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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote
Autoren: Terrid Peter
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feststellen.
    Das Beispiel war drastisch und einprägsam. Die anderen ließen die Finger von den Köstlichkeiten der Zauberburg. Sie widerstanden auch – was vor allem Robbin unsägliche Qualen verursachte –, als in einer Grotte Hunderte von salzgefüllten Säcken zu sehen waren und förmlich zum Zugreifen einluden.
    Weitere Wunderwerke tauchten auf. Gefäße aus massivem Gold, gefüllt mit strahlenden Edelsteinen. Was immer ein Mensch begehren mochte, ließ sich in dem Garten finden – und wie Mythor nicht anders erwartet hatte, tauchten bald auch die ersten Lebewesen auf. Zunächst Wild, das so prachtvoll aussah, daß die Amazonen alle Mühe hatten, dieser Einladung zu einer fröhlichen Wildhatz zu widerstehen.
    Wenig später erschienen dann Menschen. Eine Gruppe stand auf einer Lichtung und erwartete die Ankömmlinge.
    »Für jeden von uns ein Partner«, stellte Robbin nach kurzer Musterung fest.
    Es war nur Gerreks tief verwurzeltem Mißtrauen zu verdanken, daß er angesichts eines entzückenden weiblichen Beuteldrachen nicht die Beherrschung verlor. Immerhin äugte er entzückt hinüber.
    »Wir werden sorgfältig beobachtet«, stellte Mythor fest. Anders konnte er sich nicht erklären, daß es für jeden in der Gruppe einen passenden Gefährten gab – auf Fronja beispielsweise wartete ein hochgewachsener junger Mann, der Mythor verblüffend ähnlich sah, aber bei weitem nicht so abgekämpft wirkte wie das Original. Auch die offenkundig Mythor zugedachte Fronja wirkte wie gelackt – ein wenig zu schön, um Wirklichkeit zu sein.
    »Willkommen!« sagte die falsche Fronja. »Ich darf euch zu unseren Gebietern führen?«
    Mythor nickte, aber er nahm die Hand nicht vom Griff des Schwertes. Die Gruppe der Wartenden war unbewaffnet, aber das hieß nichts – in jedem Augenblick mußten Mythor und seine Freunde auf eine jähe und tiefgreifende Veränderung dieser Szenerie vorbereitet sein.
    Ein blumengesäumter Pfad führte weiter – wie Mythor nicht entging, stieg der Weg leicht an.
    Dann war das Ziel erreicht.
    Als erstes bekam Mythor einen prunkvollen Teppich zu sehen, groß genug, eine riesige Halle damit zu bedecken. Auf diesem Untergrund erhob sich ein zierlicher weißer Tempel mit gedrehten Säulen. Das Dach des Tempels verschmolz auf seltsame Weise mit dem Blau des Himmels. Unter der Wölbung saß ein Paar und stand von den massiv goldenen Thronsesseln auf, ging Mythor entgegen.
    Der Gorganer war sofort auf der Hut.
    Es waren freundliche alte Leute, die ihm da entgegenkamen, Großeltern, die Märchen erzählen konnten und lustige Spiele kannten. Keine Miene der Gesichter verriet etwas anderes als Freundlichkeit, Sanftmut und Güte, und eben das machte Mythor stutzig. Die Ereignisse der letzten Stunden waren ihm Warnung genug. Dazu kam, daß er sich in einer Zone unaufhörlichen Schreckens beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie ein so freundliches Paar länger als ein paar Stunden überleben konnte.
    »Willkommen«, sagte der Greis und nickte freundlich. Seine Gefährtin lächelte mild.
    »Eure Einladung war ein wenig ruppig«, sagte Mythor scharf. »Wir haben Tote zu beklagen, und am Hals meiner Gefährtin könnt ihr noch die Male sehen, die eure gräßlichen Boten ihr beigebracht haben.«
    Fronja legte Mythor eine Hand auf den Unterarm, wohl in der Absicht, seine Sprache ein wenig zu mildern. Mythor indessen dachte nicht daran, seine Ausdrucksweise zu ändern.
    »Nun«, sagte der Greis, noch immer liebenswürdig, »das bedauere ich. Es muß ein Mißverständnis sein. Ich werde das überprüfen. Einstweilen laden wir euch ein, in diesem Garten zu leben und euch zu freuen.«
    »Womit haben wir diese Einladung verdient? Ihr kennt uns nicht.«
    Der Greis deutete auf die Bewohner des Gartens, die den Gästen so seltsam ähnlich waren.
    »Unsere Boten haben euch beschrieben«, sagte er.
    »Du meinst die Skelette, die du uns entgegengeschickt hast?«
    »Ja. Es sind die Gebeine von Menschen, die früher unsere Gäste waren. So schön das Leben hier auch ist, es währt nicht ewig. Sie sind gestorben, aber ihre Gebeine dienen uns noch als Schutz und Schirm.«
    Mythor kannte sich auf diesem Gebiet nicht aus – aber er war sehr wohl in der Lage, sich zu erinnern, wie die Schädel ausgesehen hatten, die vor ihm aufgetaucht waren. Es waren nicht viele Überreste alter Leute gewesen, die sie begrüßt hatten – fast ohne Ausnahme hatte es sich um die Gliedmaßen jüngerer Leute gehandelt.
    »Wir lehnen ab«,
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