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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke
Autoren: Carter Brown
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regnete es, sagte man ihr, oder
der Wagen hatte eine Panne. Jedenfalls gab es immer einen Vorwand, warum sie
nicht zum Strand gingen .«
    »Ich weiß, daß sie allerhand
durchgemacht haben muß«, sagte er. »Meiner Ansicht nach klingt das alles
ziemlich sadistisch .«
    »Und gar nicht bekannt, Doktor ?« fragte ich leise.
    »Wie meinen Sie das ?«
    »Daß Amanda in Vegas und Venice war, wußte sie nur aus dem, was man ihr sagte«,
überlegte ich. »Über Malibu sagten sie ihr nur...«
    »Aber sie hörte doch die
Brandung rauschen«, unterbrach er mich.
    »Jeder kann die Brandung
rauschen hören«, sagte ich. »Dazu braucht man nur eine Platte mit
Meeresrauschen abzuspielen oder einen Kassettenrekorder laufen zu lassen. Sie
nahm Drogen und Tabletten. Wahrscheinlich wurde sie absichtlich damit
gefüttert, damit sie völlig desorientiert blieb. Wenn Sie jemanden erst in
diesen Zustand versetzt haben, Doktor, wäre es dann wirklich so schwer, ihm
eine Weltreise vorzugaukeln, obwohl Sie in Wahrheit mit ihm nie das Zimmer
verlassen ?«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«,
sagte er langsam. »Ihrer Ansicht nach war sie in keiner dieser Städte. Die
Leute um sie herum redeten ihr das nur ein, richtig ?«
    »Richtig«, sagte ich müde. »Sie
begreifen wirklich schnell, Doktor. Und jetzt wollen wir als nächstes
überlegen, wo man Amanda diese ganze Zeit über gefangenhielt .
Es muß schon ein ruhiges Plätzchen gewesen sein, meinen Sie nicht? Bestimmt hat
es Zeiten gegeben, in denen sie sich die Seele aus dem Leibe schrie, und dabei
kann man keine Nachbarn brauchen. Also mußte es irgendein Haus mit dicken
Wänden sein, das isoliert stand. Ein Haus, in dem sie niemandes Neugier
erregte, und auch ihre Begleitung nicht.« Ich wartete und setzte dann hinzu:
»Ein Sanatorium wäre ausgesprochen ideal dafür. Meinen Sie nicht auch, Doktor ?«
    Überrascht starrte er mich an.
»Hier? Glauben Sie, Amanda wurde die ganze Zeit hier versteckt gehalten?
Unmöglich! Das hätte nicht geschehen können, ohne daß ich davon wußte .«
    »Wußten Sie’s denn nicht,
Doktor ?«
    »Sie müssen krank sein«,
knurrte er. »Ich bin Nervenarzt, kein Monstrum !«
    »Nervenarzt sind Sie gewiß«,
gab ich zu. »Aber vielleicht haben Sie sich mit einem Monstrum zusammengetan ?«
    »Was soll denn das nun wieder
heißen ?« bellte er.
    »Es gab ein Mädchen namens
Marian Byrnes«, fuhr ich fort. »Sie war die Freundin, bei der Amanda Zuflucht
suchte, als sie vor Forest davonlief. Dann brannte sie mit Marians Freund
durch. Er hieß Chuck Adams, und niemand weiß, was aus ihm wurde. Ein Mann rief
Marian Byrnes an und verabredete sich für gestern vormittag mit ihr, aber sie ließ sich nicht davon
überzeugen, daß er der echte Chuck Adams war. Deshalb begleitete ich sie zu der
Verabredung. Ein Kerl namens Carl erschien und entführte sie mit Gewalt, indem
er ihr ein Messer ins Kreuz drückte. Gestern abend lud er sie wieder vor meinem Haus ab. Man hatte
sie nackt ausgezogen und ihr die Augen verbunden, während ihr Carl den ganzen
Tag über immer wieder dieselben Fragen stellte: nämlich, wieviel ich von der Sache wüßte. Das machte ihr Angst. Es
hätte jedem Angst gemacht. Deshalb fragte sie mich, ob
sie eine Weile bei mir wohnen dürfte. Als ich sie gegen zehn Uhr heute morgen verließ, wollte sie Lebensmittel einkaufen gehen. Als
ich gegen halb zwei Uhr mittags zurückkam, fand ich sie tot im Schlafzimmer.
Man hatte sie vergewaltigt, mißhandelt und ihr
schließlich die Kehle durchgeschnitten .«
    Wortlos starrte er mich an, nur
war er unter der Sonnenbräune blaß geworden.
    »Ich hielt Marian für ein
nettes Mädchen, Doktor«, sagte ich. »Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb
ich ungeduldig bin. Ich gebe Ihnen fünf Sekunden — dann erzählen Sie mir
entweder die Wahrheit, oder ich jage Ihnen eine Kugel in die Schulter, nur zum
Auftakt .«
    »Ich habe all mein Vermögen in
diese Klinik gesteckt«, begann er langsam. »Meine ganze Zukunft ist
verschuldet. Haben Sie eine Idee, was es kostet, nur die laufenden Kosten für
ein Haus wie dieses zu bestreiten? Ganz zu schweigen von dem teuren
Fachpersonal?«
    »Mein Herz blutet förmlich,
Doktor«, unterbrach ich ihn. »Kommen Sie zur Sache !«
    »Ich habe es aus finanziellen
Gründen getan«, sagte er. »Aber sie blieb die ganze Zeit unter meiner
ärztlichen Aufsicht. Sie suchte die Erniedrigung, und wenn man sie nicht
beaufsichtigt hätte, wäre sie ein Selbstmordkandidat gewesen. Hinterher
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