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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose
Autoren: Elizabeth Fenwick
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wurde, und er erkannte, dass sie in streitlustiger Stimmung war. Am besten, er würde das Thema wechseln.
    «Ich habe dich nach dem Gottesdienst mit George Ward sprechen sehen. Ich wollte eigentlich zu dir, aber immer war da jemand, der mich mit Beschlag belegt hat. Er ist unser Vorstandsvorsitzender, was hältst du von ihm?»
    «Er scheint in Ordnung zu sein. Ein ziemlicher Langweiler.»
    «Er sah gar nicht langweilig aus. Er schien sich vielmehr über irgend etwas zu ereifern. Was hat er gesagt?»
    «Er redete über den Tod deines Onkels, sprach von einer Tragödie, so verfrüht, ach, das Übliche. Er kam mir ziemlich nervös vor.»
    Sally nahm ihre leeren Dessertteller und trug sie in die kleine, ungeheizte Küche. Er hatte schon vergessen, wie originell sie ihm vorgekommen war, und wie sie den Haushalt führte, war mittlerweile zu einer peinlich genauen Routine geworden. Plötzlich überwältigte ihn der Gedanke, was für eine ungeheure Veränderung ihrer beider Leben erfahren würde, wenn sie erst einmal nach Wainwright Hall gezogen wären. Als sie wieder am Tisch Platz nahm, ergriff er besorgt ihre Hand. Hoffentlich wäre die Umstellung nicht zu viel für sie.
    «Sal, ich möchte nicht, dass du dir wegen des Umzugs nach Wainwright Hall Sorgen machst. Kann ich dir irgendwie helfen?»
    Mit einem seltsamen Ausdruck blickte sie ihn an, lächelte dann aber und drückte seine Hand.
    «Das ist lieb von dir, Schatz, aber ich komm schon klar.»

10B 4
    Detective Chief Inspector Fenwick lehnte sich in seinem unbequemen Stuhl zurück und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die Rednertribüne. Assistant Chief Constable Harper-Brown hatte ihn zu diesem Seminar geschickt. Die Aus- und Weiterbildungs-Statistik der Abteilung war so schlecht, dass jede kostengünstige Möglichkeit zur Verbesserung derselben sofort ergriffen wurde.
    Der Raum war fast voll, ein Beweis, wie beliebt das vorgetragene Thema war, wenn man sich sogar in Zeiten der Überarbeitung und Budgetkürzung dafür interessierte. Die beiden Vortragenden traten nach vorne, und die Lichter wurden gedimmt; ein Dia wurde auf die Wand projiziert: Forensische Buchführung und darunter, in kleineren Lettern, Kooperationsinitiative .Das Institut der Bilanzbuchhalter in England und Wales hatte sich mit Vertretern des Banken- und Versicherungswesens zusammengetan, um eine Reihe von Vorträgen für Polizeikräfte im ganzen Land zu finanzieren. Neben ihrem Bestreben, als pflichtbewusste Bürger dazustehen, hofften sie, durch ihre Kooperationsbereitschaft die immer strenger werdenden Vorschriften etwas zu lockern und ihre Zusammenarbeit mit der Polizei zu verbessern, um Betrügern und Geldwäschern so das Handwerk zu legen.
    Der erste Vortragende erklärte in trockenem und bestimmtem Ton das Prinzip der Geldwäsche: Wie Kriminelle eine Reihe von komplexen Unternehmen schafften, durch die sie die Einnahmen aus kriminellen Geschäften schleusten. Einfach ausgedrückt wurde das schmutzige Geld an einem Ende in die Waschanlage eingebracht – z. B. durch Umtausch in eine andere Währung – und tauchte dann «gereinigt» auf der anderen Seite als Bargeld oder auf einem legalen Bankkonto wieder auf, ohne dass man seinen Weg zurückverfolgen konnte. Meist handelte es sich dabei um Geld aus Drogen- oder Schmuggelgeschäften, doch die Anlage war nicht wählerisch, und so konnte jede Art von Einnahmen aus kriminellen Quellen verarbeitet werden. Eine besondere Schwierigkeit dabei war jedoch: Je schärfer die Kontrollen wurden, desto cleverer verhielten sich auch die Geldwäscher, und es gestaltete sich immer schwieriger, ihre Machenschaften aufzudecken. Fenwick machte sich ausführliche Notizen und lauschte interessiert den fremden juristischen und buchhalterischen Fachtermini.
    Der zweite Redner beschrieb eine neue europaweite Gesetzgebung, für deren Verabschiedung er und andere sich einsetzten, doch seine Ausführungen waren derart komplex, dass zahlreiche Zuhörer einnickten. In der fünfzehnminütigen Pause vor dem nächsten Beitrag schenkte Fenwick sich einen besonders großen Becher schwarzen Kaffee ein. In der Hoffnung, seinen Blutzuckerspiegel anzuheben, um nicht das nächste Mal, wenn das Licht ausginge, einzuschlafen, nahm er sich ein Shortbread und knabberte daran.
    «Hallo Andrew! Wie geht es dir?», drang eine tiefe Stimme mit walisischem Akzent von hinten an sein Ohr.
    «Davey! Gut, danke. Schön, dich zu sehen. Guter Gott, wie lange ist das jetzt her, drei Jahre
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