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Nacht in Angst

Nacht in Angst

Titel: Nacht in Angst
Autoren: André Marx
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gerade noch mit Mr Peacock hinter eine Säule des steinernen Treppengeländers ducken. Dann wurden die Glaswände unter protestierendem Knarren auseinandergezwungen und fünf Personen betraten das Foyer. »Schiebt die Türen wieder zu«, befahl ein Mann und seine Stimme hallte unheimlich durch das leere Gewölbe. »Wir wollen niemanden auf der Straße aufmerksam machen.« Seine Begleiter gehorchten. Der Mann schwang sich über die metallene Absperrung, ging auf das Saurierskelett zu und schaltete eine Taschenlampe ein. Er seufzte zufrieden. »Es war einfacher, als ich gedacht hatte. Die Stimme hat recht behalten. Wenn man erst mal weiß, wie es geht, ist es ein Kinderspiel, die Stromversorgung eines Museums zu kappen. Kommt, Leute. Das F euer des Mondes wartet auf uns!« Der Fahrstuhl hatte sich eben in Bewegung gesetzt, als es plötzlich einen Ruck gab. Das Licht ging schlagartig aus und es war still. »Meine Güte, was ist denn jetzt los?«, keuchte Justus erschrocken. »Der Fahrstuhl ist stehen geblieben.«
    »Was Sie nicht sagen.« Sie warteten einige Augenblicke, doch nichts rührte sich. »Funktionieren Fahrstühle nachts nicht?«
    »Es gibt keinen Grund, warum sie es nicht tun sollten.« Justus seufzte. »Fantastisch. Ich habe einfach kein Glück mit Fahrstühlen. Das ist schon das dritte Mal, dass ich in einem stecken bleibe. Allerdings das erste Mal im Dunkeln.«
    »Keine Sorge, Justus«, beruhigte Morton ihn, »das dauert nicht lange. Die anderen werden bald merken, dass wir nicht da sind, wo wir sein sollten. Als Direktor dieses Museums wird Mr Peacock sicher wissen, wie man den Lift wieder in Bewegung setzt.«
    Schließlich will Mr Peacock den beiden erst ein paar Kostbarkeiten zeigen, wie er sagte. Sie kennen ihn besser: Wird es lange dauern?«
    »Nun, Mr Peacock kann … recht gesprächig sein, wenn du verstehst.«
    »Eine halbe Stunde?«
    »Möglicherweise.«
    »Klasse.« Justus riss die Augen auf und versuchte, irgendwas zu erkennen, aber nicht der kleinste Lichtstrahl drang in die Kabine. »Sie haben nicht zufällig eine Taschenlampe dabei?«
    »Nein. Aber ein Feuerzeug.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie rauchen.«
    »Pfeife. Mein einziges Laster«, bekannte Morton. Dann flammte ein kleines Licht auf und tauchte den Aufzug in gelbe Dämmerung. »Vielleicht kriegen wir das Ding ja selbst wieder in Gang«, murmelte Justus und wandte sich den Knöpfen zu. Wahllos drückte er darauf herum, ohne Erfolg. »Da tut sich gar nichts. Ich probiere es mal damit.« Er kippte den Schalter mit der Aufschrift »Stopp«, kippte ihn wieder zurück und wiederholte das einige Male. Nichts rührte sich. Dann betätigte er den einrastenden Notruf-Knopf und beugte sich über das ins Bedienungsfeld eingelassene Mikrofon. »Hallo! Hallo! Ist da jemand?« Keine Antwort. »Blöde Frage. Natürlich ist da niemand. Wer sollte auch hier sein.« Das Licht erlosch. »Tut mir leid, aber das Feuerzeug wird zu heiß«, entschuldigte sich Morton. Der Erste Detektiv seufzte. »Eine Weile werde ich es auch so aushalten. Obwohl ich die Dunkelheit nicht besonders mag.« Er lehnte sich an die Wand und rutschte daran entlang, bis er auf dem Boden saß. »Und das nur, weil ich zu faul war, zu Fuß »Ich würde das anders sehen«, sagte Morton. »Du warst so höflich, mir Gesellschaft zu leisten.«
    Schweigend warteten sie.
    Die Leuchtkraft der Zeiger an Justus' Armbanduhr verlor langsam an Intensität, als eine Viertelstunde vergangen war. »So langsam dürften sie aber gemerkt haben, dass wir nicht im dritten Stock auf sie warten. Vorausgesetzt, sie sind überhaupt schon dort angekommen.« Er erhob sich wieder und versuchte, in der engen Kabine auf und ab zu laufen, wobei er mit Morton zusammenstieß. »Oh, 'tschuldigung.«
    »Du wirkst beunruhigt.«
    »Bin ich auch. Sind Sie nicht nervös?«
    »Bis jetzt gibt es dafür keinen Grund. Außerdem verträgt sich Nervosität nicht mit meiner beruflich bedingten Gelassenheit.« Justus musste grinsen, obwohl ihm gar nicht danach zumute war. »Mir gefällt das nicht«, sagte er schließlich. »Wir stecken schon zu lange fest. Ich werde das Gefühl nicht los, dass hier was nicht stimmt.«

20.46 Uhr – Ab durch die Mitte
    »Wo bleiben die nur?«, murmelte Peter nervös, als er zum wiederholten Male auf die Uhr sah. »Und wo bleibt der Strom?« Er gab Bob und Mr Peacock noch zwei Minuten und patrouillierte wie ein Soldat vor dem blauen Diamanten auf und ab. Als die Zeit um war, warf er noch einen
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