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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote
Autoren: Terrid Peter
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durchsetzt.
    »Aufgepaßt«, sagte Mythor. »Die Wolke kommt näher.«
    Der Lufthauch, der ihm über die Wange strich, kühl und feucht, verriet, daß sich die Wolke zu entfernen hatte – aber sie kam näher, und immer deutlicher waren weißliche Strukturen darin zu erkennen, die sich zu bewegen schienen.
    »Bei allen Geistern der Tiefe«, murrte Gerrek. »Was hat das schon wieder zu bedeuten?«
    Mythor sah, wie die Freunde zu den Schwertern griffen. Es galt gewappnet zu sein.
    Dann sah er, was sich da so hell in dem schwarzen Dunst bewegte – Knochen, entfleischte Gliedmaßen. In unglaublich kurzer Zeit kam die Wolke herangesaust.
    Es waren Hunderte von Armen, die nach Mythors Freunden griffen. Bleiche Knochenhände, die schartige, angerostete Schwerter hielten. Körper waren nicht zu sehen, nur die Hände und Arme. Dazu tauchten Tierpranken auf, krallenbewehrte Glieder, die zuschlugen, Kiefer, die mit häßlichen Lauten zuschnappten.
    Mythor schwang Alton und versuchte, sich die Plage vom Leib zu halten. Das gläserne Schwert traf und zerstörte, was es traf, aber es schien, als müsse man die lebendig gewordenen Gebeine einzeln in Stücke hacken, um sich ihrer zu erwehren.
    Funken stoben auf, als Mythor einen aus dem Nichts kommenden Schwerthieb parierte. Einen Herzschlag später spürte er die kalte Härte einer Knochenhand an seinem Hals und fast sofort war eine zweite Hand zur Stelle.
    Mythor hatte keine andere Wahl, er klemmte Alton zwischen die Knie und griff mit beiden Händen an den Hals. Immer härter wurde der Druck um seine Kehle. Entsetzlich kalt waren die fleischlosen Hände, die dürren Finger, die sich gräßlich auf der bloßen Haut des Halses anfühlten.
    Mythor hörte Fronja ächzen, aber er war in diesem Augenblick außerstande, ihr zu helfen. Alle Kraft seiner Finger mußte er aufwenden, den schauderlichen Würgegriff zu lösen. Es gab kein anderes Mittel, er mußte die Knochenhände um seine Kehle buchstäblich aufbrechen.
    Das gräßlichste vielleicht war, daß kein Laut zu hören war, außer dem Keuchen der Kämpfer. Nur ein paar Schritt weit konnte Mythor sehen, und überall lauerten weitere Knochenkrallen, die auf ihre Chance warteten. Kaum hatte er sich von dem Würger befreit, zischte eine Pranke durch die düstere Luft und – verfehlte ihn nur knapp.
    Mythor machte einen Satz, der ihn zu Fronja brachte.
    Mehrere Arme hatten sich um den Leib der Tochter des Kometen geschlungen und drückten ihr die Luft aus dem Körper. Gleichzeitig wurde Fronja angehoben, als sollte sie verschleppt werden.
    Mythor setzte Alton ein, und er mußte alle Schwertkunst aufbieten, um Fronja nicht zu verletzen, als er Stück für Stück den beinernen Panzer aufbrach, der Fronja umklammert hielt.
    Sobald einer dieser Angreifer aus dem Nirgendwo getroffen und wehrlos war, lösten sich die Gebeine auf – die Stücke fielen auf den Boden und wehten als schwärzlicher Dunst wieder in die Höhe.
    Mythor hörte gräßliche Schreie aus dem Dunkel. Es war ein Gefühl, das die Haare aufstellte und den Magen umkehrte, die kalten Knochenhände auf dem Körper zu spüren. Ein großer Teil trug keine Waffen, versuchte nur festzuhalten, zu klammern, zu würgen – der Kampf wurde zusehends zur Qual.
    Einmal befreit, konnte sich Fronja selbst wieder ihrer Haut wehren. Mit verbissenem Gesicht schwang sie ihre Waffe, und die Wut und der gerade erst überstandene Schrecken beflügelte sie.
    Mythor mußte eine Hand aus seinem Haar herausbrechen – eine sehr kleine feinknöchrige Hand. Sie sah aus, als habe sie einem Kind gehört – aber das änderte nichts an dem Schmerz, den Mythor empfand, als ihm bei dem Gemenge ein Büschel Haare herausgerissen wurde.
    »Versucht, euch aus der Wolke herauszukämpfen!« schrie Mythor. Eine breite Hand legte sich auf seinen Mund. Mit ärgerlicher Gebärde wischte er sie hinweg.
    Ebenso plötzlich, wie der gräßliche Spuk begonnen hatte, fand er ein Ende. Der Angriff der Knochenglieder hörte auf – aber zu Dutzenden blieben die Gebeinstücke in der Luft. Und dort vollführten sie einen Schreckenstanz, den keiner so leicht vergessen konnte.
    Irgend etwas bewegte die Glieder, ließ sie tanzen, sich verschränken und wieder lösen.
    Polternd stürmte Yoter mit seinen Shrouks heran, in den Händen die zuschlagbereiten Waffen.
    »Seht! Sie winken uns.«
    »Eine Falle!« stieß Yoter hervor.
    Es konnte keinen Zweifel daran geben – nach diesem Angriff wirkte das Locken um so gespenstischer.
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