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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke
Autoren: Carter Brown
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    »Nein, deshalb nicht.« Sie
schlug die Beine anders übereinander und gestattete mir dabei einen kurzen
Blick auf weißblond getöntes Schamhaar. »Was Sie mit Forest gemacht haben, regt
Sam so lange nicht auf, wie es ihn nicht an der Arbeit für seinen neuen Film
stört. Also muß es ein anderer Grund gewesen sein .«
    »Zum Beispiel welcher?«
    »Das kann ich doch nicht wissen .« Graziös zuckte sie die Schultern. »Sam gibt mir nie
Erklärungen, nur Befehle .«
    »Ich muß jetzt weiter«, sagte
ich. »Adieu, Henrietta.«
    »Adieu, Mr. Holman.« Ihre Augen
bekamen einen berechnenden Glanz. »Ich werde Harriet von unserem langen,
intimen Plauderstündchen unter vier Augen erzählen .« Sie grinste schadenfroh. »Das wird sie gern hören .«
    Ich ging hinaus zu meinem Auto,
setzte mich hinters Steuer und fragte mich, weshalb alle Welt plötzlich nicht
zu sprechen war. Entweder hatte die angejahrte Sexbombe gelogen, als sie von
dem Arztbesuch bei Forest erzählte, oder Henrietta hatte mir nicht die Wahrheit
gesagt, als sie das bestritt. Oder vielleicht hatte Forest auch die Sexbombe
belogen — wen scherte das schon? Es war Mittagszeit, und ich kam zu dem Schluß,
daß ich von meiner neuinstallierten Häuslichkeit in Beverly Hills ebensogut auch profitieren konnte. Bestimmt hatte Marian
inzwischen den Kühlschrank nachgefüllt, und wer aß schon gern im Restaurant,
wenn er solche Schätze daheim hatte?
    Gegen halb zwei parkte ich in meiner
Einfahrt und schloß die Tür auf. Während ich durchs Wohnzimmer schritt, rief
ich: »Bin wieder da !« Eisiges Schweigen antwortete
mir, und ich begann mir wie ein Zirkusclown vorzukommen. Was denn — sie war
eben noch nicht vom Einkäufen zurück, sagte ich mir
und mixte mir einen Campari-Soda.
    Nach ein paar Minuten begann
mir die lähmende Stille jedoch auf die Nerven zu gehen. Möglicherweise war sie
ja irgendwo im Haus, duschte vielleicht oder hielt Mittagsschläfchen. Das war
nur durch Augenschein zu klären. Ich trank mein Glas aus und machte mich auf
die Suche. Die Küche war leer, und auch der Swimming-pool hinterm Haus
beherbergte keine vollbusige Brünette. Sie stand auch nicht unter der Dusche,
stellte ich Sekunden darauf im Bad fest. Damit blieb mir als letzte Hoffnung
nur noch das Schlafzimmer. Die Tür dazu stand halb offen, und ich warf einen
flinken Blick durch den Spalt, in der Absicht, sie mitten beim Anziehen zu
überraschen — oder lieber noch vorher.
    Sie war tatsächlich im
Schlafzimmer. Nackt lag sie auf dem Bett ausgestreckt und bot mit weit
gespreizten Beinen einen verrruchten Anblick. Aber
dann sah ich, daß die Laken mit Blut getränkt waren, und spürte, wie sich mir
der Magen hob; ich schaffte es gerade noch rechtzeitig ins Badezimmer.
Hinterher blieb mir nichts anderes übrig, als wieder hinauszugehen. Beim zweitenmal zwang ich mich dazu, nahe ans Bett zu treten und
Marian genauer zu betrachten.
    In ihren weitoffenen Augen
stand noch der Angstschrei. Man hatte ihr die Kehle buchstäblich von einem Ohr
zum anderen durchschnitten. Den einst so makellosen Körper bedeckten Striemen,
Kratzer und Schnittwunden; ohne Zweifel hatte der Mörder sie zuerst mißhandelt und vergewaltigt.
    Ich kehrte ins Wohnzimmer
zurück, goß mir ein großes Glas Brandy ein und trank es in drei Schlucken leer.
Die Wirkung spürte ich nur wenige Sekunden später, denn mein Hals zog sich
schmerzhaft zusammen. Wer hatte gewußt, daß Marian bei mir war? fragte ich mich
dumpf. Carl, weil er sie selbst abgeliefert hatte — und jeder andere, dem Carl
dies mitgeteilt haben mochte. Ich zündete mir eine Zigarette an, und dann hörte
ich es in meinem Kopf klicken. Wer würde mir schon glauben, daß nicht ich sie
umgebracht hatte? Bestimmt nicht die Polizei. Für Polizisten ist die
augenscheinlichste Lösung immer die beste, und meistens haben sie ja recht
damit. Und wer sagte mir, daß die Polizei nicht schon unterwegs zu mir war? Es
hätte nur einen anonymen Anruf gebraucht, um den Streifenwagen auf den Weg zu
schicken.
    Also ging ich wieder zu einem
Auto hinaus. Ich mußte mich dazu zwingen, nicht zu rennen, sobald die Tür
hinter mir ins Schloß gefallen war.
     
     
     

11
     
    In der Empfangshalle herrschte
immer noch diese keimfreie Atmosphäre; die rosablonde Schwester im gleichen
jungfräulich weißen, gestärkten Kittel hatte das gewohnt gelangweilte Gesicht.
Aber ihre blauen Augen wurden plötzlich wachsam, als sie mich eintreten sah.
    »Kommt nicht in Frage,
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