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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister
Autoren: Kelley Armstrong
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Hinterkopf stand sein Haar senkrecht nach oben, als hätte jemand mit einer elektrisch aufgeladenen Hand hindurchgestrichen.
    Seine Krawatte war zerfetzt. Er schüttelte sich kurz und heftig wie ein nasser Hund. Danach war sein Äußeres wieder makellos . . . bis auf die Krawatte, die zwischen den Hemdknöpfen steckte. Ich zog sie heraus und strich sie glatt.
    »Lass mich raten«, sagte ich. »Falsche Ausfahrt . . . wieder mal?«
    Er zuckte ratlos die Achseln. »Du weißt ja, wie ich bei Formeln bin.«
    »Uhoh.«
    Ich sah zurück zur Treppe. Von oben kam ein Seufzer.
    Ich wandte mich wieder an Kris. »Mitfahrgelegenheit?«
    »Bitte.«

    2
    F ortbewegung ist meine Spezialität im Jenseits meine Aufgabe, Savannah zu helfen, hat es mit sich gebracht, dass ich eine Menge Zeit mit dem Aufspüren von Quellen verbracht habe. In anderen Bereichen der Geisteraktivität bin ich nicht ganz so gut, wobei ich nicht glaube, dass die Parzen mich wirklich dreimal in diesen verdammten Einführungskurs hätten schicken müssen.
    Mein Jenseits ist eine Version der Erde mit ein paar merkwürdigen Unterdimensionen, denen wir nach Kräften aus dem Weg zu gehen versuchen. Jeder seiner Bewohner ist ein Paranormaler, obwohl nicht alle Paranormalen hier sind. Als ich starb, war mein erster Gedanke nach dem Aufwachen: »Prima, jetzt kriege ich endlich raus, was als Nächstes kommt.« Na ja, strenggenommen war das mein zweiter Gedanke, nach dem:
    »Hmm, ich hätte ja gedacht, es würde heißer sein.« Ja, ich war der Flammenhölle entgangen, die mir meine Mutter und viele andere immer vorausgesagt hatten, aber beim Sterben hatte ich nicht herausgefunden, was als Nächstes kam nur, was für mich als Nächstes kam. Gab es anderswo ewige Glut und Höllenfeuer? Gab es Heiligenscheine und himmlisches Harfenspiel? Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass der Ort, an dem ich bin, besser ist als das, was ich mir erwartet hatte, deshalb werde ich mich kaum beschweren.

    Ich setzte Kristof vor den Stufen des Gerichts ab. Ja, es gibt Gerichtsgebäude hier. Die Parzen kümmern sich um die bedeutenderen Disziplinarfragen, aber Streitigkeiten unter den Geistern lassen sie uns selbst beilegen. Daher das Gericht, an dem Kristof arbeitete. Nicht, dass er im wirklichen Leben jemals Jura betrieben hätte. Er hatte in der Firma seines Vaters gearbeitet. Aber jetzt spielte er den Anwalt im Jenseits. Sogar er selbst gab zu, dass dies nicht seine erste Wahl gewesen war, als er sich eine neue Laufbahn suchen musste, aber solange sie keine Jenseitsversion der National Hockey League gründeten, würde er wohl dabei bleiben müssen.
    Und da wir gerade von Jobs sprachen . . . Kristof hatte recht.
    Ich brauchte wirklich ein bisschen Abwechslung. Ich hatte das seit einer ganzen Weile gewusst, konnte es mir aber nicht eingestehen. Ich wusste, Kris’ Zeitjob würde nicht die Sorte von Tätigkeit sein, die bei den Parzen gut ankam, aber das war eher Anreiz als Hindernis.
    Der Gedanke war mir kaum gekommen, als ein bläulicher Nebel aufstieg und mir um die Beine zu wirbeln begann. »Hey, ich hab doch bloß «
    Der Nebel saugte mich in den Boden hinunter.
    Die Sucher lieferten mich im Thronsaal der Parzen ab, einer riesigen, weißen Marmorhöhle mit beweglichen Mosaiken an den Wänden. Die Parzen sind die Hüterinnen der paranormalen Ebenen der Geisterwelt, und sie lassen uns eigentlich nur dann kommen, wenn wir Mist gebaut haben. Als der Fußboden sich also zu drehen begann, wappnete ich mich. Als das mit dem Drehen nicht schnell genug ging, bewegte ich den Kopf, um den Parzen selbst gegenüberzutreten. Auf einer Estrade war ein hübsches Mädchen gerade dabei, Wolle auf ein Spinnrad zu stecken. Sie sah aus, als wäre sie nicht älter als fünf oder sechs, und sie hatte leuchtend violette Augen, die zu ihrem Kleid passten.
    »Okay«, sagte ich. »Was hab ich also angestellt?«
    Das Mädchen lächelte. »Sollte das nicht eher heißen ›Was habe ich diesmal angestellt?‹ «
    Ich seufzte, und keinen Lidschlag später hatte sich das Mädchen in eine ältere Version seiner selbst verwandelt, eine Frau mittleren Alters mit langem, ergrauendem dunklem Haar und hellbrauner Haut, die erste Fältchen erkennen ließ.
    »Wir haben ein Problem, Eve.«
    »Seht mal, ich habe versprochen, ich würde die Codes nicht zum exzessiven unautorisierten Reisen verwenden. Ich habe nie gesagt «
    »Es geht hier nicht ums unautorisierte Reisen.«
    Ich dachte einen Moment nach. »Dass ich Adena Milan
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