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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke
Autoren: Carter Brown
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letzten Films, der nie fertiggestellt wurde«, bohrte ich. »Was ist in
London damals passiert ?«
    »Sie lief uns davon«, erzählte
er. »Aber in dem Stadium machte das auch nicht mehr viel aus. Ich hatte
zehntausend Meter Film in der Dose, und jeder einzelne Meter war Makulatur.
Auch ging uns das Geld allmählich aus, und es wäre glatter Betrug gewesen, wenn
ich mich nach einem gutgläubigen Kapitalgeber umgesehen hätte. Keine
Verleihfirma hätte den Streifen auch nur mit der Kohlenzange angefaßt .«
    »Amanda kehrte nach Los Angeles
und zu Dale Forest zurück«, überlegte ich. »Aber schon nach einer Woche konnte
sie ihn nicht mehr ertragen und zog aus. Sechs Monate später landete sie in
einem Privatsanatorium. Haben Sie sie in dieser Zwischenzeit irgendwo mal
gesehen ?«
    »Damals hatte ich selbst meine
Sorgen«, sagte er. »Ich mußte ganz schnell ein paar Filme drehen, damit ich
nicht auch auf dem Kehrichthaufen landete. Es waren lausige Filme, aber sie
hatten alle den bombensicheren Aikman-Erfolgsstempel. Als sie anfingen, Geld
einzuspielen, begannen sich die Leute wieder an meinen Ruf zu erinnern, und ich
bekam wieder Arbeit. Ich hatte verdammt wenig Ahnung, was aus Amanda geworden
war, bis ich schließlich hörte, daß sie in diesem Sanatorium lag. Danach habe
ich sie dann ein paarmal dort besucht .«
    »Und haben ihr den Glauben an
ihr Talent wiedergegeben ?«
    »Den Glauben an sich selbst«,
korrigierte er. »Egal, was die Leute über mich sagen mögen, Holman, bin ich
trotzdem nur zu neun Zehnteln ein Schweinehund .«
    »Da hätten Sie mich glatt
täuschen können«, meinte ich.
    »Das wäre bei Ihnen auch
bestimmt nicht schwer«, grollte er. »Sie nehmen mir mein Urteil über Dale
Forest wohl nicht ab, wie ?«
    »Kann ich nicht sagen .« Ich zuckte die Schultern. »Schließlich kenne ich den Mann
nicht .«
    »Wollen Sie ihn kennenlernen —
privat ?« Aikman musterte mich abschätzend. »Die Bestie
beim Jagen in freier Wildbahn beobachten ?«
    »Warum nicht?«
    » Heute abend gebe ich bei mir zu Hause eine kleine Party«, sagte er. »Es wird mal wieder
Zeit, daß ich ein paar Leute einlade .«
    »Und Sie glauben, Forest wird
einer so kurzfristigen Einladung folgen ?«
    »Aber sicher«, meinte Aikman
selbstzufrieden. »Der kann’s ja gar nicht abwarten, meine Zukunftspläne für
seine Ehemalige zu erfahren .«
    »Okay«, stimmte ich zu. »Um
welche Zeit?«
    »Gegen neun. Und bringen Sie
niemanden mit. Ich habe meistens mehr Mädchen vom Typ Henrietta am Hals, als
ich zweihändig bewältigen kann. Sie wären eine willkommene Hilfe .«
    »Gern«, sagte ich. »Und vielen
Dank für die Chance, Forest unter die Lupe zu nehmen.«
    »Ich hoffe, Sie bringen ihn
um«, meinte er vergnügt. »Das ist praktisch die einzige Methode, diesen Bastard
zum Schweigen zu bringen .«
    Im Vorzimmer war Henrietta
eifrig mit ihrer Frisur beschäftigt und unterbrach die Arbeit nur gerade so
lange, daß sie mir ein Konfektionslächeln zuwerfen konnte, als ich vorbeiging.
Wie mir schien, führte Sam Aikman kein leichtes Leben. Draußen lenkte ich
meinen Wagen in Richtung Woodside -Sanatorium und zu
einem gemütlichen Plausch mit Dr. Merrill. Mein Beruf mochte seine
Schattenseiten haben, aber wenigstens kam ich in der Gesellschaft herum.
    Das Sanatorium lag eine Stunde
entfernt, und es war eine Fahrt durch die Berge, wo der Smog immer noch das
Problem der anderen Leute darstellt. Das zweistöckige Gebäude war niedrig und
langgestreckt und erinnerte eher an eine Fabrik, vielleicht für elektronische
Apparate. Ich ließ den Wagen vorn auf dem Parkplatz stehen und trat durch ein
offenes Portal ins Foyer. Ein paar abstrakte Skulpturen darin konnten die
aseptische Atmosphäre auch nicht mildern.
    Hinter dem Empfang saß eine
rosablonde Schwester in jungfräulich weißer, gestärkter Uniform und mit einem
Ausdruck äußerster Langeweile im Gesicht. Ich nannte ihr Namen und Begehr. Mit
einem unterdrückten Gähnen griff sie zum Telefon, und ich fragte mich
beiläufig, ob eine rechte Gerade zwischen die Augen sie wohl aus ihrer
Lethargie gerissen hätte. Wahrscheinlich nicht.
    »Dr. Merrill wird Sie sofort
empfangen«, sagte sie und legte den Hörer auf. »Geradeaus durch diesen Flur,
die dritte Tür links.«
    »Läuft er immer noch frei herum ?« flüsterte ich im Verschwörerton .
    »Wer? Dr. Merrill?«
    »Sweeney der Würger«, sagte
ich. »Er ist doch letzte Nacht ausgebrochen. Hat zwei
Wärter erschlagen, drei Schwestern
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