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Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren
Autoren: Terrid Peter
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Nykerien erreicht«, sagte Necron.
    »Donnerwetter«, entfuhr es Mescal. »Das geht schnell.«
    Er machte einen angegriffenen Eindruck, hielt sich aber wacker. Seekrankheit war eine fürchterliche Plage, sie konnte selbst wetterharte Männer zu halben Wracks verändern.
    So ruhig und beständig wehte der Wind, daß die Reisenden sich sogar das Vergnügen erlauben konnten, die Pinne festzuzurren und das Schiff sich selbst zu überlassen.
    Das machte es möglich, daß sich die fünf auf den Planken ausstrecken, ein gemütliches Schläfchen oder ein Sonnenbad nehmen konnten. Necron vertrieb sich die Zeit mit dem gleichen Spiel, das er in früheren Jahren auf See getrieben hatte – er fertigte kleine Kunstwerke aus Tauwerk und Holz. Damit vertrieb er sich die Zeit, während das Schiff weiter und weiter segelte und sich immer mehr von Nykerien entfernte.
    Als die Sonne auf die Scheitel herabbrannte, bereitete Mescal eine Mahlzeit, die erstaunlich gut schmeckte, danach streckten sich die Menschen wieder in der Sonne aus.
    Necron schnitzte unverdrossen weiter. Offenbar hatte er ein bemerkenswert hartes Stück Holz erwischt, denn die Arbeit wurde immer mühsamer. Schließlich verlor Necron die Geduld. Er besorgte sich einen Wetzstein und schliff sein Messer nach. Dann griff er wieder nach dem Holz.
    Erneut mußte er feststellen, daß das Messer sich mit dem unglaublich harten Holz außerordentlich schwer tat. Irgendwie hatte sich auch das Geräusch verändert, das Necron bei dieser Beschäftigung zu hören gewohnt war.
    Schließlich stieß der Alleshändler eine Verwünschung aus.
    »Dann eben nicht«, sagte er rauh und rammte das Messer in den Mast neben sich. Es knackte, die Spitze der Klinge war abgebrochen.
    Necron hielt inne.
    Das Messer gehörte zur Ausrüstung des Schiffes und war nicht das beste, aber deswegen konnte es nicht so leicht am Holz des Mastes abbrechen.
    »Was gibt es?« fragte Gaphyr.
    Eine fürchterliche Ahnung überkam den Alleshändler. Er griff in den Gürtel und eilte zur Reling hinüber. Sie war vor wenigen Tagen erst fertig geworden, und noch sehr genau erinnerte sich Necron daran, wieviel Kraft er hatte aufwenden müssen, um das Holz bearbeiten zu können – jetzt ließ sich nur mit erheblicher Kraft ein Span abheben.
    »Komm mit«, sagte Necron und zog Gaphyr mit sich.
    Die beiden kletterten hinab in die tiefsten Räume des Schiffes. Die Bilge war nahezu trocken – ein seltsamer Anblick, denn fast alle hölzernen Schiffe machten Wasser, das tagsüber über Bord gepumpt werden mußte. Es war auch keine Ladung verstaut worden – Wolle, Reis oder andere Materialien – die das Wasser hätten aufsaugen können.
    Necron versuchte, aus einem Balken einen Span zu schnitzen. Es gab nur einen harten, metallischen Laut, dann brach die Klinge. Gaphyr machte einen weiteren Versuch, auch sein Werkzeug zerbrach.
    »Stein!« sagte Necron rauh. »Du kannst es hören.«
    Er klopfte mit dem Knauf des Messerhefts gegen die Bordwand. Das war nicht Holz, was da zurückschallte – Necron hatte zweifelsfrei recht.
    »Das Schiff versteinert«, stieß Gaphyr hervor. »Bei Nadomir…«
    »Der wird uns auch nicht helfen«, sagte Necron. »Wir müssen umkehren – schnellstens.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Ich habe den Verdacht, daß sich dieser Prozeß nach unserer Entfernung von Nykerien richtet – wenn wir weitersegeln, wird das ganze Schiff zu Stein, und was das bedeutet, brauche ich dir wohl nicht zu erklären.«
    Gaphyr spürte sein Herz schnell und heftig schlagen.
    Die beiden eilten zurück an Bord. Rasch klärten sie Mescal und die beiden Frauen auf – und Gaphyr pries sich glücklich, daß die drei die Schreckensbotschaft mit erstaunlicher Ruhe aufnahmen, auch Mescal, von dem man nach den Erlebnissen in der Schattenzone an andere Reaktionen gewöhnt war.
    »An die Arbeit!« stieß Mescal hervor. »Wir müssen wenden.«
    Sie schufteten länger als eine Stunde, aber es gelang nicht – das Ruder ließ sich nicht mehr bewegen. Erstarrt waren nun auch die Seile, und die Wölbung des weitgeblähten Segels veränderte sich nicht um Haaresbreite.
    Das Schiff versteinerte unaufhaltsam – und es gab kein Zurück mehr für die Besatzung.
    Necron warf einen Blick über die Bordwand.
    »Wir liegen tiefer im Wasser«, stellte er fest.
    »Kein Wunder«, stieß Gaphyr hervor. »Stein ist schwerer als Wasser – Steine gehen unter.«
    »Nicht unbedingt«, antwortete Necron. »Aber es wird viel Arbeit kosten –
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