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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia
Autoren: Giesa Werner K.
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Nachmittag legte die Lumenia wieder ab. Wie sie gesteuert wurde, entzog sich Mythors Kenntnis. Er hatte bislang trotz eingehender Suche keine Ruder und Steuergeräte gefunden.
    Vielleicht war Magie im Spiel…?
    Als Hanquon die Vulkaninsel wieder verließ, winkten und jubelten viele Bewunderinnen hinter der Schwimmenden Stadt her, aber die von Mythor besiegte Amazone war nicht wieder zurück an Bord gekommen.
    Entweder war sie noch nicht wieder dazu in der Lage – oder sie traute sich nicht. Sie war erkannt worden, und dadurch würde sie vielleicht ihre beiden Gefährtinnen verraten, wenn sie mit ihnen zusammentraf. Denn es mußte ihr klar sein, daß Mythor sie weiterhin beobachten würde.
    Vielleicht war sie deshalb zurückgeblieben…
    Hanquon ging jetzt auf südöstlichen Kurs. Südlich der großen Insel Naudron gab es mehr als ein Dutzend kleinerer und etwas weniger kleiner Inseln, die man aufsuchen würde, um den Bewohnern das phantastische Bild der erblühten Lumenia vorzuführen, ein Anblick, der einmalig auf der Welt war.
    Kuron würde die erste der Inseln sein. Mythor fragte sich, was ihn und die anderen dort erwartete. Zwei Aufenthalte hatte es bisher gegeben, und in Colonge war die erste der vier Gegnerinnen ausgeschaltet worden, auf Ascilaia die zweite. Der Gorganer grinste; wenn es in dieser Folge weiter ging, waren die Feindinnen nach zwei weiteren Inselbesuchen erledigt.
    Aber vielleicht sannen sie auch auf einen Überraschungsschlag. Sie würden den Verlust ihrer zweiten Gefährtin kaum so einfach hinehmen und sorgfältiger planen. Es hieß, auf der Hut zu sein.
    Aus dem Osten kroch das samtene Tuch der Nacht mit den funkelnden Diamanten der Gestirne über das Meer und überdeckte die sich zur Nacht schließende Blütenpracht der Lumenia.
*
    Als Mythor seine Unterkunft in einer aus Pflanzenmaterial erbauten Hütte in der Nähe des Pflanzenstocks betrat, zogen sich seine Nackenmuskeln leicht zusammen. Er spürte daß da jemand war. Unwillkürlich glitt seine Hand zum Schwertgriff.
    Er hatte die allabendliche Prozedur der Demaskierung hinter sich gebracht. Die Nacht unterbrach das Fest der Masken, und man konnte die künstlichen Hüllen ablegen. Die magischen Werkstätten der Maskenbildnerinnen befanden sich in den beiden untersten Stufen der riesigen Lichtblume und waren nur durch Wartekammern und eine verwirrende Zahl von Gängen zu erreichen. In der Regel verließ man die betreffende Werkstatt durch einen anderen Gang als durch den, den man bei der Ankunft benutzt hatte, und ein außenstehender Beobachter konnte sich auch nicht auf die verstreichende Zeit verlassen. Manche Masken benötigten mehr Zeit zum An- oder Ablegen, und es gab auch unterschiedliche Wartezeiten in den vor den Gängen befindlichen Hütten. Auf diese Weise wurde mit Sicherheit ausgeschlossen, daß das Maskengeheimnis verletzt wurde.
    Welchen Sinn diese Maskierungen für die Dauer des hellen Tages in sich bargen, hatten weder Mythor noch einer seiner Gefährten bisher herausfinden können. Es war einfach so, und damit gut.
    Ein weiteres Geheimnis, aber eines von der ungefährlichen Sorte.
    Mythor blieb stehen und versuchte, das Dämmerlicht des Hütteninnern zu durchdringen. Eine Gestalt saß auf einem der bequemen Stühle in der Nähe des kleinen Fensters und bewegte sich bei seinem Eintreten nicht.
    »Honga«, sagte sie leise.
    »Scida!« stieß er überrascht und erleichtert hervor und schob das halb gezogene Gläserne Schwert in die Scheide zurück. Er ging zu einer der Fackeln und entzündete sie. Der flackernde Schein warf gespenstische Schattenbilder an die Wand.
    »Ich dachte schon, sie hätten dich erschlagen«, sagte Mythor. »Was trinkst du? Wasser oder Wein?«
    »Es gibt nur ein Getränk, das ich zu mir nehme«, sagte sie schroff.
    Er lächelte und füllte zwei kleine Glasbecher aus einer bauchigen Karaffe und reichte einen der Becher an Scida. Sie setzte ihn an die Lippen und nahm einen großen Schluck.
    Auch Mythor nippte an seinem Getränk; der Wein war süß.
    »Woher weißt du?« fragte sie dann.
    Er setzte sich ihr gegenüber. Ein eigenartiges Band verknüpfte sein Schicksal mit dem der Amazone. Sie hatte ihn als ihren »Beutesohn« förmlich an sich gerissen, ihn in der hohen Kunst des Schwertkampfs geschult und ihn daran erkennen lassen, wie viel ihm trotz seiner erreichten Stellung als Sohn des Kometen noch gefehlt hatte. Nun konnte er es mit nahezu jeder Amazone aufnehmen, und Scida stellte das auch stets
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