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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote
Autoren: Terrid Peter
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Dutzende von Armen schwebten in der düsteren Luft und winkten sacht.
    Mythor sah kurz nach den Freunden. Er hatte keine Verluste zu beklagen, aber vielen stand der Schrecken der letzten Minuten noch in den Gesichtern geschrieben.
    »Wir folgen!« entschied Mythor.
    »Mitten hinein in eine Falle?« fragte Yoter entgeistert.
    Mythor deutete auf die Wolke, die sich langsam entfernte.
    »Der Weg ist der gleiche«, sagte er grimmig und schob das Schwert in die Scheide. »Wenn wir der Dämonenleiter folgen wollen, müssen wir auf eben diesem Weg ein Stück weiter. Ob wir diese Einladung wirklich annehmen werden, muß sich noch zeigen.«
    In großer Aufmerksamkeit folgten die Menschen der Beinwolke, wie Mythor sie getauft hatte. Immer noch winkten die Knochenarme die Menschen heran. Es war ein Bild, das schwächere Gemüter zum Wahnsinn hätte, treiben können – hier inmitten der Schrecknisse des Dämonenreiches wirkte der Schauder nicht so stark. Dennoch war nicht zu übersehen, daß sich Furcht in die Gemüter geschlichen hatte.
    Fronja bebte noch ein wenig. Mythor hatte ihre Verschleppung im letzten möglichen Augenblick verhindert, und an ihrem schlanken Hals konnte er deutliche Male sehen, dort, wo die Knochenhände zugegriffen hatten.
    Der Marsch stockte.
    Vor den Menschen hatte sich ein Abgrund aufgetan, ein Spalt von mehr als fünf Mannslängen Breite, aus dem grünliche Schwaden aufstiegen. Die düstere Wolke mit ihren schrecklichen Einschlüssen verharrte über dem Felsspalt.
    »Brr!« murrte Gerrek. »Es wird immer scheußlicher.«
    Mythor spähte hinab in die Tiefe. Die ätzenden Gase legten sich schwer auf die Lungen, obendrein ließen sie kaum erkennen, was es in der Tiefe zu sehen gab. Die Hitze aber, die von dort aufstieg, und die schmatzenden Geräusche ließen vermuten, daß jeder, der in diesen Abgrund stürzte, dem Tod verfallen war.
    »Wie geht es jetzt weiter?« fragte Scida.
    Mythor runzelte die Stirn.
    Es gab eine Möglichkeit – ein Weg, der auf den ersten Blick ebenso absonderlich wie furchterregend wirkte.
    Vor den Wartenden nämlich vollführten die Knochenglieder einen gespenstischen Reigen, tanzten durcheinander, bewegten sich scheinbar ziellos. Als sie aber zum Stillstand kamen, konnte jeder sehen, daß sie eine Brücke gebildet hatte – quer über den Spalt hinweg.
    »Wer da hinübergeht, muß komplett verrückt sein«, stieß Gerrek hervor. »Eine üblere Todesfalle kann ich mir kaum vorstellen.«
    Dieser Meinung konnte man sich nur anschließen. Allein der Gedanke, über diesen Knochenpfad zu schrei ten, ließ einigen die Haare zu Berge stehen – auch ohne den darunter klaffenden Abgrund mit seiner nicht minder gefährlichen Lava in der Tiefe wäre dies ein lebensgefährliches Unterfangen gewesen.
    Die Entscheidung wurde Mythor abgenommen. Yoter fackelte nicht lange und schickte einen seiner Shrouks voran.
    Das Wunder geschah tatsächlich. Der Shrouk fegte schnaubend über die Knochenbrücke und kam am anderen Ende an. Sofort ließ Yoter den nächsten seiner Untergebenen folgen. Auch dieser Shrouk erreichte nach kurzer Zeit das Ende der heftig schaukelnden Brücke. Was die beiden auf der anderen Seite vorfanden, ließ sich nicht erkennen – die Sicht reichte nur ein paar Schritte weit.
    »Jetzt ich!« bestimmte Mythor.
    Ein übles Gefühl umfing ihn, als er seinen Fuß auf die Brücke setzte. Durch das Leder der Sohlen hindurch konnte er die Knochen spüren, die unter dem Gewicht seines Körpers ein wenig nachgaben. Einen Augenblick lang glaubte er den Halt zu verlieren und zu stürzen, dann aber hörte die leise Abwärtsbewegung wieder auf.
    Schritt für Schritt legte Mythor auf der Brücke zurück. Ein Geländer gab es nicht, und die gespenstische Konstruktion schaukelte, zum einen verursacht durch Mythors Körperbewegungen, zum anderen von den Gasen, die von unten her an der Brücke zu zerren schienen.
    In der Brückenmitte blieb Mythor für einen Augenblick stehen. Als hätte ein unbekannter Geist seine Gedanken geahnt und die Knochen als Werkzeuge seines Willens benutzt, tat sich im Boden der Brücke ein Spalt auf, der es Mythor ermöglichte, tief hinabzuspähen.
    Grünlicher Schlamm brodelte tief unter ihm, warf Blasen und schickte stinkende Gase in die Höhe. Die Dämonen allein mochten wissen, was es mit diesem Sudkessel des Grauens auf sich hatte. Mythor jedenfalls sah zu, daß er weiterkam.
    Er erreichte das andere Ende. Der Fortgang des Weges war in Dunkel gehüllt, aber
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