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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen
Autoren: A. A. Fair
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»Dave Griffin, Reporter vom Examiner.«
    Ich schüttelte dem Reporter die Hand.
    »Mort«, fragte Dave, »kann ich schreiben, daß Ihr Flug im Zusammenhang mit dem Fall Crosby steht?«
    »Nein, das können Sie nicht«, fuhr Evans ihn an. »Kommen Sie, wir müssen los.«
    Wir fuhren zum Flughafen. Evans umriß in groben Zügen die Theorie von der Frau mit dem Mutterkomplex, die Ausrede mit der unheilbar kranken Verwandten, dem angeblich verwaisten Kind und der Frau, die bei allen Nachbarn wegen ihrer Hilfs- und Opferbereitschaft beliebt und geachtet war.
    Als wir am Flughafen waren, hatte Dave Griffin die ganze Geschichte niedergeschrieben.
    »Es ist nur eine Theorie«, meinte er nachdenklich. »Jeder hat seine Theorien... Wissen Sie, was ich glaube?«
    »Was?«
    »Ich glaube, Sie unternehmen diese Flugreise, um den Fall Crosby endgültig zu klären.«
    »Sie können glauben, was Sie wollen«, versetzte Evans. »Doch bringen Sie nur meine Theorie. Sonst muß ich massiv werden.«
    »Daraus läßt sich eine Story machen«, meinte Griffin. »Welche Maschine nehmen Sie?«
    »Ein Privatflugzeug.«
    »Wohin?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Rufen Sie mich an, sobald die Sache geklärt ist, damit wir früher dran sind als die anderen Blätter?«
    »Das kann ich nicht versprechen. Der Fall wird solchen Staub aufwirbeln, daß man die Aufklärung nicht lange verheimlichen kann.«
    Vor dem Hangar stand ein Flugzeug. Die Motoren brummten.
    »Das ist alles, Dave«, sagte Evans. »Wir starten jetzt.«
    Er trat zum Piloten und zeigte seinen Ausweis.
    »Wenn ich nur schreiben könnte, daß er diese geheimnisvolle Reise auf Grund eines bestimmten Hinweises macht. Bis jetzt ist alles nur Theorie. Und Theorien gibt’s wie Sand am Meer.«
    »Knien Sie sich richtig hinein«, sagte ich. »Er verfolgt einen konkreten Hinweis. Morgen um diese Zeit werden sämtliche Zeitungen in den Staaten die Story bringen.«
    »Sind Sie an der Sache beteiligt?« fragte er.
    »Er nimmt mich mit auf die Reise, oder?«
    »Warum?«
    »Weil ich zuviel weiß, um hiergelassen zu werden.«
    Der Reporter eilte zur nächsten Telefonzelle.
     

11
     
    Der Hausdetektiv des Riverside Hotels hatte sich bereits mit einem Beamten der Kriminalpolizei von Reno in Verbindung gesetzt. Mort Evans und ich schlossen uns den beiden an.
    Während des Fluges nach Reno war Evans immer skeptischer geworden. Meine Aktien fielen und fielen.
    In Reno dann, dank der Gewißheit, daß die Aktentasche mit George Cadotts Tagebuch wirklich vorhanden war, wurde Evans wieder etwas zuversichtlicher.
    In Reno, im Staate Nevada, hat der Tag vierundzwanzig Stunden. Zwar gehen die Leute auch hin und wieder ins Bett, aber man erwischt sie fast nie dabei. Außerdem gibt es genug Leute, die es für Zeitverschwendung halten, in Reno zu schlafen.
    Im Riverside Hotel brauchte man sich nur ins Foyer zu setzen, um die verschiedensten Typen an sich vorbeidefilieren zu sehen: den Feriengast aus einem nahen Urlaubsort, in nagelneuer Cowboyausrüstung, komplett mit Stetson und hochhackigen Stiefeln; Touristen, die mit mißmutiger Miene
    Bilanz zogen und die traurige Erkenntnis verdauen mußten, daß sie an den Spieltischen mehr verloren hatten als beabsichtigt; Wochenendgäste, denen das Glück hold gewesen war und die sich über ihren Gewinn so aufregten, daß sie nicht ins Bett fanden; Urlauber, auf die die ungewöhnliche Atmosphäre und unablässige Betriebsamkeit dieses Spielerparadieses in der Wüste anregend wie Sekt wirkte, so daß sie selbst in den grauen Stunden des frühen Morgens noch vor Leben sprühten.
    Wir ließen uns im Foyer des Hotels nieder. Die Stunden verstrichen qualvoll langsam. Evans nickte ein, fuhr aus seinem Schlummer hoch, nickte wieder ein und machte es sich schließlich in seinem Sessel so bequem, daß er sachte zu schnarchen begann.
    Kramer Lawson, der Kriminalbeamte aus Reno, hatte für Privatdetektive nichts übrig. Man betrachtete mich als unnötigen Ballast und ließ mich ansonsten in Frieden.
    Ich war müde, doch ich konnte nicht schlafen. Ich zerbrach mir den Kopf, wie ich aus diesem Schlamassel jemals wieder herauskommen sollte. Ich hätte mich ohrfeigen können, daß ich zu dem Motel hinausgefahren war, daß mich mein Pflichtgefühl meinem Auftraggeber gegenüber dazu verleitet hatte, krumme Touren zu machen. Und doch war mir klar, daß ich, wenn ich noch einmal am Anfang der Entwicklung gestanden hätte, nicht anders verfahren wäre. Dieser Charakterzug an mir brachte
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