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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke
Autoren: Carter Brown
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holte
ich sie wieder zurück. Das war eine Bedingung, die ich gestellt hatte. Ich
weigerte mich, sie zu behandeln, wenn ich ihr danach nicht ihre geistige
Gesundheit und ihr normales Gefühlsleben zurückgeben konnte .«
    »Also hielt sich Amanda die
ganze Zeit hier auf ?«
    Er nickte hastig. »In einem
Seitenflügel. Unter dem Einfluß von Amphetaminen und Barbituraten blieb sie
desorientiert, wie Sie schon sagten. Wir dehnten auch ihr Zeitgefühl. Sie lebte
nur einige Wochen lang hier, bevor ich mit der Therapie begann. Drei Wochen, um
genau zu sein. Aber die Heilung dauerte dann natürlich viel länger .«
    »Und wer«, fragte ich, »waren
Carl, Cassie und Otto ?«
    Er biß sich auf den
Daumenknöchel. »Carl stieß von draußen hinzu. Cassie hat dieses Büro gerade vor
ein paar Minuten verlassen .«
    »Sie ist Schwester Cornish ?« fragte ich verblüfft.
    Er nickte.
    »Und Otto ?« fragte ich.
    Sein Gesicht war mir Antwort
genug. »Als Sie sie vergewaltigten, Doktor, dann geschah das wohl
therapeutisch, nehme ich an ?«
    Er schloß kurz die Augen, weil
ihn ein Wutanfall schüttelte. »Jetzt wissen Sie alles«, sagte er dann gepreßt.
    »Noch nicht ganz. Was passierte
mit Chuck Adams ?«
    »Das weiß ich nicht. Ihm bin
ich nie begegnet .«
    »Und wer hat Sie dafür bezahlt,
daß Sie sich Amandas so wohlwollend annahmen ?«
    »Heißt das, Sie wissen es nicht ?« fragte er überrascht.
    »Ich kann es erraten«,
antwortete ich. »Aber ich will es aus Ihrem eigenen Munde hören .«
    »Dale Forest«, murmelte er.
»Auf seine Weise ist er selber ein klinischer Fall. Alles war seine Schuld.
Zuerst brachte er sie an den Rand des Abgrunds, dann konnte er nicht ertragen,
daß sie ihm mit einem anderen Mann davonlief. Deshalb wollte er sie bestraft
wissen .«
    »Und jetzt hält er sich hier
auf ?«
    »Nein.« Nachdrücklich
schüttelte er den Kopf.
    »Er hat Marian Byrnes
ermordet«, erinnerte ich ihn. »Wenn er doch noch hier auftauchen sollte, haben
Sie einen lebensgefährlichen Geisteskranken am Hals .«
    »Ich bin nicht sicher, ob mir
nicht schon einer gegenübersitzt«, knurrte er . »Ich
habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß .«
    »Na gut«, sagte ich. »Dann
wollen wir mal einen Blick in diesen Seitenflügel werfen .«
    Ich ließ ihn vorgehen und
drückte ihm den Revolverlauf ins Kreuz. Die rosablonde Schwester hinterm
Empfangsschalter sah hoch, als wir vorbeikamen, und bekam wieder schmale Augen.
    »Warum schließen Sie sich uns
nicht an, Cassie ?« lud ich sie ein. »Sie können mir
unterwegs von dem Spaß erzählen, den Sie in Vegas und all den anderen Städten
hatten .«
    Sie erhob sich und trat steif
zu uns, wobei sich auf ihren Wangen zwei hochrote Flecken abzuzeichnen
begannen.
    »Gehen Sie mit dem Doktor«,
befahl ich. »Oder mit Otto, wenn Sie das lieber hören.«
    »Was haben Sie vor ?« fragte sie kleinlaut.
    »Ich bin mir noch nicht
sicher«, antwortete ich. »Wenn wir in diesem Seitenflügel sind, erschieße ich
den Doktor vielleicht und spiele dann selber Otto. Und Sie tun so, als seien
Sie Amanda Waring, okay ?«
    Wir gingen an geschlossenen Türen
vorbei durch einen anderen Korridor, in dem unsere Schritte hohl widerhallten.
    »Haben Sie überhaupt noch
andere Patienten, Doktor ?« fragte ich neugierig.
    »Neun oder zehn«, zischte er.
»Sie liegen alle in dem anderen Flügel. Es ist rationeller, als sie überall zu
verteilen .«
    »Ganz bestimmt«, nickte ich.
»Besonders wenn man nur die eine Schwester zu ihrer Versorgung hat!«
    »Ich habe drei Pfleger und fünf
weitere Schwestern«, sagte er. »Und das nötige Hauspersonal.«
    »Wenn das Ganze Dale Forests Idee war«, überlegte ich, »warum kam er dann nicht
und wollte mitspielen ?«
    »Er kam manchmal zum Zusehen«,
erzählte Merrill. »Ein ausgeprägter Voyeur. Ich bezweifle, daß er sexuell
überhaupt normal reagieren kann .«
    »Das ist wirklich interessant,
Doktor«, meinte ich respektvoll. »Besonders weil es so ungefähr die letzte
Diagnose ist, die Sie jemals stellen werden.«
    Vor der letzten Tür im Flur
hielt Merrill an und zog einen Schlüsselring hervor. »Hier ist es«, sagte er.
»Eine Wohnung für sich: Wohnzimmer, Schlafraum und Bad.«
    »Klingt gemütlich«, meinte ich.
»Wir wollen mal einen Blick hineinwerfen .«
    Er schloß auf, steckte den
Schlüsselring wieder ein und stieß dann die Tür weit auf.
    »Cassie zuerst«, befahl ich.
»Dann Sie.«
    Die Rosablonde ging gehorsam
voran ins Zimmer, gefolgt von Merrill, dem wiederum
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