Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
die beiden Shrouks standen dort und warteten auf Mythor.
    »Der nächste!« rief Yoter.
    Er hatte keine Lust abzuwarten, bis sich die ganze Mannschaft versammelt hatte. Er behielt die Hand am Schwertgriff und drang in die dunkle Wolke vor.
    Ein eisiger Hauch umfing ihn und ließ ihn frösteln. Aus dem Nirgendwo kamen klagende Rufe, leise Wehschreie, Laute, die Schmerz und Qual und Not verrieten. Die Stimmung übertrug sich fast sofort auf Mythor, in abgeschwächter Form zwar, aber deswegen nicht ohne Wirkung. Mythor spürte Trauer in sich aufsteigen, vermischt mit Furcht. Er fragte sich, woher diese Klagelaute kamen und was sie zu bedeuten hatten, aber er fand vorläufig keine Antwort auf diese Frage.
    Der Weg, im Finstern nur mühsam zu erkennen, führte ziemlich genau geradeaus und neigte sich dabei in die Tiefe. Ob er ein Bestandteil der Dämonenleiter war oder nur in der Nähe verlief – wer wollte das sagen? Wichtig für Mythor war nur, daß jeder Schritt ihn ein Stück tiefer hinab in der Leiter des Schreckens brachte, seinem Ziel entgegen, der Stadt Carlumen .
    Mythor blieb stehen und wandte sich um.
    Die Freunde kamen einer nach dem anderen näher. Offenbar hatte jeder den Übergang über die Schlucht geschafft. An der Gruppe vorbei wehte die dunkle Wolke mit ihren Einsprengseln. Immer wieder war zu sehen, wie eine der Knochenhände winkte und lockte.
    »Wir folgen dieser Einladung«, bestimmte Mythor.
    Der Weg, den sie zurückzulegen hatten, war nicht mehr weit. Wie an unsichtbaren Fäden gezogen, glitt die Wolke vor den Marschierenden auseinander.
    Ein Gebäude wurde sichtbar, eine klobige Festung, erbaut aus dunkelroten, porösen Steinen auf schwarzem Untergrund. Deutlich war zu erkennen, daß das Gebäude seine besten Zeiten bereits hinter sich hatte – ein Turm war halb eingestürzt, in Nischen hausten dunkle Vögel, die beim Näherkommen der Menschen aufflogen und sich im Dunkel der Umgebung versteckten.
    »Ein Ort des Unheils«, sagte Robbin leise. »Ich traue mich nicht.«
    »Wir werden nachsehen«, bestimmte Mythor.
    Er konnte beobachten, wie die Knochen an ihm vorbei auf das Tor der Festung zu flogen und in der düsteren Höhlung des Eingangs verschwanden. Nach kurzer Zeit waren alle Fragmente außer Sicht, nur eine bleiche Hand winkte unter dem Bogen des Eingangs.
    Mythor ging langsam weiter. Er ahnte, daß die Sache noch lange nicht abgetan war. In diesem scheußlichen Gemäuer lauerte der Tod – wie immer er sich auch verkleiden mochte.

3.
    In bronzenen Haltern staken Fackeln, deren blakendes Licht die Räume erhellte. Aber niemand war zu sehen, der die Kiene angesteckt hätte. Es knisterte leise.
    Mythor hielt Alton in der Hand.
    Er stand in der Eingangshalle der Festung, einem hohen rechteckigen Raum. Die Wände waren früher einmal mit Malereien geschmückt worden, von denen jetzt nur noch ein paar Bruchstücke zu sehen waren. Vielleicht waren diese Gemälde einst sehr schön gewesen – jetzt waren nur noch seltsame Fratzen zu sehen, Gesichter, die von Mörtelfraß wie von Pestgeschwüren entstellt waren. Jeder Teil dieser Halle war furchterregend, wenn man ihn betrachtete.
    Der Boden bestand aus einem Mosaik, das den Kampf zwischen zwei Kriegern zeigte. War es Zufall, daß genau dort Steine fehlten, wo man die Gesichter der beiden Kämpfer hätte erkennen können? Es waren nur die Augen geblieben, die den Betrachter wütend anzufunkeln schienen.
    »Die rechte Wohnstatt für einen Dämon«, sagte Robbin.
    Im Hintergrund der Eingangshalle gab es eine Treppe. Eine Stufenfolge zur Rechten, eine zur Linken. Sie trafen sich auf halber Höhe, dann führte eine Treppe über die Köpfe der Besucher hinweg in die oberen Stockwerke.
    »Weiter!«
    Mythor schritt voran.
    Er ließ sich nicht davon täuschen, daß keine offenkundige Gefahr zu erkennen war – dafür waren die Hinweise zu bedrohlich.
    Eine schartige Waffe hier, ein zerfetzter Umhang dort. Auf dem Absatz der Treppe wurden die Fackeln von Knochenhänden gehalten, auf den Geländerabsätzen bleckten Totenschädel die Besucher an.
    »Kunstvoller Zierat«, kommentierte Robbin.
    »Sehr anheimelnd«, meinte Gerrek knapp.
    Spannung lastete auf der Gruppe. Die Atmosphäre dieses Gebäudes war bedrückend, fast niederschmetternd. Das Auge fand nirgendwo etwas, woran es sich hätte erfreuen können – in jedem Winkel fand sich Schreckenszierat.
    Mythor stieg weiter.
    Auf dem nächsten Absatz der Treppe fand er die Gebeine zweier Krieger, die sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher