Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
Riverside Hotel und ließ sich eine Quittung dafür geben. Als die Sache heute abend ein wenig brenzlig wurde, beschloß sie, die Aktentasche woanders hinzubringen. Setzen Sie sich mit dem Riverside Hotel in Verbindung, und stellen Sie fest, ob dort nicht eine Aktentasche abgegeben wurde. Beauftragen Sie den Hausdetektiv, die Aktenmappe durchzusehen und festzustellen, ob sie ein Tagebuch enthält. Dann schalten Sie die Polizei von Reno ein. Wenn später jemand auftaucht, um die Aktentasche abzuholen, greifen Sie zu, und das Rennen ist gelaufen.«
    Evans ließ sich das durch den Kopf gehen. »Nun, das kann ich ja per Telefon erledigen«, meinte er.
    »Sie können alles per Telefon erledigen«, sagte ich. »Vergessen Sie nicht, daß wir uns die Belohnung teilen. Sie bekommen als Dreingabe noch eine Beförderung. Stellen Sie sich die Schlagzeilen in den Zeitungen vor: >Mortimer Evans von der Mordkommission San Franzisko löst den rätselhaften Fall Crosby.<«
    »Ich gehe jetzt und mache meine Anrufe«, verkündete Evans. »Sie kann ich jederzeit schnappen, wenn ich will, Lam. Von Ihrer Unschuld haben Sie mich nämlich noch nicht überzeugt. Ich gewähre Ihnen vorläufig nur einen Aufschub.«
    »Erledigen Sie Ihre Telefonate«, versetzte ich.
    Evans ging und schloß die Tür hinter sich.
    Bertha Cool sah mich an. »War das ein Bluff?« fragte sie.
    »Natürlich. Ich muß Zeit gewinnen.«
    Bertha riß die Augen auf. »Du hast ihm diesen Bären aufgebunden, ohne auch nur den geringsten Beweis... Du hast dir das alles aus den Fingern gesogen?«
    »Irgendwie mußte ich Evans abschütteln«, erklärte ich. »Ich muß sehen, wie ich mich aus der Affäre ziehe. Ich hätte Barclay Fisher gar nicht trauen dürfen, hätte wissen müssen, daß er zusammenbricht, wenn es hart auf hart geht.«
    »Und die Kindesentführung?« fragte Bertha. »Das hätte sogar ich dir beinahe abgenommen.«
    »Das kann man sich zusammenreimen, wie man will«, versetzte ich. »Entweder wurde das Kind unmittelbar nach der Entführung getötet, oder jemand hatte es wirklich auf das Kind abgesehen, und die Lösegeldforderung war nur ein Mittel, um die Polizei auf eine falsche Fährte zu lenken. Wenn die zweite Möglichkeit zutrifft, dann ist klar, daß eine Frau die Sache nur auf eine einzige Art anpacken könnte: Sie müßte eine Frau sein, die in der Nachbarschaft beliebt ist und einen guten Ruf hat; die allgemein als hilfsbereit und mütterlich gilt. Sie müßte dann eine Geschichte von einer kranken Verwandten erfinden, von ihrem kleinen Kind. Kurz, es müßte sich praktisch alles so abspielen, wie ich es vorhin ausgeführt habe. Und das würde prächtig auf Minerva Fisher passen.«
    »Hm, kein übler Gedanke«, meinte Bertha.
    »Ich habe viel über den Fall nachgedacht«, sagte ich. »Nur so im allgemeinen, weil er mich interessierte. Als dann Evans anfing, sich hier wichtig zu machen und ich mir schnellstens etwas ausdenken mußte, um ihn abzuwimmeln, fiel mir auf, wie gut Minerva Fisher da ins Bild paßte. Und deshalb...«
    »Hör mal, Donald«, unterbrach mich Bertha aufgeregt, »so, wie du das entwickelt hast, klingt es unheimlich logisch. Es kann sein, daß du tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen hast. Aber wie: ist das mit dem Tagebuch, das angeblich in Reno liegt?«
    Ich zwinkerte ihr nur zu.
    »Du hinterhältiger Patron!« rief Bertha.
    Ich ging zum Telefon, wählte die Nummer des San Franzisko Examiner und ließ mich mit dem Lokalredakteur verbinden.
    »Fragen Sie mich nicht, wer ich bin«, eröffnete ich das Gespräch. »Ich habe einen tollen Tip für Sie. Eine Sensation.«
    »Okay, worum geht’s?« fragte eine kalte Stimme ohne das geringste Interesse.
    »Mort Evans von der Mordkommission ist dem Crosby- Kidnapper auf der Spur«, sagte ich. »Er will aber nicht, daß die Sache an die große Glocke kommt, ehe er alle Beweise in der Hand hat. Wenn er bereit ist, die Story zu veröffentlichen, werden alle Zeitungen davon profitieren. Wenn Sie es ihm aber schon jetzt auf den Kopf Zusagen, können Sie ihn dazu bringen, Ihnen vor den anderen einen Vorsprung zu geben. Aber verraten Sie ihm nicht, daß Sie einen Tip bekommen haben.«
    Ich legte auf und wandte mich Bertha zu. »Okay, lassen wir Lois Marlow heraus, Bertha.«
    »Aufmachen! Aufmachen!« erklang vom Korridor die energische Stimme von Mort Evans.
    Ich öffnete die Tür. Evans trat ein. »Das klingt alles schön und gut, wenn Sie’s mir erzählen«, sagte er. »Aber als ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher