der durch
die letzten beiden Filme mit Ihnen Geld oder Renommé verloren hat?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte
sie nach kurzem Nachdenken. »Bei beiden Reinfällen war Sam Aikman mein
Regisseur, und wir sind immer noch befreundet. Er behauptet, ich könnte es noch
einmal schaffen, und hat versprochen, mir zu helfen .«
    »Welche Zeit liegt zwischen
Ihrem letzten Drehtag und der Einweisung ins Sanatorium ?«
    »Sechs Monate.«
    »Damals waren Sie drogen- und
sexsüchtig«, überlegte ich. »Also sind es vielleicht Leute, denen Sie in dieser
Zeit begegnet sind ?«
    »Sie meinen Männer, mit denen
ich geschlafen habe ?« Sie lächelte ein bißchen schief.
»Was ich Ihnen vorhin erzählt habe, stimmt, Mr. Holman: An die meisten kann ich
mich einfach nicht mehr erinnern .«
    »Und an die sechs Monate?«
    »Verschwommen. Wenn ich an sie
denke, ist mir, als hätte ich Nebel im Kopf«, sagte sie. »Der Seelenflicker im
Sanatorium — er heißt Dr. Merrill und ist übrigens sehr nett — hat es mir
erklärt: Mein Unterbewußtsein wehrt sich gegen die Erinnerung .«
    »Wo hielten Sie sich damals auf ?«
    »Der Film wurde in London
gedreht«, berichtete sie. »Aber ich konnte es einfach nicht mehr aushalten und
flog hierher nach Los Angeles zurück. Dale hatte nichts Eiligeres zu tun, als
mich zu begleiten, damit er sich an diesem verheerenden Mißerfolg von mir weiden konnte. Ich ertrug das alles etwa eine Woche lang, dann lief ich
davon, weil ich wußte, ich hätte sonst ihn oder mich selbst umgebracht .« Sie überlegte eine Weile. »Wahrscheinlich bin ich gar
nicht weit weggefahren. Eine Zeitlang wohnte ich bei einer Freundin, sie heißt
Marian Byrnes. Marian tat alles, um mir zu helfen, aber damals war ich wohl
schon ein hoffnungsloser Fall. Also lief ich wieder davon, und von diesem Tag
an bis zu meinem Aufwachen im Sanatorium ist alles ein einziger Wirrwarr. Und
ein schmutziger dazu !« Wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher