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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere
Autoren: Dean R. Koontz
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ermorden, Liebmann.«
    »Nur zu, nur zu. Versuchen Sie es doch«, antwortete Viktor und stellte sich schroff vor ihm auf, »die Polizei wird gerade rechtzeitig hier ein- treffen, um Sie über meiner Leiche zu erwischen.«
    Zack zögerte. Er stieß ein dünnes, klägliches Winseln aus, und dann machte er sich hastig daran, die zerstreuten Banknoten wieder einzusammeln und in den Koffer zu stopfen.
    Viktor hockte sich vor den Tieren nieder und sagte: »Klettert an Bord, ihr Kleinen. Wir müssen von hier verschwinden.«
    Die Katze und das Kaninchen krabbelten auf Viktors Schultern und klammerten sich an seinem Jackenkragen fest. Der ältere Herr setzte sich Huckepack auf Viktors Nacken und suchte mit den behandschuhten Händen in Viktors regennassen Haaren Halt. Den Elefanten klemmte Viktor unter den einen Arm und den Hund unter den anderen, und zum Schluß hob er behutsam und zärtlich den leblosen, schlappen Teddybären auf.
    »Kennen Sie den Weg zu Martha Millers Spielzeugladen?« fragte das Kaninchen ängstlich.
    »Ach, Mrs. Miller!« rief Viktor. »Ja, natürlich, sie hat doch seit Jahren die Spielsachen von Onkel Isaak verkauft. Ich glaube, ich bin schon ein paarmal an ihrem Laden vorbeigekommen, und wenn ich mich nicht irre, muß er hier ganz in der Nähe sein.«
    Während die Polizeisirenen nur noch eine Straße weit entfernt zu sein schienen, ließ Viktor Zacharias Zack mit seinem Geld allein. Er rannte schnell den Durchgang entlang, schneller als der Wind, der ihn vergeblich einzuholen versuchte.
     
     
    In dem Kanalsystem der Stadt hatte auch die Elektrizitätsgesellschaft ihre Kabel verlegen lassen. In einem der Verbindungskästen war ein Kurzschluß entstanden, und helle, knisternde Funken sprühten auf den schmalen steinernen Fußweg neben dem unterirdischen Fluß.
    Der Smoking von Rex war so naß, daß die Funken sofort verzischten, als sie auf ihm landeten. Es war keine Gefahr, daß er Feuer fing.
    Um die Funken machte er sich auch keine Sorgen. Viel schlimmer war, was diese Funken enthüllten. Er sah nämlich in ihrem unruhigen Licht, daß eine Gruppe von außergewöhnlich großen, bösartig wirkenden Ratten den Weg vor ihm versperrte. Ihre silbernen Schnurrhaare hatten sich gesträubt. Ihre weißen Zähne glitzerten. Ihre roten Augen funkelten im Widerschein der elektrischen Funken. Rex wußte, daß Ratten kein Bedürfnis haben, Marionetten zu fressen, aber er spürte trotzdem eine unbestimmte Furcht vor ihnen. Dann sah er jedoch, daß ihn diese Wegelagerer nicht bedrohten, sondern sich fast vor ihm zu verneigen schienen, wie unterwürfige Diener. Sie verhielten sich außerdem vollkommen still und wimmelten nicht so aufgeregt herum, wie es gewöhnliche Ratten meistens tun.
    »Aha«, sagte Rex, »dann hat euch wohl mein Herr geschickt. Oder? Ihr kommt doch wohl vom Fürsten der Finsternis?«
    Die Ratte, die das Rudel führte, stellte sich auf die Hinterpfoten, und es verwunderte Rex nicht im geringsten, daß sie zu sprechen begann. Ihre Stimme klang schwach, aber so durchdringend, daß Rex zusammenzuckte, und sie sagte mit dieser hohen, schrillen, strengen Stimme: »Wir sind von ihm gesandt, der in der Tiefe herrscht. Dein Herr, unser Herr, der Herr aller Bösen. Er befiehlt dich zu sich, und wir werden dir den Weg weisen.«
    »Geht voraus«, sagte Rex.
    Die Ratten nahmen ihn zwischen sich, und er ging mitten in ihrem Gewimmel den Abflußkanal entlang in immer tiefere Dunkelheit.
    »Sicherlich wünscht der Herr der Finsternis mir einen neuen Spielzeugtrupp zu unterstellen, damit ich die Zaubertiere weiter bekämpfen kann.«
    »Das denkst du?« fragte der Anführer der Ratten.
    »O ja. Mein erster Kampftrupp hat nämlich versagt.«
    »Ach, wahrhaftig?«
    »Ja, ja«, antwortete Rex, »Schratz, Eisenbeißer, Lissie und die Stecherin — sie haben alle nicht genug Haß im Leibe gehabt, um erfolgreich zu arbeiten. Waren alle weder stark noch gemein genug, um mir eine wirkliche Hilfe zu sein. Ich habe alles allein machen müssen.«
    »Das muß schwer für dich gewesen sein«, bemerkte die Ratte. Sie bewegten sich jetzt in kohlpechrabenschwarzer Dunkelheit und gingen immer weiter nach unten, tiefer und tiefer. Rex konnte eigentlich auch nachts ausgezeichnet sehen, aber jetzt war er nicht imstande zu erkennen,
    wohin es ging. Er ließ sich einfach vom Druck der Rattenleiber neben und hinter sich führen.
    »Mein Herr wird mir diesmal seine besten Krieger zur Verfügung stellen, die blutrünstigsten Dämonen
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