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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste
Autoren: Werner K. Giesa
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rund fünfzig dieser eigenartigen Segler glitt mit einer Geschwindigkeit über den Salzspiegel, die der eines Orhakos gleichkam. Hin und wieder warf Mythor einen Blick zurück. Die Tashans Ehre lag an der Spitze der Piratenflotte. Die anderen Segler folgten in keilförmiger Formation. Es sah so aus, als wollten sie alles, was sich ihnen in den Weg stellte, niederrammen.
    Mythor lehnte an der halbgeöffneten Tür von Shezads Kajüte. Sämtliche Türen führten direkt ins Freie; man hatte darauf verzichtet, großzügige Überdachungen zu bauen, wie sie auf manchen Schiffen üblich waren, die durch die Meere kreuzten. Die Salzsegler waren allesamt äußerst leicht gebaut, um den Männern, die sie aus den Häfen oder der Piratenbucht anschieben mussten, die Arbeit nicht zu schwer zu machen. Überall knallten die großen Segel im Wind. Die Tashans Ehre war ein Dreimaster; die Masten ragten mehr als acht Mannslängen in die Höhe.
    »Was willst du, Pirat?« fragte die Prinzessin. Sie hatte sich auf einem Ruhelager ausgestreckt und die Arme unter dem Kopf verschränkt. Leicht gelangweilt sah sie zur Tür, an der Mythor lehnte.
    Mythor sah sich um, ob irgendwelche fragwürdigen Gestalten in Hörweite waren, dann streckte er seinen Kopf durch die Tür und sagte leise: »Was hältst du von einer Befreiungsaktion, Tochter des großmächtigen Shallad?«
    »Viel«, gab sie ebenso leise zurück. »Nur hege ich die Befürchtung, dass es jetzt ein wenig zu spät dafür ist. Die Aktion hätte eher erfolgen müssen.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, gab er zurück. »Ich werde jedenfalls noch einiges unternehmen, um dich nach Logghard zu bringen – ohne dass es zu solchen Aktionen kommen muss wie dem Austausch gegen einen Piraten.«
    »Und wie willst du das verhindern?« fragte sie leicht spöttisch.
    »Keine Sorge, Teuerste«, brummte er. »Mir fällt schon etwas ein. Ich sehe jedenfalls nicht ein, warum du gegen einen dreckigen Freibeuter eingetauscht werden sollst.«
    »Da hast du ausnahmsweise recht, Pirat«, gab sie zurück.
    »Ich sagte dir schon mehrmals, dass ich alles andere als ein Pirat bin«, sagte er schroff.
    Sie lachte hell auf. »Das weiß ich, aber solange du so respektlos redest, behalte ich diese Anrede bei. Wer bist du wirklich, Mythor?«
    »Ich bin ein Mann aus dem Norden«, sagte er vorsichtig. Es stimmte nicht ganz; er war kein Nordländer. Aber dort, an der Küste Tainnias, hatten die Abenteuer begonnen, die ihn nach dem Untergang der Nomadenstadt Churkuuhl schließlich bis hierher gebracht hatten. Allerdings hütete er sich, Näheres darüber zu erzählen. Wenn er erwähnte, dass er der Sohn des Kometen sei, war alles aus. Denn immerhin galt der Shallad als die Fleischwerdung des Lichtboten, und schon die Begegnung mit Hrobon hatte Mythor klargemacht, dass es besser war, den Mund zu halten, solange er sich im Shalladad befand. Es reichte, wenn Hrobon ihn für einen Frevler hielt; die Tochter des Shallad, die jenem Glauben noch mehr verwurzelt war, brauchte er sich nicht auch noch zur Feindin zu machen. Immerhin musste er dem Shallad und dessen Vorgängern zugestehen, dass es ein geschickter Schachzug war, sich als Nachkommen des Lichtboten auszugeben. Er sicherte sich damit die Vergötterung seines Volkes, und Götter oder Halbgötter sind im allgemeinen etwas sicherer vor Mordanschlägen und Attentaten.
    Mythor war auf der Tashans Ehre der einzige, der wusste, dass Hadamur nicht der rechtmäßige Shallad war. Er hatte sich den Thron ergaunert. Der eigentliche Erbe des Throns war Luxon. Hadamur hatte ihn als Knaben töten zu lassen versucht, doch das hatte nicht ganz geklappt. An Luxons Stelle war Mythor ausgesetzt worden, der jedoch nicht von den Yarls der Nomadenstadt zerstampft worden war, sondern den die Marn bei sich aufgenommen hatten. Luxon selbst war verborgen gehalten worden und schließlich in Sarphand zum König der Diebe aufgestiegen; ein etwas zweifelhafter Ruhm, wie Mythor fand. Die Krone hatte Luxon-Arruf-Croesus seinen Taten aufgesetzt, als er Mythor das singende Schwert, den Helm der Gerechten, Sternbogen, Mondköcher und Sonnenschild stahl, um damit seinen Herrschaftsanspruch gegen Hadamur durchzukämpfen.
    Ob ihm das gelang, war für Mythor mehr als fraglich. Denn Hadamur achtete sehr auf seine Sicherheit. Obwohl Logghard seit alters her die Residenz des jeweiligen Shallad war, hatte sich Hadamur noch nicht ein einziges Mal dort sehen lassen; Logghard lag zu nahe an der Düsterzone,
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