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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen
Autoren: A. A. Fair
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können. Er hatte in Notwehr gehandelt und nicht die geringste Absicht gehabt, Cadott umzubringen. Er hatte lediglich die verrückte Idee aus der Welt schaffen wollen, daß Caroline ihren Großvater getötet hätte.
    Der Polizeistenograph tippte das Geständnis, und Dutton Unterzeichnete es.
    Obwohl Evans immer wieder zur Eile gemahnt hatte, waren mehrere Stunden vergangen. Als endlich alles erledigt war, nahmen wir Dutton mit und setzten uns ins nächste Flugzeug nach San Franzisko. Es war kurz nach zehn Uhr, als die Maschine sich in die Lüfte hob — ein wunderschöner Tag.
    Dutton, der endlich ein reines Gewissen hatte, schlief den Schlaf des Gerechten.
    Auch Evans nickte immer wieder ein, fuhr jedoch von Zeit zu Zeit hoch und griff in die Innentasche seines Jacketts, um sich zu vergewissern, daß das Geständnis noch da war.
    Trotz der Tatsache, daß der Mordfall Cadott jetzt geklärt war, stand ich weniger denn je in Evans’ Gunst. Er würdigte mich kaum einer Antwort, wenn ich ihn etwas fragte.
    Über den Sierras war es ein wenig stürmisch. Das Flugzeug fiel von einem Luftloch in das andere, und wir wurden kräftig durchgeschüttelt. Doch dann beruhigte sich das Wetter, wir schwebten über die Bucht und setzten wenig später in San Franzisko auf.
    Der Pilot stellte die Motoren ab, und ein Schwarm von Menschen eilte vom Flughafengebäude zu unserer Maschine.
    »Was ist denn das!« bellte Evans.
    Er hatte zwar den Mordfall Cadott gelöst, doch das war kein Anlaß zu solcher Erregung. Evans war erfahren genug, um zu wissen, daß da etwas anderes vorging.
    Es herrschte ein solches Gedränge, daß es eine Weile dauerte, ehe wir erfuhren, was eigentlich los war.
    Jeder stellte Fragen, Blitzlichter flammten auf, Journalisten umringten uns. Niemand zollte dem Häftling, den Evans aus Reno mitgebracht hatte, besondere Aufmerksamkeit.
    Schließlich hörten wir, was geschehen war: Evans’ Theorie über den Fall Crosby war von der gesamten US-Presse übernommen worden. Sie war so logisch, so einleuchtend, daß sie alle Gemüter bewegte.
    Als die Story in den Zeitungen veröffentlich wurde, war zwei Bürgern der Stadt Davenport in Iowa plötzlich klargeworden, daß ihre menschenfreundliche Nachbarin mit dem verwaisten kleinen Mädchen recht verdächtig war. Sie hatten das FBI angerufen. Das FBI war mit Fotos und anderem Material zum Angriff übergegangen, und der Fall war gelöst. Die Nachbarin hatte sofort gestanden, als man ihr die ersten Fragen stellte.
    Mort Evans und sein Chef ließen sich Seite an Seite fotografieren. Es wurde bekanntgegeben, daß sie diese Theorie auf Grund ihrer jahrelangen Erfahrungen ausgearbeitet hätten, und verkündet, daß die wohlhabenden Eltern des wiedergefundenen Kindes voller Freude den beiden Polizeibeamten eine beträchtliche Belohnung aussetzten.
    Bertha las die Zeitung, knüllte das Blatt zusammen und schleuderte es zu Boden.
    »Dir gebührt eine Tracht Prügel, du Schlaumeier«, rief sie. »Wie lang hast du denn diese Sache schon mit dir herumgeschleppt? Und dann mußt du alles diesen Schafsköpfen von der Polizei anvertrauen!«
    »Ich mußte Zeit gewinnen«, versetzte ich. »Ich mußte mir irgend etwas einfallen lassen, sonst hätte man mich hinter Gitter gesetzt und der Mittäterschaft angeklagt.«
    »Na, uns hat jetzt wenigstens jeder vergessen«, meinte sie. »Los, machen wir uns auf die Socken, fahren wir nach Hause. Wenn du nicht so stur den Mund gehalten hättest, hätten wir wenigstens einen Teil der Belohnung einstreichen können.«
    »Es war eine Kettenreaktion«, versetzte ich. »Ohne den Mord an Cadott hätten sich die Zeitungen nicht für Evans interessiert. Und ohne die Zeitungen wäre der Fall Crosby nicht gelöst worden.«
    »Donald«, erklärte Bertha, »ich glaube, ganz im Inneren hattest du tatsächlich den Verdacht, daß Minerva Fisher die Entführerin war.«
    »Warum nicht?« entgegnete ich. »Sie ist mir unsympathisch. Die Frau ist zu gut, um echt zu sein.«
    Bertha dachte eine Weile nach.
    »Donald«, sagte sie dann, »verschwinden wir hier. Wenn wir Pech haben, steckt man dich womöglich doch noch ins Kittchen, weil du die Polizei nicht verständigt hast, als du den toten Cadott fandest.«
    »Das ist technisch zwar möglich«, erwiderte ich, »aber man wird es bestimmt nicht tun. Im Gegenteil, man möchte unter allen Umständen vermeiden, daß ich von irgendwelchen Journalisten befragt werde.«
    Bertha hob den Telefonhörer ab. »Ich möchte zwei
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