Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
unternommen, auch zur See – aber niemals hatte er sich damals so weit hinausgewagt auf das offene, unbekannte Meer. Von Küstenstrich zu Küstenstrich, von Hafen zu Hafen, so war er früher gereist.
    Daher sahen nicht nur die anderen mit einem leisen Gefühl der Beklemmung das Land am Horizont verschwinden, als die Sturmwind hinaustrieb aufs Meer, von einer kräftigen Brise zu rascher Fahrt getrieben. Mescal hingegen, der an der Pinne stand, lächelte Necron zu.
    »Herrlich!« rief er aus.
    Wer den Geschaffenen früher gesehen hatte, kannte ihn jetzt kaum wieder. Verschwunden war das Weiche, Teigige, das Mescal früher gekennzeichnet hatte, eine gewisse Unschärfe, wenn man ihn ansah. Verschwunden auch das unaufhörliche Wackeln und Wanken seines Charakters, der von einem Extrem ins entgegengesetzte verfallen war, sich selbst und seinen Mitmenschen eine Qual oder ein Ärgernis.
    Die Seelenschmiede im legendenumwobenen Hain von Bulkher hatten einen wohlgestalteten jungen Mann aus ihm gemacht, wenn auch ein wenig weich und weiblich in den Zügen – zumindest für die Verhältnisse von Gorgan. In Vangas Gefilden hätte es ein so sanftgliedriger Mann sicherlich noch schwerer gehabt. Indessen hinderte das Jente, die junge Amazone, nicht daran, Mescal immer wieder mit augenfälliger Verliebtheit anzusehen.
    Der Wind blieb geraume Zeit gleich in Richtung und Stärke. Die Sturmwind machte gute Fahrt, und als Necron hinabstieg, fand er kaum eingesickertes Wasser in der Bilge schwappen. Beim Bau des Schiffes war nicht gepfuscht worden, die Arbeit konnte sich sehen lassen.
    Necron sah auch nach Odam und seinen drei Schlackenhelm-Kriegern. Sie lagen auf ihren Kojen, haltbar festgebunden. Ihnen konnte nur dann etwas zustoßen, wenn es dem ganzen Schiff sehr schlecht erging.
    Necron kehrte an Deck zurück.
    Es begann finster zu werden. Der Abend zog rasch herauf.
    »Ich übernehme das Steuer«, sagte Necron und löste Mescal ab. Aeda und Jente hatten eine Mahlzeit vorbereitet – obwohl beiden solche Hausarbeit nicht sonderlich gefiel. Jente war von ihrer Erziehung her daran gewöhnt, von Männern bedient zu werden, und Aeda hatte es auf ihre Weise stets verstanden, sich versorgen zu lassen. Es sprach sehr für die beiden Frauen, daß sie sich ohne Murren in die Arbeit fügten, die reihum von jedem an Bord zu erledigen war.
    Noch waren alle Materialien frisch, und das Wasser in den großen Fässern hatte nicht den mindesten fauligen Beigeschmack. Necron, der auf seinen Reisen alle Schrecknisse der Seefahrt hatte erleben dürfen, wußte, daß dem sehr bald nicht mehr so sein würde – spätestens in einer Woche mußte der Ärger anfangen.
    Vier Stunden lang stand Necron an der Pinne, dann löste Gaphyr ihn ab.
    Weiße Schaumblasen trieben auf der Spur, die die Sturmwind in das Auf und Ab des Meeres furchte. Es sah aus wie ein aus Silber getriebenes geheimes Schriftzeichen.
    »Was hoffst du dort zu finden?« fragte Gaphyr und deutete nach vorn. Am nächtlichen Himmel funkelten einige Sterne.
    Necron zuckte mit den Schultern.
    »Land«, sagte er. »Menschen, wenn möglich Freunde – vielleicht Mythor, vielleicht Luxon. Man wird sehen.«
    »Mit welchen Gefahren haben wir zu rechnen?« wollte Gaphyr wissen.
    »Du kennst sie selbst«, antwortete der Alleshändler. »Stürme und Klippen, Hunger und Durst, Meeresungeheuer, von deren Schrecklichkeit man sich keine Vorstellung machen kann – und natürlich Krankheiten.«
    »Mögen die Lichtgötter uns beistehen«, murmelte Gaphyr. Necron wölbte die Brauen.
    »Pah«, machte er.
    In der Nähe des Mastes legte er sich schlafen. Das gleichmäßige Auf und Ab, Hin und Her, das der Schiffskörper vollführte, ließ ihn rasch einschlafen – die würgenden Geräusche von unten, die wahrscheinlich vom magenempfindlichen Mescal stammten, nahm er nur für kurze Zeit wahr, dann war Necron eingeschlafen.
    Er erwachte, als ihn die Strahlen der höher steigenden Sonne trafen.
    Ein strahlender Tag schien aufzuziehen, besser hätte es kaum kommen können. Indessen war Necron auf der Hut, er rechnete stets mit dem Schlimmsten.
    »Wie weit mögen wir jetzt von Nykerien entfernt sein?« wollte Mescal wissen.
    Necron versuchte die zurückgelegte Strecke abzuschätzen. Die Sturmwind machte vor dem Wind etwa zwölftausend Schritte in einer Stunde. Sie war ein recht flottes Schiff, hatte allerdings auch keine bemerkbare Nutzlast geladen.
    »Wären wir auf festem Boden, hätten wir bald die Grenze von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher