Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht in Angst

Nacht in Angst

Titel: Nacht in Angst
Autoren: André Marx
Vom Netzwerk:
betrachtete den Diamanten und überlegte, was er jetzt tun sollte. Hatten Bob und Mr Peacock das Sicherheitsbüro inzwischen erreicht? »Schneller, schneller!« Mr Peacock schnappte nach Luft wie ein halb toter Fisch. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, Bob zu größerem Tempo anzuspornen, obwohl er es war, der unendlich langsam und mühsam Stufe für Stufe erklomm. Schließlich erreichten sie die dritte Etage. Eine schmale Treppe führte noch ein halbes Stockwerk höher. Sie war mit einem Seil versperrt, an dem ein Schild hing: N ur für Personal . Sie kletterten darüber hinweg. Das obere Ende der Treppe führte auf einen dunklen Flur. Mr Peacock lugte vorsichtig um die Ecke, während er seine schweißnasse Stirn mit dem Taschentuch abtupfte. »Was jetzt?«, flüsterte Bob. »Das Büro liegt am Ende des Ganges. Dort kann ich überprüfen, was mit dem Strom ist, nur dort.«
    »Und wenn ihn tatsächlich jemand ausgeschaltet hat? Wäre dieser Jemand dann nicht auch in dem Büro?« Mr Peacock legte den Zeigefinger auf die Lippen. Sie lausch neben seinem Ohr übertönte alles, was Bob vielleicht hätte hören können. »Da ist niemand«, versicherte Mr Peacock dem dritten Detektiv und schlich auf den Flur. Die Tür des Büros war geschlossen. Vorsichtig drückte Peacock die Klinke herunter. »Zu«, sagte er erleichtert. »Sie ist zu, sie ist zu.« Er zog seinen dicken Schlüsselbund aus der Tasche, an dem mindestens zwei Dutzend Schlüssel klimperten, und suchte mit geübtem Blick den richtigen heraus. »Das Schicksal eines Museumsdirektors: Schlüssel, Schlüssel, Schlüssel«, murmelte er, während er die Tür öffnete. Das Büro war klein und dunkel. Das einzige Fenster ging nach hinten, sodass kaum Licht von der Straße in den Raum fiel. Bob fand den Lichtschalter, doch es blieb finster. Er erkannte einen großen Schreibtisch und einige Monitore an der Wand, die alle schwarz waren. Überall befanden sich Kontrolllampen, auch sie leuchteten nicht. Zwei Computer standen auf dem Schreibtisch. Mr Peacock setzte sich auf den Bürostuhl. »Normalerweise sind die Kameras und Computer auch nachts in Betrieb«, erklärte er, während er versuchte, eines der Geräte zum Laufen zu bringen. »Hier tut sich gar nichts, überhaupt nichts. Der Strom ist weg, überall.«
    »Gibt es kein Notstromaggregat? Ich dachte, Museen hätten so was.«
    »Gibt es. Aber entweder hat es sich nicht eingeschaltet oder die Verbindungen wurden unterbrochen.« Nervös wischte der Direktor über seine Stirn. »Wenn ich nicht genau wüsste, dass … Es ist eigentlich unmöglich.«
    »Das Telefon«, sagte Bob und wies auf den Apparat. »Das müsste doch funktionieren. Sollten wir nicht die Polizei rufen?«
    »Das ist nur ein Haustelefon«, erklärte Mr Peacock. »Unsere Anruf muss vom Verwaltungsbüro weitergeleitet werden. Da dort aber niemand sitzt, können wir von hier aus nicht nach draußen telefonieren.«
    »Dann sollten wir ins Verwaltungsbüro gehen«, schlug Bob vor. »Sie haben doch einen Schlüssel?«
    »Ja, ja, selbstverständlich. Du hast recht, das ist das Beste.« Er erhob sich ächzend und trat an Bob vorbei auf den Gang. »Die Verwaltung ist leider ganz unten. Den Fahrstuhl können wir wohl nicht benützen.«
    »Der Fahrstuhl!«, rief Bob. Er hatte Justus und Morton ganz vergessen. »Was ist mit dem? Ist er etwa stecken geblieben?«
    »Wahrscheinlich, ja, wahrscheinlich. Aber das kriegen wir in den Griff, sobald der Strom wieder da ist. Ein paar Anrufe und die Sache ist erledigt.«
    Sie gingen die Treppe hinunter. »Sie glauben also nicht mehr, dass hier Einbrecher am Werk sind?«
    »Ich … es wäre schon ein dummer Zufall, wenn ausgerechnet dann jemand ins Museum einbrechen will, wenn wir hier sind, oder?« Mr Peacock lachte leise, doch es klang nicht echt. Als er wieder seine Stirn betupfte, wurde Bob klar, dass der Direktor nur verzweifelt versuchte, sich seine Panik nicht anmerken zu lassen, um ihn nicht zu beunruhigen. »Es wäre ein genauso dummer Zufall, wenn der Strom ausfällt, während wir hier sind«, bemerkte Bob. Mr Peacock erwiderte nichts. Aber er blieb immer wieder auf der Treppe stehen, um zu lauschen. Schließlich erreichten sie den Treppenabsatz, von dem aus man das riesige Foyer mit dem fossilen Diplodocus überblicken konnte. Er schaute über das Kassenhäuschen und die Absperrung hinweg zum Haupteingang, zwei gläsernen Schiebetüren. Bob zuckte zusammen. Die äußere Tür war geöffnet und an der konnte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher