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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose
Autoren: Elizabeth Fenwick
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ganzen Unternehmens, das war eine berauschende Vorstellung, und doch schien Doggett überzeugt, dass es einiger Überredungskunst bedurfte. Wie falsch sie ihn doch alle einschätzten! Nach einer angemessenen Pause nickte er.
    «Ich bin einverstanden. Nun sollten Sie mir vielleicht erklären, was genau in meinen Verantwortungsbereich fällt.»
    Doggett erläuterte jeden einzelnen Aspekt der Tätigkeit. Es blieb ihm auch gar nichts anderes übrig, als detailliert auf Alexanders hartnäckige Fragen zu antworten. Nach mehr als drei Stunden hob Doggett müde die Hand, wie zum Zeichen, dass er genug habe, doch Alexander hatte noch eine abschließende Frage.
    «Als Geschäftsführer muss ich den Aktionären Rechenschaft ablegen. Was sind das für Leute?»
    Der Ausdruck interessierter Hilfsbereitschaft auf Doggetts Gesicht blieb unverändert, doch sein ganzer Körper versteifte sich unmerklich.
    «Wir haben hier eine komplizierte Unternehmensstruktur. Die Firma hat in den letzten dreißig Jahren einen ziemlichen, sagen wir einmal, Wildwuchs erfahren. Wainwright Enterprises gehört zu achtzig Prozent der Wainwright Holdinggesellschaft; zehn Prozent der Anteile gehörten Ihrem Onkel persönlich und fallen nun je zur Hälfte an Sie und Ihren Cousin Graham Wainwright; und zehn Prozent gehören Stadtrat Ward.»
    «George Ward? Ich habe ihn gewählt.»
    «Ja.»
    «Und wem gehört die Wainwright Holdinggesellschaft?»
    Doggett rutschte auf seinem Sitz hin und her.
    «Hier wird’s noch ein wenig komplizierter. Aus verschiedenen Gründen, hauptsächlich aus steuerrechtlichen – wobei ich Ihnen versichere, dass alles ganz legal ist –, gehört die Wainwright Holdinggesellschaft verschiedenen Trusts, die sich aus mehreren Geschäftsleuten aus der Gegend zusammensetzen.»
    «Und die wären?»
    Drei Namen kannte er: Frederick Doggett, der Mann, der ihm gegenüber saß, Jeremy Kemp, der Rechtsanwalt, und James FitzGerald, der Finanzberater seines verstorbenen Onkels.
    Die Uhr schlug die Viertelstunde. Doggett warf einen raschen Blick darauf und erhob sich.
    «Im Moment ist es ungünstig für mich, Alexander, ich habe eine Verabredung zum Dinner und sollte eigentlich bereits dort sein. Könnten wir unsere Besprechung ein andermal fortsetzen?»
    «Natürlich. Wie wäre es gleich morgen früh?»
    «Mein Terminkalender ist leider ziemlich voll. Ich werde meine Sekretärin bitten, einen Zeitpunkt auszumachen.»
     
    Trotz seiner dringenden Verabredung zum Abendessen beobachtete Doggett von seinem Bürofenster aus, wie der neue Geschäftsführer von Wainwright Enterprises in seinem Anorak das Gebäude verließ, um die Häuserecke bog und aus seinem Blickfeld verschwand. Das bevorstehende Dinner war anscheinend nicht mehr so wichtig, denn er setzte sich an seinen Schreibtisch und griff nach dem Telefonhörer. Der Anruf wurde sofort beantwortet und er sprach ohne Einleitung: «James, er ist eben gegangen. Es lief nicht so gut, wie wir erwartet hatten. Er ist hartnäckiger, als wir dachten … Schlau? Nun, ich würde sagen, ja, überraschend schlau, aber ich glaube, um was wir uns Sorgen machen müssen, ist eher seine Beharrlichkeit als seine Intelligenz. Er hat mehr Wainwright-Blut, als wir alle annahmen.»
    Eine ganze Weile hörte Doggett dem anderen schweigend zu und rutschte unbehaglich in seinem ausladenden Ledersessel hin und her, während sich langsam Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Als er wieder zum Sprechen ansetzte, hatte er Mühe, ruhig zu bleiben.
    «Ja, natürlich, wenn du meinst. Ich rufe Jeremy an und warte hier auf dich.»
     
    James FitzGerald schloss die Hintertür, die in das Bürogebäude führte, mit seinem eigenen Schlüssel auf. Frederick Doggett und Jeremy Kemp waren bereits da und warteten auf ihn in dem lächerlich großen Büro, das Fred so wichtig war, und er warf ihnen sein typisches Lächeln zu. Er wusste, es würde ihnen Unbehagen einflößen, und dieser Gedanke ließ sein Lächeln noch breiter strahlen.
    «Hey, Leute!» Er hatte sich nie die Mühe gemacht, seinen Sussexer Arbeiterslang abzulegen, und er genoss ihr unterdrücktes Schaudern, als sie seinen Tonfall vernahmen. «Ich nehme das, was Jeremy im Glas hat, danke.»
    Doggett reichte ihm einen Gin Tonic mit Eis, und er setzte sich in den Sessel, der am dichtesten am Kamin stand, und wartete, bis die anderen ebenfalls Platz genommen hatten, bevor er fragte: «Wie lautet deine hoch geschätzte Meinung, Fred?»
    «Alexander Wainwright-Smith. Er ist
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