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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke
Autoren: Carter Brown
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Weshalb, zum Teufel, war ich dann deprimiert? Ich wußte es haargenau: weil an
diesem Fall nichts zueinander paßte. Nur Amanda verfügte über die Fakten, und
die aus ihr herauszuholen, war etwa so wie Zähneziehen ohne Betäubung. Aber mir
fiel ein, daß Dale Forest eine weitere Auskunft beigesteuert hatte: Chuck Adams
hatte ihn buchstäblich um Erlaubnis gefragt, ehe er mit Amanda durchbrannte und
ihn drei Monate später angerufen, um ihn vor der schlechten Gesellschaft namens
Carl, Otto und Cassie zu warnen. Eine Woche danach war Otto aufgetaucht und
hatte zwanzigtausend Dollar aus ihm herausgepreßt .
Vielleicht hatte mir Forest noch gar nicht alles erzählt? Widerstrebend kam ich
zu dem Schluß, daß sich ein weiterer Versuch lohnen würde, selbst wenn einer
von uns beiden dabei als Leiche zurückblieb.
    Ich hielt vor dem geschlossenen
Eisentor und drückte auf die Hupe. Zunächst passierte gar nichts, aber dann
bekam ich dieses Déjà-vu-Gefühl, als die große Blonde in demselben Bikini
erschien. Sie zögerte kurz, sobald sie mich erkannte, dann kam sie zum Tor.
Aber nicht zu nahe.
    »Sparen Sie sich die Mühe«,
sagte sie. »Er ist nicht da. Was haben Sie vor — ihn restlos zu erledigen ?«
    »Wo steckt er denn ?« erkundigte ich mich höflich.
    » Gestern
nacht hat Sam Aikman völlig außer sich hier angerufen«, berichtete sie.
»Er erzählte mir, was in seinem Haus geschehen war. Nachdem Sie gegangen waren,
rief er einen Arzt. Der kam zu dem Befund, daß Dale physisch nichts fehlte, daß
er aber ein paar Tage Ruhe brauchte. Also — «, sie zuckte die breiten
Schultern, »ist er nicht da .«
    »Wo steckt er ?« wiederholte ich.
    »Keine Ahnung. Sam sagt, er hätte
sich irgendwohin zurückgezogen, um sich zu erholen, und käme erst in einigen
Tagen wieder. Gott sei Dank!« Sie lächelte zufrieden. »So wie er sich in
letzter Zeit aufgeführt hat, könnte man auch mit einem migränekranken Grizzly zusammenleben !«
    »Bitte sagen Sie jetzt aber die
Wahrheit«, forderte ich sie auf. »Sie sind in Wirklichkeit gar nicht seine
Mutter, wie ?«
    Ihr Lächeln wurde eine
Schattierung verkrampfter. »Sie haben vielleicht Nerven, Sie Lümmel«,
antwortete sie gemütlich. »Ich bin seine Haushälterin — was sagen Sie dazu? Ich
koche und putze und kriege meinen Lohn, und manchmal, wenn er ganz spendabler
Laune ist, werde ich auch gebumst. Er glaubt, ich hätte hier ein Paradies. Aber
ich hege allmählich Zweifel daran .«
    »Seit wann sind Sie schon bei ihm ?« fragte ich.
    »Jetzt wird es bald ein Jahr .« Erstaunt schüttelte sie den Kopf. »Es ist mir wirklich
schleierhaft, wie ich es so lange aushalten konnte .« Sie musterte mich kritisch aus zusammengekniffenen Augen. »Weshalb hassen Sie
ihn eigentlich so sehr, daß Sie ihm die ganze Zeit nach dem Leben trachten ?«
    »Erinnern Sie sich noch, daß
ein großer Dicker mit schwarzem langem Haar Forest vor einiger Zeit besuchen
kam ?« fragte ich dagegen. »Er lachte oft und war so
richtig freundlich .«
    Sie dachte kurz nach und
schüttelte dann den Kopf. »An so jemanden erinnere ich mich nicht.
Wahrscheinlich hatte ich bei der Gelegenheit Ausgang .«
    »Waren Sie schon im Haus, als
er noch mit Amanda Waring verheiratet war ?«
    »Nein.« Nachdrücklich
schüttelte sie den Kopf. »Ich kam erst ein paar Tage, nachdem sie ihn verlassen
hatte. Gott, war er damals wütend! Sie hätten mal sein Gesicht sehen sollen,
als ihn dieser Idiot anrief und fragte, ob es ihm recht sei, wenn er mit Amanda
davonliefe !« Sie lachte. »Damals hatte er einen echten
Tobsuchtsanfall. Er rannte durchs ganze Haus und brüllte sich die Seele aus dem
Leib. Er würde es den beiden schon zeigen, schrie er, aber besonders diesem
blonden Luder. Ich merkte, ihn wurmte vor allem, daß sie einen unbedarften
Niemand ihm vorzog — sein Ego konnte das einfach nicht verkraften. Er tobte
herum, daß ich es nicht mehr ertragen konnte und ausging. Seine Freunde, schrie
er, würden ihm schon helfen; die würden es den beiden tüchtig besorgen. Aber
das ist typisch für Dale .« Sie zuckte die Schultern.
»Ein Großmaul und nichts dahinter. Das merkt man schon daran, wie Sie ihn
gestern auseinandergenommen haben .« Sie lachte
gurgelnd. »Das war Klasse, ich muß es zugeben, wie Sie mich da unten gepackt
hielten und ihn zwangen, das Tor zu öffnen. Im Moment war ich zwar furchtbar
wütend auf Sie — «, ihre schlammbraunen Augen funkelten vielsagend, »aber
hinterher wurde mir klar, daß ich
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