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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote
Autoren: Terrid Peter
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Totenreich? Kaum wahrscheinlich, denn er lebte. Er konnte sein Herz schlagen spüren, und als er nach seinem Gesicht griff, spürte er warme Haut unter den Fingerspitzen.
    »Bei allen Geistern der Finsternis, was hat das zu bedeuten?« fragte er halblaut. Meckernd schallte das Echo zurück.
    Mythor schritt weiter. Er konnte die kleinen Steine unter seinen Füßen spüren, aber als er sie von sich stieß, gab es keinen Laut. Und hinter ihm war auch kein Schatten zu sehen, als einmal das Licht des Mondes voll auf ihn fiel.
    Ein Traum, stellte Mythor fest.
    Es war ein beängstigender Traum, und er erfüllte den einsamen Mann mit Schrecken. Bang fragte er sich, ob er jemals wieder erwachen würde.
    Vorwärts. Mythor schritt weiter aus. Wenn es etwas für ihn in dieser Welt gab, dann würde er es finden. Irgendwann einmal mußte diese gräßliche Einöde aufhören.
    Aus den Nebelschwaden stieg eine Felswand empor, zerklüftet und steil. Und dann nahm Mythor dumpfen Trommelschlag wahr, den harten Schritt von Kriegern.
    Einer nach dem anderen schälten sie sich aus dem Dunkel. Ihre Schwerter, Äxte und Messer waren schwarz, schienen das Licht gleichsam aufzusaugen. Die Gewänder, weit und wallend, waren gelb, die Gesichter wurden durch tief ins Gesicht herabhängende Kapuzen verhüllt. Unaufhaltsam strebte die Schar der Krieger der Felswand zu.
    Mythor folgte ihnen. Immer deutlicher schälten sich die Konturen aus dem verwaschenen Weißgrau des Nebels. Er konnte jetzt die Spitze des Zuges sehen, einige rotgekleidete Soldaten, einer im blauen Gewand an der Spitze. Sie versuchten die Wand zu ersteigen.
    Mythor wandte den Blick. Erst jetzt sah er zur Rechten und zur Linken die schneegekrönten Kämme eines Gebirgszuges. Die Grate zielten auf das obere Ende der Steilwand.
    Und plötzlich wußte Mythor, was er dort oben finden würde – ein großes Tal, Seen und Wälder, reich an Wild, von himmelhohen Bergen gegen alle Unbilden der Welt geschirmt.
    Er erreichte den Fuß der Felswand. Über sich sah er den ersten der Krieger, den Blaugekleideten. Er überstieg die letzten Meter, verschwand – im nächsten Augenblick sah Mythor einen Arm zurückfallen, die Hand zur Kralle geformt, und Mythor wußte, daß der Blaue gestorben sein mußte.
    Geröll hatte sich am Fuß der Wand gesammelt, seltsame dunkelbraune Steine, wie glasiert, und sie sahen aus, als hätte jemand den Abdruck seiner Füße dort hinterlassen. Aus dem gleichen Material bestand auch die schmale Treppe, die steil hinaufführte zum Ende der Wand.
    Eingekeilt in die Schar der schweigenden Krieger stieg Mythor in die Höhe, Schritt um Schritt. Er zählte mit, sah ab und zu hinab in die Tiefe. Nach kurzer Zeit war der Boden vom Nebel verschluckt, und Mythor wußte, daß jeder noch so kleine Fehltritt ihm den Tod bringen mußte. Es war sinnlos, die Stufen zu zählen, er machte sich damit nur selbst unsicher.
    Immer höher hinauf ging die lautlose Prozession. Vor sich eine Schar Krieger, hinter sich eine weitere Gruppe, so stieg Mythor an der Felswand empor:
    Was sich über ihm abspielte, konnte er nicht sehen. Alles, was seine Augen erfassen konnten, waren die glatten Stufen vor ihm und die schwarze zerklüftete Felswand neben ihm. Er hielt sich an ihr fest, während er Meter um Meter an Höhe gewann.
    Wenig später entdeckte er die Höhle. Sie lag einen halben Schritt neben den Stufen. Die Krieger marschierten an ihr vorbei.
    Mythor zögerte einen Augenblick lang, dann versuchte er, diese Höhle zu erreichen. Er spürte das harte Gestein unter seinen Händen, die Kante des Loches, in das er einsteigen wollte. Vom Boden war längst nichts mehr zu sehen, die Tiefe schien unendlich zu sein.
    Mit einem kraftvollen Schwung beförderte sich Mythor in die Höhlung hinein. Fahler Lichtschein umfing ihn!.
    Mitten in der Höhle stand eine Gestalt.
    Hager und nicht sehr groß. Das Gesicht faltig, besonders in der Nähe der Augen, der Ausdruck pfiffig und spitz. Schneeweiß die Haut, die Haare hell und lockig.
    »Sadagar!« stieß Mythor hervor.
    Die Augen des Steinmanns schienen Mythor zu fixieren, ihn förmlich zu durchdringen.
    »Sadagar!« rief Mythor und machte einen Schritt auf den Freund zu. Sadagar rührte sich nicht, er wirkte wie versteinert.
    Langsam drehte er sich um seine Achse und kehrte Mythor den Rücken zu. Schmerzerfüllt schloß Mythor die Augen.
*
    Sternenüberkrustet war der Himmel. Niemals zuvor hatte Mythor so viele Sterne gesehen. Ihr Licht war hell genug,
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