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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke
Autoren: Carter Brown
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ich folgte. Das Zimmer war
freundlich möbliert, mit Wänden und Decke in hellen Farben — aber ohne ein
einziges Fenster. Merrill blieb in der Mitte stehen und drehte sich zu mir um.
    »Hören Sie, Holman«, sagte er
beschwörend, »können wir uns nicht irgendwie arrangieren? Wenn es Ihnen um Geld
geht — davon kann ich soviel besorgen, wie Sie wollen. Und Cassie hier würde
mit Freunden ein paar Wochen Urlaub nehmen und Ihnen Gesellschaft leisten .« Er grinste anzüglich. »Ich kann Ihnen sagen, sie ist ein
wandelndes Sexlexikon !«
    »Kommt nicht in Frage, Otto«,
sagte ich. »Statt dessen...«
    »Fallenlassen !« sagte eine Stimme hinter mir, und ein runder Metallring preßte sich mir in den
Nacken. »Falls Sie daran denken, den Doktor zu erschießen — tun Sie’s ruhig.
Aber hinterher sterben Sie !«
    Wenn man es richtig bedachte,
war ich gar nicht so scharf aufs Sterben. Deshalb ließ ich meinen Revolver
fallen, und Merrill hob ihn blitzschnell auf. Die Pistolenmündung verschwand
aus meinem Nacken, und ich wandte mich langsam nach ihrem Besitzer um. Er trug
eine weiße Pflegejacke, die seinem gelblichen Teint und den schwarzen
Knopfaugen überhaupt nicht schmeichelte.
    »Tag, Carl«, grüßte ich. »An
Sie hätte ich denken sollen .«
    »Es war schlau von Ihnen, Doc,
Ihren Schlüssel zu benutzen«, sagte Carl, an Merrill gewandt. »Ich begriff, daß
etwas oberfaul sein mußte, wenn Sie eine unversperrte Tür mit einem Schlüssel
öffnen wollten .«
    »Holman weiß alles«,
informierte ihn Merrill. »Er hat die Tote in seinem Haus gefunden und ist
direkt hierhergefahren .«
    »Also wird die Polizei ihn für
den Mörder halten, wenn sie die Leiche entdeckt«, grinste Carl. »Das ist gar
nicht schlecht, Doc .«
    »Wir müssen uns klar darüber
werden, was mit ihm geschehen soll«, erklärte der Doktor steif. »Wir haben hier
drin schon einen anderen Problemfall, vergessen Sie das nicht .«
    »Würden Sie mir was sagen ?« wandte ich mich an Carl. »Warum haben Sie Marian gestern
weggeschleppt und ihr all diese Fragen gestellt, obwohl Sie doch wußten, daß
sie Ihnen nicht antworten konnte ?«
    »Das war Dales Idee«, meinte er
beiläufig. »Er wollte sie erschrecken und demütigen. Sie mußte genauso bestraft
werden wie Amanda, weil sie einen anderen Mann ihm vorgezogen hatte .«
    »Wann hat sie für Forest je
eine Rolle gespielt ?« fragte ich verwundert.
    »Hat sie’s Ihnen nicht erzählt ?« Er schmunzelte. »Typisch Frau. Als Amanda mit ihrem
Busenfreund durchbrannte, hat sie sich eine Weile mit Dale getröstet. Aber sie
bekam ihn bald satt — Ende der Affäre. Damals kümmerte ihn das nicht weiter.
Erst als Sie sein Nachfolger wurden, platzte ihm der Kragen .« Carls Gesicht wurde plötzlich ernst. »Aber das Verhör reichte ihm noch nicht
als Strafe für sie. Besonders nicht, nachdem Sie ihn betrunken gemacht, ihn
dreimal hintereinander überwältigt hatten. Es war seine fixe Idee, es Ihnen
heimzuzahlen. Deshalb wollte er das Mädchen in Ihrem Haus töten und Sie dafür
büßen lassen. Das einzige, womit er nicht rechnete, war die Möglichkeit, daß
über all der Aufregung sein Irrsinn offen durchbrechen könnte .«
    »Das ist es !« sagte die rosablonde Schwester eifrig. »Die beste Lösung«, fuhr sie fort und
sah mich mit plötzlicher Bosheit in den blauen Augen an. »Ihr wißt doch, wie es
heißt: eine Hand wäscht die andere. Warum sperren wir die beiden nicht zusammen ?«
    Merrill und Carl warfen erst
ihr, dann einander einen langen, begreifenden Blick zu.
    »Ich glaube, da hat sie recht«,
sagte Merrill schließlich.
    »Und wie erklären wir es
hinterher ?« gab Carl zu bedenken.
    »Holman war daheim, als Dale kam
und Marian ermordete«, überlegte Merrill. »Er wurde die ganze Zeit mit der
Waffe in Schach gehalten. Dann zwang Dale ihn dazu, hierher zu fahren, und
schleppte ihn — ohne unser Wissen natürlich — in diesen Flügel, von dem er
wußte, daß er leerstand . Wir haben die beiden Leichen
nur ganz zufällig gefunden«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr,
»irgendwann heute abend .«
    »Das leuchtet mir ein«, sagte
Carl hochbefriedigt.
    »Also gehen wir ins
Schlafzimmer .« Merrill warf der Schwester einen Blick
zu. »Du ziehst dich besser zurück, Cassie .«
    »Gut.« Sie machte ein paar
Schritte, bis sie dicht vor mir stand, dann sah sie fast schüchtern zu mir
hoch. »Ich wollte, wir hätten ein bißchen mehr Zeit«, murmelte sie. »Ich würde
Sie zu gern fest in eine
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