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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Firma mit einem ausgedehnten neuen Verantwortungsbereich, in Anbetracht dessen selbst der erfahrenste Geschäftsmann erst einmal leer geschluckt hätte.
    Das anonyme und diskrete Äußere des Bürogebäudes, in dem Doggett and Hawes untergebracht waren, ließ nicht ahnen, was einen hinter dieser Fassade erwartete, wenn man erst einmal die nur mit einem Sicherheitscode zu öffnende Eingangstür und den mit einer Plastikkarte zu bedienenden Lift hinter sich gebracht hatte. Dann wurde man von einer Atmosphäre von gediegenem Luxus eingehüllt. Der Empfangschef war ein kleiner Mann mit schütterem Haar, bekleidet mit einem makellos weißen Hemd, einer Uniformkrawatte und einem dreiteiligen, dunkelblauen Nadelstreifenanzug.
    Noch bevor Alexander drei Schritte weit gekommen war, stand er bereits vor ihm und empfing ihn mit den Worten: «Mr Alexander Wainwright? Mr Doggett erwartet Sie, Sir. Möchten Sie Ihren, em, Anorak ablegen?»
    Eine Uhr schlug drei, als Alexander dem Mann einen kurzen Gang entlang folgte, vorbei an geschlossenen Türen aus Mahagoni mit Messingbeschlägen, die zu einem matten Glanz aufpoliert waren, bis zur letzten Tür links. Der dritte Schlag ertönte, als der Empfangschef die Außentür ohne anzuklopfen öffnete und fest gegen die Innentür klopfte.
    «Mr Alexander Wainwright, Sir.» Er führte Alexander herein und schloss beide Türen hinter sich.
    Frederick Doggett saß hinter einem antiken Schreibtisch. Sein Büro war mehr als doppelt so groß wie Alexanders Wohnzimmer, und besser eingerichtet war es auch. In einem offenen Marmorkamin flackerte auf einem gusseisernen Rost ein Feuer aus Holzscheiten und Kohle. Bücherregale aus Nussbaumholz säumten die eine Wand, und eine Sammlung von Stichen mit Jagdszenen bedeckte die übrigen drei.
    Alexander war so in die Betrachtung des Raumes versunken, dass ihm die Gelegenheit entging, Doggett genau zu betrachten, bevor der Mann an seiner Seite war, ihn mit Handschlag begrüßte und ihn gleichzeitig zu einem Ohrensessel vor dem Kamin dirigierte.
    «Ich freue mich, Sie zu sehen, Alexander, wenn auch unter so tragischen Umständen. Gestatten Sie mir, Ihnen und Ihrer Familie mein aufrichtiges Beileid auszusprechen. Ein großer Verlust, der sicher tiefe Trauer hervorgerufen hat.»
    Der Mann wirkte so sanft, dass man unmöglich sagen konnte, ob diese etwas außergewöhnliche Beileidsbekundung doppeldeutig gemeint war. Er wusste doch sicher, dass Onkel Alan wenig beliebt gewesen war. Das Gefühl, dass der andere, wenngleich auf eine sehr subtile Weise, sich über ihn lustig machte, ärgerte Alexander, und der Buchhalter war ihm augenblicklich unsympathisch, egal, was er auch sagen oder tun würde. Als Alexander ein liniertes DINA4-Blatt aus seiner Tasche zog, beobachtete Doggett ihn schweigend mit einem leicht schiefen Lächeln, das sich, sobald Alexander aufblickte, in einen Ausdruck von Beflissenheit wandelte.
    «Ich habe hier eine Liste mit Fragen, die meine Frau und ich Ihnen gerne über Wainwright Enterprises stellen würden. Ich habe Ihnen ja bereits eine Kopie zukommen lassen.»
    «Aber selbstverständlich. Sollen wir sie jetzt durchgehen, oder möchten Sie zunächst hören, was Ihr Onkel wegen der zukünftigen Leitung seiner Unternehmen verfügt hat?»
    Alexander fühlte sich wie ein dummer Junge und das ärgerte ihn noch mehr. Dennoch erwiderte er ruhig: «Das ist ein guter Vorschlag. Nehmen wir uns also Onkel Alans Verfügungen zuerst vor.»
    Während er schweigend den Worten seines verstorbenen Onkels lauschte, wurde ihm mit wachsender Befriedigung klar, dass sein Leben nie wieder so sein würde wie vorher. Sein Onkel hatte ihn als Geschäftsführer von Wainwright Enterprises vorgeschlagen. Er sollte einen Sitz im Vorstand erhalten und eine leitende Position in den Tochtergesellschaften einnehmen.
    «Ich weiß, das ist ein bisschen viel auf einmal, und es ist eine ganze Menge Verantwortung, aber Ihr Onkel hielt große Stücke auf Sie. Es lag ihm sehr viel daran, dass Sie in seine Fußstapfen treten. Sie haben viel in den verschiedenen Unternehmen Ihres Onkels gearbeitet, und Ihr Onkel berichtete mir, Sie hätten Ihre Sache gut gemacht. Ich weiß, ihm wäre daran gelegen, wenn Sie das Ruder in die Hand nähmen, Alexander. Keiner von uns dachte, dass es so früh sein würde, dennoch war es sein Wunsch.»
    Alexander lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Vom geringschätzig behandelten Familienmitglied zum Geschäftsführer des
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