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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Diplomat – wenn es das ist, was Sie meinen –, er koordiniert schließlich die Zusammenarbeit mit all den anderen Dienststellen. Und natürlich ist er noch ziemlich jung für seinen Dienstgrad.»
    Der Assistant Chief Constable schwieg einen Moment lang, und Fenwick hatte den Eindruck, dass er ihn in irgendeiner Weise verärgert hatte.
    «Nun gut», meinte Harper-Brown nach einer Weile. «Ich möchte, dass Sie eine Zusammenfassung aller Vorträge erstellen und einen entsprechenden Umlauf im Präsidium machen. Es ist immer sinnvoll, seine neu erworbenen Kenntnisse auch anderen zugänglich zu machen. Und Geldwäsche ist ein heißes Thema. Und bitte, Fenwick, achten Sie darauf, dass es eine ausgewogene Zusammenfassung wird.»
    Fenwick arbeitete zurzeit an sechs Fällen gleichzeitig, und er hatte bereits einen Tag durch das Seminar verloren. Nun würde er noch mehr Zeit verlieren.
    «Ach, und noch etwas, Fenwick. Morgen Nachmittag treffe ich mich mit dem Chief Constable und Vertretern der Polizeibehörde, und in diesem Zusammenhang hat man mich um einen Bericht über unser Vorgehen bei Beschwerden ersucht. Wenn ich mich nicht irre, dann sind Sie in Sergeant Warners Abwesenheit für derartige Fragen zuständig. Mir liegen bereits die Berichte sämtlicher Abteilungen vor. Nur Ihrer fehlt noch. Ich möchte den Bericht morgen früh auf meinem Schreibtisch haben.»
    Fenwick starrte seinen Vorgesetzten fassungslos an.
    «Weder der Superintendent noch ich wussten, dass Sie einen Bericht brauchen. Sonst hätten Sie ihn längst vorliegen.» Schon während er sprach, wusste Fenwick, dass es keinen Zweck hätte, sich auf eine Diskussion einzulassen.
    Die dünnen Lippen des Assistant Chief Constable wurden noch eine Idee schmaler.
    «Sie haben doch ein Memo bekommen, Chief Inspector. Hier, sehen Sie selbst.» Er hielt Fenwick ein Blatt Papier vor die Nase. Das Datum der Nachricht war vom Tag zuvor. Sicher hatte Anne, seine Sekretärin, den Aktendeckel mit einem «Sofort auf den Tisch» -Vermerk ganz oben auf seine Morgenpost gelegt.
    «Ich verstehe, Sir. Bis um wie viel Uhr brauchen Sie den Bericht?»
    «Gleich morgen früh. Das Treffen mit dem Chief Constable ist auf 14.30 Uhr anberaumt, und bevor ich gehe, muss ich mich noch vorbereiten, also spätestens um 9.30 Uhr.»

11B 5
    Die Fahrt von der Zentrale nach Harlden dauerte in der Regel eine knappe Stunde, aber auf der Umgehungsstraße hatte sich ein Unfall ereignet, und Fenwick stand über eine Dreiviertelstunde lang im Stau. Als sich das Verkehrschaos langsam auflöste, war er so müde, dass er direkt nach Hause fuhr.
    Erst später, nachdem er dem Kindermädchen auf dem Weg zur Dusche kurz Bescheid gesagt hatte, fiel ihm der Beschwerdebericht für den Assistant Chief Constable wieder ein. Mit einem unterdrückten Fluch langte er nach dem Telefon auf dem Nachttisch und rief bei seiner Dienststelle an. Der wachhabende Sergeant war ein alter Freund und Verbündeter.
    «George, hier spricht Fenwick. Ich habe ein Problem.» Er berichtete von dem Dilemma, in dem er sich befand, und erklärte genau, wo in seinem Büro der Beschwerde-Ordner sein könnte. Seine Sekretärin war erschreckend tüchtig, wenn er es zuließ. Daher hatte er sich auch mit dieser Akte bisher noch nie beschäftigen müssen.
    «Könnten Sie jemanden mit der Akte bei mir vorbeischicken? Ich weiß, wir sind unterbesetzt, aber vielleicht klappt es doch?» Wenn es einen Menschen gab, für den Sergeant Wicklow alles tun würde, dann war das Chief Inspector Fenwick.
    Nach einer heißen Dusche schlüpfte Fenwick in Jeans und Sweatshirt. Der Abend war kalt. Seine Haut war noch leicht gebräunt von den letzten Ferien mit den Kindern, und die grauen Strähnen, von denen sein schwarzes Haar durchzogen war, wirkten so, als seien sie bewusst getönt worden. Doch derartige Überlegungen hatten für den Mann, dessen Gesicht vom Badezimmerspiegel zurückgeworfen wurde, keine Bedeutung. Er warf nur einen flüchtigen Blick auf sein Spiegelbild, wandte sich dann ab und begab sich ins Esszimmer, wobei er zwei Treppenstufen auf einmal nahm.
    Er hatte fast die unterste Stufe erreicht, als er ein leises Rufen von oben hörte.
    «Andrew, warten Sie!»
    Eine Zwanzigjährige sprang leichtfüßig die Treppe herunter und kam neben ihm zum Stehen.
    «Hallo. Ich konnte gar nicht mit Ihnen sprechen, als Sie kamen. Wir hatten ein kleines Problem.»
    Fenwick fühlte, wie sein Mut sank. Sofort dachte er an die Schwierigkeiten, die er mit seinem
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