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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere
Autoren: Dean R. Koontz
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ich gewußt«, sagte der Alte und legte den Zeigefinger an seine lange Schnauze, »das hab’ ich von Anfang an gewußt.«
    Da spürte Martha, wie sie plötzlich eine große Wärme erfüllte und wie die Zauberkraft des Spielzeugmachers auf sie überging.
    Viktor sagte: »Mrs. Miller —«
    »Sagen Sie Martha zu mir«, antwortete sie und wischte sich die Tränen vom Gesicht.
    »Gut, dann müssen Sie auch Viktor zu mir sagen. Also, was ich sagen wollte: Sie scheinen mir gar nicht so überrascht über diese Tiere zu sein, wie ich gedacht hatte.«
    »Stimmt«, antwortete sie, »wegen... wegen Leo.«
    »Wegen Leo?« fragte Viktor.
    »Wer ist Leo?« fragte Hupf. »Klingt so, als ob es ein Revuestar aus Las Vegas wäre.«
    »Wartet einen Augenblick«, sagte Martha. Sie drehte sich um und lief leichtfüßig wie ein junges Mädchen aus der Werkstatt. Eine Minute später war sie wieder bei ihnen. »Dies ist Leo«, sagte sie und setzte einen alten schäbigen Spielzeuglöwen auf den Arbeitstisch.
    Die Zaubertiere betrachteten Leo interessiert und nickten einander bedächtig zu.
    Martha sagte: »Meine Mutter starb, als ich erst sieben Jahre alt war. Eine Woche vor ihrem Tod hat sie mir Leo geschenkt. Ich war damals unglücklich, aber ich glaube, Leo hat mir geholfen, diesen Schmerz zu überwinden. Ich habe viel mit ihm gesprochen, und er hat mich getröstet und mir Mut gemacht. Er war damals mein bester Freund.«
    Die Zaubertiere, die sie die ganze Zelt nicht aus den Augen gelassen hatten, nickten.
    Martha fuhr fort: »Natürlich, als ich groß wurde, hab’ ich gedacht, ich hätte mir das alles nur eingebildet, aber irgendwie war ich dann doch wieder sicher, daß Leo einmal wirklich lebendig war. Deshalb bin ich wohl auch nicht so überrascht gewesen, Viktor.«
    Der Alte legte die Hand auf den Kopf des Löwen. »Ja, er ist einer von uns gewesen, das stimmt. Aus Vater Isaaks eigener Hand, und wenn ich mir Sie so betrachte, muß ich sagen, daß Leo gute Arbeit geleistet hat.«
     
     
    Einstein und seine Freunde baten Martha, sich zuerst mit Amos zu befassen, ihn zu flicken und wieder ins Leben zurückzurufen. »Es ist zu schrecklich, ihn einfach so daliegen zu sehen wie einen gewöhnlichen Teddybären und außerdem noch kaputt.«
    »Einstein«, antwortete Martha Miller, »ich fürchte, ich kann nichts mehr für Amos tun. Seine Aufgabe war erfüllt, und deshalb ist wohl seine Zeit abgelaufen.«
    »Aber er hat noch nie einem Kind helfen können«, wandte Karamel ein, »und dazu wurde er doch geschaffen, genau wie wir.«
    »Er hat zahllosen Kindern geholfen«, antwortete Martha mit sanfter Stimme, »indem er euch zu mir gebracht und Zacharias Zack daran gehindert hat, der neue Spielzeugmacher zu werden.«
    »Aber trotzdem hat er noch nicht seinem eigenen, ganz besonderen Kind helfen können«, sagte Hupf.
    »Das mag ja sein«, sagte Mrs. Miller, »aber trotzdem werde ich mit euch beginnen, mit euch Lebendigen. Ihr müßt die Gelegenheit bekommen, einem ganz besonderen Kind zu helfen, und dazu müßt ihr erst einmal wieder heil sein.«
    Einstein setzte sich neben Amos auf den Arbeitstisch, eine Hand auf der Schulter des leblosen Bären. Er verfolgte interessiert, wie Martha Garn, Stoff und Nadeln zusammensuchte und andere Arbeitsgeräte, die sie in den Schubladen und in den Fächern und Kästen über dem Tisch aufbewahrte.
    Sie band sich eine grüne Schürze um und flickte zuerst Karamel, indem sie der Hündin etwas neue Füllung in die Vorderpfote stopfte. Viktor fädelte ihr den braunen Zwirn in die Nadel ein, und sie nähte den Riß, der von der Müllkatze stammte, mit festen kleinen Stichen zu. Dann schnitt sie aus einem Stück braunem Cordsamt ein neues Ohr zu.
    »Ich habe keinen Stoff, der zu deinem anderen Ohr paßt, aber dies wird auch sehr gut aussehen. Wie ein Ehrenzeichen, das uns immer daran erinnern wird, wie du deinen Freunden geholfen und was du alles auf dich genommen hast, um den Weg zur neuen Spielzeugmacherin zu finden.«
    »Ich werde es gerne tragen«, sagte Karamel und schlug scheu die Augen nieder, während ihr Martha das neue Ohr annähte.
    Einstein war überrascht und entzückt, als er feststellte, daß ihre Spielzeugmacherin auch Humor besaß. Denn statt Hupf eine neue Riderquaste anstelle des Schwanzes anzuheften, nähte sie einen fünfzackigen Stern, polsterte ihn aus und befestigte ihn auf dem Hinterteil des Karnickels.
    »Ein Star in Hollywood wirst du ganz bestimmt nicht werden«, sagte sie dabei, »denn
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