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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia
Autoren: Giesa Werner K.
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Fronja-Maske hinab, die sich vor seinen Füßen ausrollte.
    Was mochte aus Scida geworden sein, der man die Maske geraubt hatte? War sie getötet worden?
    Der Gorganer ballte die Fäuste. Zwei der vier Häscherinnen waren ausgeschaltet. Nucrilia, die Anführerin, war in der Inselstadt Colonge gefallen, und die andere, die Scidas Maske an sich gebracht hatte, lag besinnungslos zwischen den Sträuchern des Wildgartens. Bis sie erwachte, würde Hanquon längst abgelegt haben, und wenn nicht – Mythor kannte jetzt ihr Gesicht, wußte, wer sie war. Nur noch die beiden anderen, die sich unerkannt in Hanquon verbargen, waren eine Gefahr.
    Mythor hob seine eigene Maske auf und stülpte sie über. Er sah jetzt aus wie Odam, der Prinz der Düsternis. Eine hagere Gestalt, Kopf und Hände von Staubschlacke bewachsen.
    Er nahm die beiden anderen Masken wieder auf, barg sie unter seinem Mantel, der den geflügelten Löwen zeigte, das Wappen der Walangei, Scidas Heimat. Dann schritt er weiter dem kleinen Hafen zu. Die aufgeregten Gespräche, das Jubeln und die Ausgelassenheit der Hexenschülerinnen drang an sein Ohr. Die jungen Mädchen warfen ihm verblüffende Blicke zu, war er doch nicht so einfach gekleidet, wie es einem Mann zustand, sondern in adligen Gewänder gehüllt. Einige machten Bemerkungen, andere traten ihm in den Weg, um ihn aus der Nähe zu bestaunen.
    Ein farbenprächtiges Bild unbefangener, fröhlicher Jugend. Die Mädchen waren von der blühenden Lumenia wie berauscht. Viele hatten sich zu Ehren der Lichtblume geschmückt, einige waren nur mit leuchtenden Blumen bekleidet. Und doch sprach Mythor auf ihren jugendlich-unschuldigen Reiz nicht an.
    Er schritt zwischen ihnen hindurch, als seien sie Luft. Er erreichte den Steg, an dem Lankohr das Blatt vertäut hatte, mit dem sie zu dritt von Hanquon zur Insel übergesetzt hatten. Mit einer gleichgültigen Handbewegung scheuchte er zwei Mädchen aus dem Weg, löste die Vertäuung und sprang auf das große Blatt hinunter. Er griff nach der Ruderstange und stieß sich mit dem »Beiboot« der Blume ab.
    Das andere Blatt, mit dem die Erste Bürgerin die Hermexe an Land und zur Zaubermutter gebracht hatte, war fort. Salmei hatte die Lumenia längst wieder erreicht.
    Was verbarg sich hinter ihrem Tun? Es mußte eine gewichtige Bedeutung haben. Viele Jahre mochte sie das magische Gefäß behütet haben wie einen kostbaren Schatz, und ausgerechnet hier und heute hatte sie es an eine Zaubermutter übergeben, die eigens nach Ascuaia geflogen war, um sie hier zu treffen.
    Mythor hatte begonnen, sich abzugewöhnen, Zufälle als Zufälle anzusehen. Zu oft schon hatten viele unbedeutend erscheinende Mosaiksteine plötzlich ein bedeutungsvolles Bild ergeben, und meistens dann, wenn es zu spät war, etwas dagegen zu tun. Die Übergabe dieser Hermexe mußte einer dieser Mosaiksteine sein, und Mythor kam an der Vorstellung vorbei, daß es etwas mit ihm zu tun hatte – wenn auch vielleicht nur im weitesten Sinn.
    Und noch ein Geheimnis barg die Lumenia, das Segel der Goldenen Galeere. Fischer hatten es in der Nähe der Großen Barriere eingeholt, nicht weit von der Stelle, an der die Galeere zerschellte, die Waffen des Lichtboten mit Drudin und dem Schwarzstein versanken und nur Mythor mit dem Leben davonkam. Und auf dem Handelsweg war das Segel nach Hanquon gekommen.
    Ein Segel, das das Bild eines Hexensterns zeigte, dessen zwölfte Zacke zerstört war. Ein Hexenstern, der als Monument des Lichtboten galt und der im Süden Vangas als Mythors Ziel zu finden war, aber damit bot sich der Verdacht an, daß es auch im Norden Gorgans einen teilzerstörten Hexenstern geben mußte…
    Vielleicht…
    All das mußte eine versteckte Bedeutung besitzen. Mythor mußte diese herausfinden.
    Von dem dritten Geheimnis, das sich in Hanquon verbarg, konnte er nicht einmal etwas ahnen, und doch war es das tödlichste von allen.
*
    Zäh schlich die Zeit dahin. Immer wieder sah Mythor hinüber zur Vulkaninsel, ob die enttarnte Amazone wieder auftauchte, aber sein betäubender Hieb schien nachhaltige Wirkung zu zeitigen.
    Von seinen Gefährten hielt er sich wohlweislich fern. Die Amazone der Niez, die Scidas Fronja-Maske getragen hatte, hatte deutlich genug zu verstehen gegeben, daß die Häscherinnen wußten, wer von den Gejagten sich hinter welcher Maske verbarg. Und wenn Scida vertauscht war – dann waren vielleicht auch andere ausgetauscht worden. So fieberte Mythor dem Abend entgegen.
    Am späten
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