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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste
Autoren: Werner K. Giesa
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die seit fast zweihundertfünfzig Sommern versuchte, die Stadt zu besiegen. Statt dessen hatte er sich an der Küste weit im Norden eine eigene Stadt erbauen lassen, die er Hadam nannte, und selbst die schien ihm nicht mehr sicher genug. Gerüchte besagten, dass der Shallad plane, seine Residenz noch weiter nach Norden zu verlegen. Mythor grinste; auch dort würde er nicht lange froh werden, denn von Norden kamen die Caer, die sich immer weiter ausbreiteten.
    Auch von Söhnen des Shallad hatte man noch nie gehört. Töchter hatte er viele, aber einen Sohn, der den Thron beanspruchen und sich vielleicht anheischig machen mochte, den Alten ein wenig früher als vorgesehen abtreten zu lassen, schien es nicht zu geben. Hadamur hing sehr an seiner Macht.
    Mythor hütete sich, seine Gedanken in der Gegenwart der Prinzessin auszusprechen; immerhin handelte es sich um ihren Vater, über den er in Gedanken lästerte.
    Shezad setzte sich auf dem Lager auf, zog die Knie an und schlang die Arme um sie. »Sag an, Mann der tausend Ideen«, verlangte sie. »Wie sehen deine Pläne aus, die hinter deiner Denkerstirn reifen?«
    »Was flüstert und tuschelt ihr da?« fragte eine barsche Stimme aus geringer Entfernung. Einer der Piraten war näher gekommen. Ihm war wohl aufgefallen, dass Mythor sich leise mit der Prinzessin unterhielt.
    Mythor wandte sich um. Er streckte die Hand aus und streckte zwei Finger gegen die Brust des Piraten. »Wir machen uns Gedanken über unser Ziel. Die Warze des Haghalon, hat Jassam den Ort genannt. Was ist das für ein garstiges Untier?«
    Der Pirat grinste. »Hast du nie von den Warzen gehört, die sich auf dem Salzspiegel erheben?« fragte er.
    Mythor hob die Schultern. »Von wem?« fragte er zurück. »Es gab niemanden, der es mir erzählte.«
    »Sieh nach Norden«, brummte der Pirat, »und du wirst eine Warze sehen.«
    Shezad sprang auf und kam ebenfalls nach draußen. Ihre Schulter berührte leicht Mythors Oberarm. Sie sahen in die angegebene Richtung. Es war die schwarze Erhebung, die Mythor schon früher entdeckt hatte und an der sie bereits vorbei waren. Sie lag in der Verlängerung des rechten Flottenflügels.
    »Was ist das?« fragte Shezad.
    »Eine Warze«, knurrte der Pirat.
    »Das sehen wir selbst, Mann der schlechten Scherze«, knurrte Mythor. »Aber vielleicht reicht dein Wortschatz dazu aus, uns näher zu beschreiben, woraus diese Warze besteht. Das einzige, was man von hier aus sieht, ist, dass sie schwarz ist.«
    »Das ist schon eine ganze Menge«, knurrte der Pirat. »Meist sieht man die Warzen nämlich nicht oder erst, wenn man in voller Fahrt dagegen knallt. Und dann ist es zu spät, um die Güte des Shallad ein letztes Mal zu preisen.«
    »Du könntest etwas großzügiger mit deinen Erklärungen sein«, verlangte Mythor, der sah, dass der Pirat wieder in Schweigen verfallen wollte.
    »Es gibt Erhebungen in der Wüste«, sagte er jetzt unwillig. »Es gibt wandernde Dünen, und es gibt solche Erhebungen wie jene, in der sich unser Versteck befindet«, bequemte er sich zu näheren Erläuterungen. »Und es gibt die Warzen, die aus der glatten und brettebenen Fläche aufragen. Sie sind kein Salz, aber sie wandern auch nicht wie die Dünen. Sie sind haushoch und von runder Form. Weißt du, wie ein Seeigel aussieht?«
    Mythor nickte.
    »So etwa sehen die schwarzen Warzen aus. Warum man sie Warzen nennt, weiß keiner, aber der Name ist so alt wie die Welt. Sie haben mehr Stacheln als ein Mensch Haare auf dem Kopf. Die Stacheln sind nadelspitz und sondern ein gefährliches Gift ab, das sehr rasch, aber auch sehr schmerzhaft wirkt. Wer gestochen wird, stirbt unweigerlich. Keiner weiß, ob es Tiere oder Pflanzen sind. Keiner sah jemals Wurzeln, und keiner sah jemals Beine. Aber sie sind gefährlich. Manchmal bilden sie ganze Kolonien von mehreren Dutzend Stück.«
    Mythor grinste. »Da sie schwarz sind und der Salzspiegel hell, sollte man sie eigentlich deutlich genug erkennen können. Warum behauptetest du vorhin, dass man sie manchmal erst zu spät sähe?«
    »Weil es so ist«, sagte der Pirat. »Die Salzkristalle glitzern häufig im Sonnenlicht, und besonders häufig in der Nähe der Warzen. Es gibt furchtbare und heimtückische Luftspiegelungen, die einem eine freie Fläche vorgaukeln. Und unversehens rast man in eine solche Kolonie hinein. Schon so mancher Salzsegler oder auch Vogelreiter ist ihnen zum Opfer gefallen und zwischen den giftigen Stacheln zerschmettert worden. Wenn wir an
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