Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
vermutlich schon des Sieges sicher waren, wurden von dieser Verzweiflungstat überrascht – so sehr, daß sie die gesamte Gruppe aus ihrer Umzinglung entließen, anstatt sie einen nach dem anderen durchzulassen. Voneinander getrennt wären die Flüchtenden ein weit leichter zu jagendes Opfer gewesen.
    So aber brauchte Mythor nur kurze Zeit, um sich zu der wütend um sich schlagenden Tertish durchzudrängen. Sie blutete leicht aus einer Stirnwunde, und sie war so in das Kampfgeschehen vertieft, daß sie ihr Schwert sogar gegen Mythor schwang, der es nur Siebentags beherztem Eingreifen zu danken hatte, daß er von der Todgeweihten nicht erschlagen oder schwer verwundet wurde.
    »Lauft«, rief Mythor. »Ein paar hundert Schritte, und auf mein Zeichen geschlossen zurück.«
    Er nahm die Beine in die Hand, und die anderen taten es ihm nach. Ein Blick zur Seite. Fronja konnte noch mithalten, aber einen längeren Kampf stand sie sicherlich nicht mehr durch.
    Die Hageren stießen ein Triumphgeheul aus, als sie ihre Feinde flüchten sahen. Sofort setzten sie ihnen nach.
    »Und jetzt – zurück!«
    Der Zusammenprall war schrecklich. Bevor sich die Verfolger von ihrem Schrecken erholen konnten, hatten die Schwerter und Messer ihre Arbeit bereits getan. Mehr als die Hälfte der Verfolger wurde bei diesem blitzschnellen, mit aller Kraft und Geistesgegenwart vorgetragenen Angriff außer Gefecht gesetzt. Der Rest wähnte sich verloren und gab Fersengeld.
    Jetzt wäre die Reihe an Mythor und seinen Freunden gewesen, Jubelrufe auszustoßen, aber dazu waren sie zu müde und ausgelaugt. Und sie konnten auch sehen, daß die Hageren genau in jene Richtung entflohen, in der sie unweigerlich auf Yoter und seine Shrouks stoßen mußten – falls von denen überhaupt noch einer lebte.
    »Weiter!« bestimmte Mythor. »Zurück zur Dämonenleiter!«
    Er sah, daß er seinen Freunden keinen Gewaltmarsch mehr zumuten durfte. Es fehlte nicht viel, und einige wären an Ort und Stelle ermattet zusammengebrochen.
    »Vorwärts«, drängte Mythor. »Bleibt nicht stehen, bewegt euch. Wir werden es schaffen.«
    »Du vielleicht«, sagte Fronja. Ihre Arme hingen schlaff am Körper herab. Die Stimme war gereizt.
    Mythor empfand den kurzen Satz als Vorwurf, der ihn schmerzte. Körperlich hatte er die Gefechte gut überstanden, er war nahezu unverletzt, nur sehr müde. Aber seiner Seele waren in den letzten Stunden etliche Wunden geschlagen worden.
    Der Mißmut seiner Gefährten – ihr Kleinmut – wuchs mit jeder Stunde. Was sie taten, taten sie mit Widerwillen, zuerst versteckt, dann immer offener.
    Eine offene Rebellion stand ins Haus, und Mythor wußte nicht, wie er ihr hätte begegnen sollen. Er wußte nur, daß er jeden einzelnen auch in Zukunft brauchen würde – als Freund wie auch als Kampfgefährten. Allein auf sich gestellt war er den Aufgaben der Zukunft mit einiger Sicherheit nicht gewachsen.
    So kurz vor dem Ziel zu scheitern tat weh. Um so mehr, als es kein Ende war, das unverhofft kam; es zeichnete sich allmählich ab, wurde immer stärker und mündete wahrscheinlich darin, daß sich die Gruppe zerstritt, Feindschaft und Haß an die Stelle der früheren Gefühle traten. Ein übermächtiger Feind, Dämonenkräfte, denen er nichts entgegenzusetzen hatte – das hätte Mythor als Gründe für ein Scheitern seiner Mission angenommen, selbst wenn es ihn das Leben gekostet hätte.
    Aber zusehen zu müssen, wie die Freunde sich verliefen, zu erleben, wie alle Hoffnungen und Wünsche gleichsam im Nichts versickerten, das schmerzte ungeheuer.
    Mythor konnte seine Freunde verstehen, und das machte die Lage für ihn noch niederdrückender. Wäre er an deren Stelle gewesen…?
    Mythor wagte nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.
    »Yoter!« rief eine Stimme. Es war Jarana.
    Mythor sah auf und wandte den Blick rückwärts. Tatsächlich, es war Yoter, der sich auf seinem achtbeinigen Reittier näherte. Die beiden Gestalten am Rand des Gesichtsfelds schwankten und torkelten.
    Mythor zögerte keinen Augenblick. Er trabte los, Yoter entgegen. Der Rest der Gruppe blieb stehen und sah ihm zu.
    Als Mythor den Anführer der Shrouks erreichte, sah er auf den ersten Blick, daß Yoter nicht mehr zu retten war. Er war tödlich verwundet, und sein Tier zitterte derart am ganzen Leib, daß es in den nächsten Augenblicken umfallen konnte. Yoter hatte es zuschanden geritten.
    »Da bist du«, ächzte Yoter. Er fiel mehr aus dem Sattel, als daß er herunterstieg. Sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher