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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister
Autoren: Kelley Armstrong
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Stuhl auf der anderen Seite des Tischs. »Hast du gehört, dass Ms. Lenke vielleicht nicht mal rechtzeitig für die städtischen Meisterschaftsspiele zurück sein kann? Sollte sie aber. Callahan kann doch einen Deadball nicht von einem Freeball unterscheiden.« Der Junge schnaubte. »Würde mich wundern, wenn der Idiot einen Basketball von einem Fußball unterscheiden könnte.
    Bei dem Training letzte Woche . . . «
    Ich hörte weg und konzentrierte mich stattdessen auf die Frau. Als ich näher trat, konnte ich ihr ersticktes Schluchzen hören. Ich seufzte und lehnte mich an den Rahmen der Esszimmertür.
    »Sieh mal«, sagte ich. »Was immer dir auch zugestoßen ist, ich bin sicher, dass es übel war, aber du musst drüber wegkommen. Geh ins Licht oder schlag dreimal die Fersen zusammen oder was auch immer. Tritt endlich über, Geist.«
    Die Frau sah nicht einmal auf. Das Einzige, was noch schlimmer ist als ein sturer Geist, ist ein unhöflicher Geist. Ich hatte die alte Frau hier schon mindestens ein Dutzend Mal gesehen, seit die jungen Leute eingezogen waren, und sie hatte nicht ein einziges Mal auch nur erkennen lassen, dass sie meine Anwesenheit bemerkte. Niemals gesprochen. Niemals diesen Stuhl verlassen. Niemals aufgehört zu weinen. Und ich bildete mir ein, ich hätte ein lausiges Jenseits.
    Ich ließ meine Stimme sanfter klingen. »Du musst dich endlich lösen. Du verschwendest deine Zeit « Sie verblasste und war verschwunden. Also wirklich, Leute gibt’s.
    »Wo ist diese neue Anlage, die du da hast?«, fragte der Junge, den Mund voller Mehrkornbrot.
    »In meinem Zimmer.« Savannah zögerte. »Willst du raufkommen und sie ansehen?«
    Der Junge sprang so schnell auf, dass sein Stuhl nach hinten kippte. Savannah lachte und half ihm, ihn wieder hinzustellen.
    Dann griff sie nach seiner Hand und führte ihn zur Treppe.
    Ich blieb unten. Eine Minute später ließ Musik das Haus erzittern. Nichts, was ich gekannt hätte. Drei Jahre tot, und in punkto Jugendkultur war ich jetzt schon von vorgestern. Nein, Moment. Ich erkannte das Stück. »(Don’t Fear) The Reaper« . . .
    aber die Technoversion. Wer zum Teufel war das? Nicht Blue Oyster Cult, so viel war sicher. Was für ein Müll ? Oh Gott, ich wurde gerade zu meiner Mutter. Mein ganzes Leben lang hatte ich das vermieden, und jetzt
    Ein Mann kam durch die Wand. Eine Handbreit größer als ich. Ein Jahrzehnt älter. Breite Schultern. Die Taille dicker als früher, das blonde Haar dünner. Umwerfende, leuchtend blaue Augen, deren Blick meinem zur Treppe hin folgte.
    »Und wobei braucht unsere Tochter jetzt wieder verzweifelt deine Hilfe?«, fragte er.

    Kristof Nasts Beitrag zu »unserer Tochter« war rein biologischer Natur gewesen er war erst wenige Tage vor dem Ende seines eigenen Lebens in ihrem aufgetaucht. Meine Entscheidung, nicht seine. Nachdem ich schwanger geworden war, verschwand ich. Es hatte dreizehn Jahre und einen tödlichen Schlag auf den Schädel gebraucht, aber er hatte mich schließlich doch noch aufgetrieben.
    Er legte den Kopf schief, horchte auf die Musik und verzog das Gesicht. »Na ja, wenigstens ist sie aus der BoygroupPhase raus. Und es könnte schlimmer sein. Bryce hatte es mit Heavy Metal, dann Rap, dann HipHop, und bei jeder Phase hätte ich geschworen, die nächste könnte zumindest nicht mehr schlimmer sein, aber er hat jedes Mal was gefunden « Kristof unterbrach sich und wedelte mit der Hand vor meinen Augen herum.
    »Komm schon, Eve«, sagte er. »Savannahs Geschmack mag etwas zweifelhaft sein, aber sie braucht keine musikalische Überwachung.«
    »Psst. Hörst du irgendwas?«
    Er hob die Augenbrauen. »Außer einer schlecht gestimmten Bassgitarre und einem Gesang, den ich auch einem kastrierten Straßenkater zutrauen würde?«
    »Sie hat einen Jungen da oben.«
    Ein weiteres Stirnrunzeln, nachdrücklicher diesmal.
    »Was für eine Sorte Junge?«
    »Mensch.«
    »Ich meine, welche ›Sorte‹ Junge. Das ist doch nicht derselbe, der « Er schloss mit einem hörbaren Zähneklicken den Mund.
    Dann ging er zu der Stimme über, die ich so gut kannte, der Stimme, die ich in Gedanken hörte, wenn Kris selbst nicht da war. »Okay. Savannah hat also einen Jungen in ihrem Zimmer.
    Sie ist fünfzehn. Wir wissen beide, dass sie nicht da oben sind, um für eine Klassenarbeit zu lernen. Was genau sie treiben
    ist das wirklich eine Frage, die uns etwas angeht?«
    »Ich mache mir keine Sorgen wegen Sex, Kris. Sie ist ein intelligentes Mädchen.
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