Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
In früheren Jahrzehnten hatte auch die Sammlung alter Dokumente einen hohen Ruf gehabt, die sich im Staatsarchiv befanden.
    »Ich habe selbst manche seltsame Schriftrolle in der Hand gehalten«, sagte Necron, während er mit Gaphyr in die labyrinthischen Kellergewölbe hinabstieg. »Früher hatte jeder Händler den Auftrag, von allen erreichbaren Dokumenten Abschriften herzustellen und dem Staatsarchiv mitzubringen. Dort müßten ungeheure Wissensschätze zu finden sein.«
    »Wenn man sie lesen kann«, murmelte Gaphyr.
    Eine Tür stellte sich ihnen in den Weg, ein Gebilde aus Holz, mit Eisen beschwert und mit einem regelrechten Schloß gesichert. Necron machte sich an die Arbeit – ein Jahrzehnt hatte ihn manches gelehrt, was nicht zu den ehrbaren Künsten zu rechnen war. So hatte er nun auch wenig Mühe, das Schloß zu öffnen.
    »Puh!« machte er. Eine Staubwolke wirbelte auf, als die Tür geöffnet wurde.
    Ansonsten war es kühl und trocken in diesem Gewölbe, und das hatte wahrscheinlich viel dazu beigetragen, die alten Pergamente und Holztafeln über viele Jahre hinweg zu erhalten.
    »Dies sind Schätze«, murmelte Gaphyr. Er achtete sehr darauf, daß er mit der knisternden Kienfackel keines der uralten Schriftstücke berührte.
    »Aber nur in Zeiten, in denen es Muße gibt, dies zu lesen«, sagte Necron.
    Gaphyr nahm mit äußerster Vorsicht eine der Rollen zur Hand, löste das Band und rollte das Pergament behutsam aus. Unverständliche Schriftzeichen bedeckten das gelbliche Pergament.
    Gaphyr schauderte.
    Die Rolle, die er in der Hand hielt, ohne sie lesen zu können, erzählte vielleicht eine Geschichte – ein Ereignis aus fernster Vergangenheit, von ähnlicher Bedeutung für ein Volk wie der Fluch, der auf Nykerien lastete.
    »Schlaf nicht ein, Freund«, sagte Necron freundlich. »Wir müssen die Portulanen finden – ich möchte nicht gerne eine Reise ins Nirgendwo antreten, wenn ich es vermeiden kann.«
    »Was steht denn in diesen Portulanen?«
    Über Necrons Gesicht flog ein Lächeln.
    »Sieh selbst«, sagte er. »Da ist solch ein Buch!«
    Es war eine lange lederne Rolle. In das Leder waren Zeichen eingeritzt, teilweise von kundiger Hand eingefärbt.
    »Dies ist die Küstenlinie von Nykerien«, erklärte Necron. »Hier sind unverwechselbare Landmarken eingezeichnet – hier der Rauchende Berg, dort der riesige Eichbaum an der Hafeneinfahrt. Und von Hafen zu Hafen ist genau eingezeichnet, wo man zu fahren hat, wo es Sandbänke gibt, von welcher Seite man in den Hafen einfahren muß und vieles andere mehr.«
    »Das Ding wird sehr nützlich sein«, sagte Gaphyr trocken, während Necron die Rolle in einer wasserdichten Holzröhre verschwinden ließ. »Vor allem an der Küste von Nykerien – da lebt nämlich niemand mehr. Willst du tatsächlich immer an der Küste entlangfahren?«
    Necron schüttelte den Kopf.
    »Ich werde auch die Hafenhandbücher für andere Landstriche mitnehmen«, sagte er. »Wir werden diese Karten notfalls auf den neuesten Stand bringen.«
    Die beiden Steinleute verließen das Staatsarchiv von Nykerien, tief im Boden unter den prachtüberladenen Räumen des Palastes gelegen.
    »Eines Tages werde ich mich hier noch einmal umsehen«, versprach Gaphyr.
    Necron lächelte zurückhaltend. »Vorausgesetzt, wir schaffen die Rückkehr«, sagte er.

2.
    Sie hatten das Schiff halb fertiggebaut in der Werft vorgefunden, dazu sämtliche Hölzer, die noch hatten verbaut werden müssen – und zur großen Erleichterung aller Beteiligten hatten die Schiffsbauer der Vergangenheit die Arbeit damals soweit vorangetrieben, daß die einzelnen Teile nur noch verbunden werden mußten.
    Das war mm geschehen. Die Masten staken in ihren Halterungen, ruhten tief im Schiffsbauch in den Kielschweinen. Die Planken waren aufgebracht und sorgsam kalfatert worden. An Bord war Tauwerk und Segelzeug in hinreichender Menge verstaut, das Schiff brauchte nur noch zu Wasser gelassen zu werden, dann konnte die Reise losgehen.
    Nur von einem einzigen Keilholz wurde der Rumpf des Schiffes noch gehalten. Hoch ragte der scharfgeschnittene Bug über Necron, als er mit dem schweren Kupferhammer in der Hand nach der richtigen Stelle suchte, an der er den Schlag anbringen wollte.
    Er hatte nur für einen einzigen Hieb Zeit – dann mußte er zur Seite springen, um nicht zerquetscht zu werden. Früher hatte man diese lebensgefährliche Arbeit Todeskandidaten überlassen – wer davonkam, war begnadigt. In der Regel hatte es jeden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher