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Nackt in der Zwangsjacke

Nackt in der Zwangsjacke

Titel: Nackt in der Zwangsjacke
Autoren: Carter Brown
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war
grausam .« Ihre Stimme klang tränenerstickt. »Ich
wünschte mir so sehr, an den Strand zu gehen. Nur einmal, das hätte mir alles
leichter gemacht. Aber wir kamen nie dazu, auch nicht ein einziges Mal .«
    »Sie — das waren Carl, Cassie
und Otto ?« bohrte ich.
    Diesmal machte sie eine längere
Pause, und als sie danach sprach, klang ihre Stimme fast normal. »Ich erinnere
mich nicht«, sagte sie kurz. »Eben irgendwelche Leute. Ich sage Ihnen doch, daß
in meinem Kopf alles durcheinandergeht, Holman .«
    »Ja, das sagen Sie .«
    »Also suchen Sie diese
Sadisten, die mich mit ihren ordinären Anrufen belästigen, und bringen Sie sie
zum Schweigen«, schloß sie energisch. »Das ist alles, was ich von Ihnen
verlange .« Damit hängte sie ein.
    Ich kehrte zur Bar zurück und
machte mir einen Drink. Da räusperte sich jemand leise hinter mir, und ich
verschüttete teuren Bourbon auf die Bartheke . Als ich
herumfuhr, stand Marian mit einem breiten Lächeln vor mir.
    »Du bist heute aber arg nervös,
Rick«, stellte sie fest. »Ich wachte vor fünf Minuten plötzlich auf und konnte
nicht wieder einschlafen, weil ich auf einmal einen Bärenhunger hatte. Du
kannst mir was zu trinken in die Küche bringen, während ich mir was zu essen
mache .«
    »Okay.«
    Ich kam mit den beiden Drinks
rechtzeitig genug in die Küche, um ein hübsch gerundetes rosa Hinterteil aus
dem Kühlschrank ragen zu sehen. Der Rest von Marian kroch gleich darauf heraus,
deshalb reichte ich ihr das Glas.
    »Schinken und Eier, sonst
nichts«, beschwerte sie sich. »Was ist denn los mit dir, Rick, machst du eine
Abmagerungskur ?«
    »Sonst habe ich immer etwas für
überraschenden Besuch bereit«, entschuldigte ich mich, »aber...«
    »Ich weiß, daß du immer etwas
für überraschenden Besuch bereit hast«, kicherte sie. »Aber das kann
ich nicht essen !«
    Ich setzte mich an den Tisch
und sah zu, wie sie mit der Bratpfanne hantierte.
    »Jetzt geht es mir wieder
besser«, stellte sie fest. »Sobald ich Hunger kriege, weiß ich, daß ich gesund
bin. Aber es war wirklich zum Fürchten, Rick. So ganz ohne Kleider und nur mit
einer Augenbinde... Ich möchte bloß wissen, wo die mich hingebracht haben !«
    »Es war dort die ganze Zeit
völlig still ?« fragte ich.
    Sie nickte. »Wie im Grab! Was
glaubst du, wo es gewesen sein könnte ?«
    »Wenn es Venice gewesen wäre, hätten sie dir einen Badeanzug gegeben und gesagt, ihr würdet
jetzt alle zum Strand gehen«, setzte ich ihr auseinander. »Aber ihr wäret
niemals bis zum Strand gekommen. Wenn es Malibu gewesen wäre, hättet ihr es
ebenfalls nie bis zum Strand geschafft, aber du hättest die ganze Zeit die
Brandung rauschen gehört. Und in Vegas wärest du nie in ein Kasino gekommen,
aber du hättest auf deinem Zimmer Poker spielen können .«
    Mit offenem Mund starrte sie
mich an. Dann riß sie sich zusammen. »Um Gottes willen — wovon sprichst du ?«
    »Ich schätze, sie haben dich an
denselben Ort gebracht wie damals Amanda Waring«, sagte ich. »Oder an dieselben
Orte.«
     
     
     

10
     
    Ich machte einen Morgenausflug
zu Marians Wohnung und holte einige Kleider für sie. Gegen zehn Uhr saßen wir
wieder in der Küche zusammen beim Frühstück, nur war Marian diesmal angezogen;
ich hätte nicht sagen können, ob dies eine Verbesserung darstellte.
    »Rick ?« fragte sie vorsichtig, wobei sie mir eine zweite Tasse Kaffee einschenkte.
»Rick, würde es dir etwas ausmachen, wenn ich eine Weile bei dir bliebe ?«
    »Herzlich willkommen«,
antwortete ich.
    »Ich hätte ein bißchen Angst
davor, im Augenblick wieder allein zu wohnen«, fuhr sie fort. »Ist es dir auch wirklich
recht ?«
    »Ja, solange du nur den
Kühlschrank auffüllst«, beruhigte ich sie.
    »Großartig!« Sie gab mir einen
schwesterlichen Kuß auf die Stirn. »Im Grunde bin ich sehr häuslich, das wirst
du schon merken !«
    »Werde bitte nur nicht allzu
häuslich«, warnte ich besorgt. »Wir eingefleischten Junggesellen haben das
nicht gern .«
    »Du meinst, ich darf nur nackt
in die Küche ?« schlug sie vor.
    »So etwa«, sagte ich. »Ich muß
heute ein paar Leute besuchen, da hast du eine Menge Zeit, einkaufen zu gehen .«
    Bevor ich aufbrach, schnallte
ich das Gürtelholster mit dem .38er um. Dann
verabschiedete ich mich von Marian, und das hatte auch wieder so etwas verdammt
Häusliches an sich. Schnell ging ich zum Auto. Die Luftverschmutzung war
gesunken, die Sonne schien hell, und man konnte tatsächlich den Himmel
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