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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote
Autoren: Terrid Peter
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überschwemmten.
    »Aaahh!«
    Mythor stieß ein Stöhnen aus. Er kannte seine eigene Stimme nicht wieder. Der Klang war gepreßt und erstickt, er verriet viel von den Schmerzen, die Mythor empfand.
    Cryton sagte nichts, er sah schweigend zu, wie Mythor mit sich im Kampf lag. Nur seine Lippen bewegten sich leise. Er deutete ein Lächeln an. Ahnte er, wie die Entscheidung ausfallen mußte?
    Durch den Schmerz und die Benommenheit hindurch sah Mythor dieses kaum angedeutete Lächeln.
    In diesem Augenblick traf er seine Entscheidung. Sinnlos war das sorgsame Abwägen von Gründen und Gegengründen. Er hätte dieses höllische Selbstquälereispiel weitertreiben können bis zum völligen Zusammenbruch, und er hätte keine Entscheidung gefunden. Es gab nichts zu entscheiden.
    Die Wahl war längst getroffen. Leib und Seele hatten sich verbündet, und ihre Antwort war eindeutig. Mythor spürte, wieviel Körperkraft und Geistesstärke er aufbieten mußte, um die klare Erkenntnis zurückzudrängen.
    Er atmete tief aus, und er spürte, wie Wärme seinen Körper durchströmte. Fast schlagartig entspannte sich sein Körper, die Schmerzen ließen nach.
    Mythor spürte eine Ermattung, wie er sie selten zuvor in solcher Stärke wahrgenommen hatte. Dies war ein Kampf ohne Bewegung gewesen, mit ihm selbst als Gegner, und dieser Streit hatte alle Kraft gekostet. Jetzt war der Kampf beendet.
    »Ich bleibe bei meinen Freunden«, sagte Mythor. Er spürte, wie gut es tat, die Worte auszusprechen. Und er fühlte, daß er nun mit sich selbst in Einklang war. Jede Faser seines Körpers gab ihm zu verstehen, daß die Entscheidung richtig war.
    Zu Mythors Überraschung verzichtete Cryton darauf, ihn nach den Gründen für seine Entscheidung zu fragen. Er sah Mythor ins Gesicht.
    »Du hast deine Wahl getroffen. Ich halte sie für falsch, aber ich werde an deiner Seite bleiben. Vielleicht wirst du dich später, an anderer Stelle, für den richtigen Weg entscheiden.«
    Mythor lächelte, denn er wußte es besser.
    Eine Ahnung hatte ihn erfaßt – das unbestimmte Gefühl, daß die Niedergeschlagenheit der Freunde nicht von innen kam, sondern auf geheimnisvolle Art von Cryton hervorgerufen worden war.
    Vielleicht hatte er immer wieder seine Körperbilder eingesetzt, um ihnen die Zukunft in den schwärzesten Farben auszumalen. Die Zukunft mußte zeigen, ob dieser Verdacht richtig war. Sie würde auch erweisen, was sich wirklich hinter Crytons Auftrag verbarg.
    »Gehen wir zu den anderen«, sagte Mythor. Er stand auf. Er spürte die Mattigkeit in den Gliedern; es war die Müdigkeit nach einem langen Tag voll rechtschaffener Arbeit. Sie brachte der Seele Ruhe und Frieden.
    Die Freunde saßen beieinander, als Mythor und Siebentag zu ihnen stießen. Mythor sah die Gesichter, die ihm zugewandt waren. Müdigkeit war darin zu lesen, ein winziger Funke von Furcht, aber keine Verdrossenheit mehr.
    Mythor lächelte, und das Lächeln wurde erwidert.
    »Brechen wir auf?«
    »Wohin?« fragte Burra und stand auf.
    Mythor deutete mit der Hand in die Richtung des Mahlstromes.
    »Dorthin – Yhr und Carlumen entgegen!«
*
    Der Herr der Finsternis sagte:
    »Das Schicksal Mythors ist besiegelt. Er wird ihm nicht entrinnen können. Er wird das Ziel erreichen, das er sich gesteckt hat.«
    Deutlich war der Widerstand einiger in der Versammlung zu spüren.
    »Er wird einen langen Weg zu gehen haben, und er wird ankommen. Er wird wähnen, daß er gesiegt hat – und diesen Augenblick werden wir nutzen, um ihn endgültig zu verderben.«
    Schweigen lag über der Runde. Der Herr der Finsternis schien seine Vision auszukosten.
    »Er weiß nicht, was wir wissen. Daß einer seiner ältesten und verläßlichsten Freunde nicht länger sein Freund ist. Einer, dem wir gebieten, Parthan, hat den tödlichen Schlag vorbereitet.
    Es wird so geschehen, wie ich es sage. Die Schlange Yhr wird sie zusammenführen. Mythor und Nottr – und dann wird Mythors Schicksal sich erfüllen.
    Er wird sterben.
    Und das von der Hand seines Freundes. Ich kann es sehen. Nottr wird dort stehen, und Mythor wird auf ihn zugehen. Er wird glauben, einen Freund wiederzusehen.
    Er wird die Hand zum Gruß reichen.
    Und Nottr wird in diesem Augenblick Mythor mit der Schärfe des Schwertes töten.
    Im Augenblick seines Todes wird Mythor wissen, daß unsere Macht die seine weit übertrifft. Er wird wissen, daß er ein Nichts ist, verglichen mit unserer, mit meiner Macht.«
    Der Herr der Finsternis stieß ein Lachen
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