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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste
Autoren: Werner K. Giesa
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noch der Hintergedanke des Heymals: Warum sollten die Piraten freiwillig eine Geisel opfern, nur um eine Nachricht zu hinterlassen? Wenn es ihnen möglich war, die Prinzessin zu entführen, um wie viel leichter musste es ihnen sein, einen einfachen Piraten zu befreien.
    Hrobon selbst stand unter Druck. Er war der Befehlshaber der Leibgarde auf dieser Reise der Prinzessin, und er hatte dafür zu sorgen, dass sie unversehrt nach Logghard kam. So lautete der Befehl des Shallad. Er musste sie befreien, um welchen Preis auch immer. Und Hrobon war bereit, den gefährlichen Piratenanführer Tashan, der eigentlich vor Tagen schon hätte hingerichtet werden sollen, gegen die Prinzessin auszutauschen.
    Und das, obgleich etliche Offiziere des Palasts und der Festung dagegen rieten. Sie lebten in Horai, der Stadt am Rand des Salzspiegels, und sie hatten die Macht Tashans wachsen sehen und seine Gefährlichkeit und Frechheit erlebt. Sie waren froh, ihn endlich gefasst und zum Tode verurteilt zu haben, in der Hoffnung, dass die Organisation des Piraten mit seinem Tod in sich zusammenbrechen würde. Dass dem nicht so war, zeigte die Entführung durch Jassam, Tashans Stellvertreter. Bisher hatte Hrobon vergeblich versucht, das den Kriegern von Horai klarzumachen, aber irgendwie waren sie in ihrer Ansicht verbohrt. Lediglich die Autorität Hrobons als Befehlshaber der Leibwache hatte sie zum Nachgeben gezwungen, und mehrfach hatten sie ihm zu verstehen gegeben, dass er nur ein Mann aus den Heymalländern war und kein Mann aus dem Kern des Shalladad. Hätte er nicht eine so hohe Stellung besessen, hätten sie ihn nicht einmal angehört.
    »Wir werden sie auslösen, was immer auch geschieht«, sagte Hrobon grimmig. »Geh, Sadagar. Ich werde dich rufen, wenn wir aufbrechen.«
    »Ich soll mitkommen?« fragte der Steinmann misstrauisch. Er traute dem Vogelreiter nicht über den Weg.
    »Du hast richtig gehört«, sagte Hrobon schroff. »Wenn die Piraten Verrat planen, wirst du an Ort und Stelle mit ihnen sterben. Ich werde Vorkehrungen treffen, dass wir nicht von ihnen überrumpelt werden können, verlass dich darauf.«
    Sadagar nickte nur. Er dachte an Mythor. Wie würde die Begegnung zwischen Hrobon und Mythor ablaufen? Der Steinmann zweifelte keine Sekunde daran, dass auch Mythor bei dem Austausch zugegen sein würde. Dafür kannte er den Sohn des Kometen zu gut.
    *
    Der Kommandant der Festung und damit der militärische Oberbefehlshaber von Horai, selbst dem Palastkommandanten Shandor übergeordnet, hatte die geballten Hände auf der Platte des breiten Tisches liegen, an dem er saß. Leicht vorgebeugt musterte er Hrobon; seine Brauen senkten sich leicht. Sadhy war ein kräftig gebauter Mann, der es wohl mit drei Gegnern zugleich aufnehmen mochte, und er war ein Mann, der das, was er von seinen Untergebenen verlangte, auch selbst konnte. Nicht umsonst war er Kommandant der Festung geworden.
    »Ich höre nicht richtig«, sagte er grimmig. »Ich habe soeben vernommen, dass du das Kommando über die Truppe übernehmen willst, die zur Warze des Haghalon reitet.«
    Hrobon stützte sich auf die Tischplatte. Er stand vor Sadhy in dessen Arbeitsraum. Hinter Sadhy hing eine aus vielen kleinen Pergamenten zusammengefügte Karte an der Wand, die das umliegende Land und den gesamten Salzspiegel zeigte; einige markante Punkte auf dem ausgetrockneten Salzsee waren eingezeichnet. Es waren die Warzen.
    »Du hast richtig vernommen«, sagte Hrobon düster. »Immerhin bin ich für die Sicherheit der Prinzessin verantwortlich, und mein Kopf ist es, der rollt, wenn sie nicht befreit wird.«
    Kommandant Sadhy verzog das hart wirkende Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. »Es ist vor allem dein Kopf, der rollen wird, wenn du die Sache vermurkst, weil du die Gegend nicht kennst. Wenn du über meinen Kopf hinwegschaust, siehst du eine Karte des Salzspiegels. Erkennst du daraus seine Größe?«
    »Ich denke schon«, sagte Hrobon bissig.
    »Du siehst auch die Warzen«, fuhr Sadhy fort. »Die ebene Fläche des Salzspiegels täuscht jenen, der sich auf ihm befindet. Ich selbst habe den gesamten Salzsee auf dem Rücken meines Diatros abgeritten. Ich weiß um seine Gefahren, und ich unterschätze sie nicht. Die Karte dort kannst du getrost vergessen. Wenn du dich auf dem Salzspiegel befindest, gibt es keine Möglichkeit, sich zu orientieren, außer, man kennt ihn. Ich lebe seit dreißig Sommern in Horai, und ich bin oft auf dem Spiegel gewesen. Ich kenne ihn. Du
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