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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote
Autoren: Terrid Peter
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Schwermut.
    »Ist es Liebe, an einen Mann gebunden zu sein, von dem man nicht sicher sein kann, ob seine Leidenschaft nicht nur eine Auswirkung einer Bildmagie ist?«
*
    Mythor preßte die Zähne aufeinander. Jetzt also auch Fronja, unverhüllt und offen. Wirklich jeder schien sich gegen Mythor zu stellen. Siebentag sagte nichts, er ließ weiterhin seine Körperbilder sprechen.
*
    »Was ist mit euch?«
    Lankohr und Heeva saßen eng aneinandergeschmiegt. Ihre Mienen verrieten Müdigkeit und Furcht.
    »Wir möchten zurück«, sagte Lankohr leise. »Dies ist kein Ort für Aasen. Uns zieht es zurück nach Vanga.«
    »Tertish?«
    »Ich werde bei Mythor bleiben, bis Carlumen gefunden ist. Dann aber werde ich den Weg gehen, der mir vorgezeichnet ist.«
    »Robbin?«
    Der Pfader schwieg lange.
    »Es ist gewiß reizvoll für einen Pfader, unbekannte Gebiete der Schattenzone zu erkunden, Wissen zu sammeln und an die Gemeinschaft der Pfader weiterzugeben.«
    Er starrte verdrossen auf den Boden.
    »Aber ich sehe langsam keine Möglichkeit mehr, mein Wissen weiterzugeben. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, dies zu tun, dann würde ich gerne bei Mythor bleiben. So aber… es wird immer mehr, was ich an Kenntnissen gesammelt habe, und mich ängstigt der Gedanke, sie mit in den Tod zu nehmen, ohne daß jemand davon Nutzen hat.«
    »Burra?«
    »Ich bleibe und kämpfe, was soll ich sonst tun? Allein werde ich den Weg zurück niemals finden.«
*
    »Du hast gehört, was Burra gesagt hat?«
    Mythor nickte.
    »Sie bleibt nicht, weil sie es will, sondern nur, weil sie keinen anderen Weg sieht.«
    »So ist es. Schau weiter.«
*
    »Gerrek?«
    » Puh«, machte der Beuteldrache. »Ich weiß es nicht. Die Möglichkeit, meinem Leben eine Wende zu geben, den Zauber aufzuheben, der mich verwandelt hat, ist überaus gering, selbst wenn wir Carlumen finden, woran ich zweifle. Da soviel davon abhängt, werden unsere Gegner alles unternehmen, uns daran zu hindern. Was wir bisher erlebt haben, wird nur ein Abglanz der Strapazen sein, die wir noch vor uns haben.«
    Er sah in die Runde.
    »Seht mich nicht so an. Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich werde bei Mythor bleiben. Es ist eine winzige Chance da, wenn ich weglaufe, ist sie vertan.«
    »Ist sie es wert, das Leben dafür zu wagen?«
    Gerrek sah Scida an, die ihn gefragt hatte. Leise antwortete er:
    »Weißt du, was Einsamkeit ist?«
*
    Mythor spürte den Schmerz in seinen Eingeweiden. Er wußte, was Einsamkeit war, er erlebte sie in diesen Augenblicken, und sie erschütterte ihn.
    Von allen verlassen, betrogen und getäuscht, nirgendwo mehr ehrliche Zuneigung und aufrichtige Treue.
    Er war allein, auch wenn er bei den anderen war. Sie glaubten nicht länger an ihn und seinen Auftrag.
    »Es geht dir wie Gerrek. Du kannst bei den anderen sein, aber du wirst immer anders sein als sie. Wie Gerrek. Er mag fühlen wie ein Mensch, der er früher einmal war, aber er wird nie in der Lage sein, all das auszuleben, was er empfindet. Dir geht es ebenso. Niemals wirst du im Umgang mit diesen Menschen deine Kraft und Geschicklichkeit, deinen Mut und all die anderen Fähigkeiten, die du hast, voll ausleben können. Sie werden dich nie gänzlich verstehen. Deine Seele ist weiter gefaßt als ihre kleinen Gemüter.«
    Mythor sah Siebentag grimmig an.
    »Du weißt, daß ich recht habe«, sagte Siebentag. »Die du gerade gehört hast, sind noch die besten von dem Haufen. Höre auch die anderen.«
*
    Toteka stieß einen Fluch aus.
    »Ich will zurück«, knurrte sie. »Ich will über grünes Land traben, ich will mit richtigen Frauen kämpfen, nicht mit Viechern und Alptraumgeschöpfen. Ich will am Feuer sitzen und mich ausruhen, wenn der Kampf beendet ist. Ich will meine Männchen um mich haben, meine Sklaven und meine Boten. Hier gibt es nichts, wofür es sich lohnen würde zu streiten.«
    »Carlumen!« warf Scida ein.
    »Pah«, machte Toteka. Sechs Fuß groß, sehr kompakt gewachsen, voll Ungestüm und Tatkraft, wirkte sie wie jemand, der kurz vor dem Zerplatzen stand.
    » Carlumen. Gut, wir finden es. Und dann? Werden wir es überleben? Wahrscheinlich nicht. Und selbst wenn – wem nützt es? Uns vielleicht? Ich habe einmal gewußt, wofür ich in den Kampf ziehe, jetzt ziehe ich mein Schwert nur noch, um mich meiner Feinde zu erwehren, die so zahlreich aus dem Nichts entspringen, als wären sie einem Alptraum entstiegen. Ich habe nichts zu erhoffen, nur etwas zu verlieren – das Kostbarste, was ich besitze, mein Leben.
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