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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Farris Smith
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schwarzweißen Western geraten, die sein Vater so toll fand.
    Er schaute sich Charlie genauer an. Der hatte immer noch die Hosen in die Stiefel gesteckt. War immer noch auf ein günstiges Geschäft aus. War immer noch wichtig, wenn es darum ging, etwas zu organisieren.
    »Ich sagte doch, dass ich keine Stromkabel habe. Du musst bis zum nächsten Mal warten«, sagte Charlie zu einem Mann, der ihn begriffsstutzig anstarrte. Charlie trug die Brille oben auf dem Kopf. Er hatte das Gesicht eines Mannes, der sein ganzes Leben lang draußen gearbeitet hat.
    »Was ist denn da hinten in der Kiste drin?«, fragte der große Mann und deutete darauf.
    »Bist du taub, verdammt noch mal?«
    »Nee, ich bin nicht taub, aber ich weiß, dass du welche hast. Du hast immer welche dabei.«
    »Ich hab immer welche mit, wenn ich losfahre, aber das hier ist nicht der einzige Ort, an dem ich halte. Ich hatte welche, als ich losgefahren bin, aber ich hab sie alle schon unterwegs verkauft. Es ist sowieso ein Wunder, dass überhaupt noch was übrig ist, wenn ich hier unten ankomme. Ist das jetzt klar?«
    Der Mann schüttelte den Kopf und zog am Saum seines Hemds.
    »Willst du sonst noch was?«, fragte Charlie und reckte den Kopf.
    »Gib mir ein paar von den Lampen und ein paar Batterien.«
    »Was heißt denn ein paar?«
    »Drei.«
    »Drei Lampen oder drei Batterien?«
    »Drei Lampen und genügend Batterien für alle und ein paar zusätzlich. Komm schon, Charlie.«
    »Nerv mich nicht. Es ist doch nicht schwer, gleich zu sagen, was du haben willst. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Charlie griff in eine Kiste, in der viele Campinglampen lagen, holte drei davon raus und reichte sie dem Mann. Dann zog er eine Plastiktüte aus seiner Gesäßtasche, griff in eine andere Kiste und füllte Batterien hinein. Er übergab dem Mann die Tüte und rechnete dann mit den Fingern alles zusammen, wobei er vor sich hinmurmelte.
    »Fünfzig Dollar«, sagte er.
    »Jesus«, sagte der Mann
    »Ich meinte achtzig.«
    »Fünfzig ist in Ordnung. Mach mich nicht an.«
    Der Mann stellte die Tüten ab, knöpfte seine Hemdtasche auf und zog zwei Pokerchips heraus, die er Charlie hinhielt.
    »Was um Himmels willen ist das?«, fragte Charlie und schüttelte bekümmert den Kopf. »Denkst du etwa, ich hab hier eine Kasse zum Wechseln?«
    »Die sind pro Stück hundert Dollar wert.«
    »Hundert Dollar pro Stück? In welcher Welt? Wo zum Teufel sind die hundert Dollar pro Stück wert?«
    Die Wachposten und die anderen Männer fingen an zu lachen.
    »Nimm sie mit nach Tunica«, sagte der Mann. »Da kann man sie benutzen, denke ich.«
    »Tunica? Steht unter Wasser.«
    »Dann Las Vegas. Oder sonst wo.«
    »Klar. Vegas. Super, auf geht’s nach Vegas! Und da geben die mir bestimmt zweihundert Dollar für zwei dreckige alte Chips aus einem Dreckloch von Casino in Gulfport, Mississippi. Weißt du überhaupt, was mich das kosten würde, nach Vegas zu fahren? Ich müsste drei Riesen investieren, um zweihundert gottverdammte Dollar einzukassieren. Scheiße, Mann, vielleicht schick ich sie denen einfach per Post, und die schicken mir dann das Geld zurück.«
    Der Mann steckte die Chips wieder in seine Tasche und schaute zu Boden. Er kaute auf der Innenseite seiner Wange herum und überlegte.
    »Ich hab aber diesmal kein Geld«, sagte er. »Ich hab gar nichts.«
    Charlie verschränkte die Arme und ging einmal im Kreis, dann wandte er sich wieder an den Mann: »Ich bin nicht das Rote Kreuz, und ich verteile auch keine Kredite. Wenn du was haben willst, musst du mit Geld bezahlen oder etwas unglaublich Tolles anschleppen, um es einzutauschen. Da du nichts davon hast, musst du mir die Lampen zurückgeben.« Er wartete nicht, bis der Mann sie ihm reichte, sondern beugte sich vor und nahm sie ihm aus der Hand. Er stellte die Tüte mit den Batterien vor sich hin und legte zwei von den Lampen wieder in die Kiste. Eine gab er dem großen Mann wieder. Dann nahm er zwei Päckchen Batterien aus der Plastiktüte und hielt sie ihm hin.
    »Nimm das hier und hau ab. Kannst sie das nächste Mal bezahlen. Verstanden?«
    Der Mann nickte, sagte, er habe verstanden, drehte sich um und lief die Metallrampe hinunter, die zur Ladefläche des Trucks führte.
    Charlie trat an den Rand und sagte: »Wer mit was anderem als Geld bezahlen will, kann sich gleich verziehen. Ich dachte, das wäre allgemein bekannt.«
    Zwei Männer traten aus der Reihe und gingen davon.
    Charlie schaute zum Ende der Schlange, entdeckte
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