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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste
Autoren: Werner K. Giesa
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kommst von irgendwo aus dem Norden und kennst ihn nicht.«
    »Ich komme aus den Heymalländern«, sagte Hrobon schroff.
    Sadhy winkte ab. »Du wirst das Kommando jedenfalls nicht übernehmen. Ich werde es führen, denn ich kenne den Salzspiegel und weiß, wo Gefahren lauern und wo nicht.«
    Die Köpfe der beiden Männer befanden sich dicht voreinander.
    »Wenn du die Sache verdirbst, Sadhy«, sagte Hrobon drohend, »werde ich dich persönlich zur Rechenschaft ziehen, ehe der Zorn des Shallad mich treffen kann.«
    Sadhy machte eine Handbewegung, als wolle er ein lästiges Insekt verscheuchen. Hrobon zuckte unwillkürlich zurück, wie von einer Giftschlange gebissen.
    »Geh und mach deine Staffel fertig«, sagte Sadhy ungerührt. »Ich habe noch einige Befehle zu geben. Du könntest außerdem schon das Kommando zusammenstellen. Ich denke, zweihundert Vogelreiter dürften genügen.«
    »Da denkst du«, entgegnete Hrobon bissig, »ausnahmsweise richtig, wie mir scheint.« Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und verließ das Zimmer, von dem aus der Kommandant der Festung seine Befehle erteilte.
    Sadhy erhob sich, als Hrobon ihn verlassen hatte. »Ein Heymal«, murmelte er. »Ausgerechnet ein Heymal, ein Mann aus dem Norden, will hier das Kommando an sich reißen. Demnächst verlangt er noch, die Leibgarde des Shallad zu befehligen!«
    Sadhy hieb mit der Faust verächtlich in die Luft. Er würde die Sache schon zu aller Zufriedenheit regeln. Hrobon selbst führte seine aus vierzig Vogelreitern bestehende Nordländerstaffel und dazu sechzig andere Shallad-Krieger. Wenn Sadhy noch einmal hundert Männer der Festung dazutat, musste es reichen, mit den Piraten fertig zu werden. Sie würden ihr blaues Wunder erleben. Wenn es nötig war, würde er sie bis in die Düsterzone treiben. Kommandant Sadhy war ausgesprochen siegessicher.
    *
    Aus jenem Zimmer des Palasts, das man Sadagar vorübergehend zugewiesen hatte, konnte er die Vorbereitungen ziemlich gut beobachten. Schnelle Laufvögel wurden gesattelt; eine geradezu unübersehbare Zahl. Jene Tiere, die die Piraten bei ihrem dreisten Überfall aufgepeitscht und vertrieben hatten, so dass sie wie irr durch ganz Horai rasten, waren inzwischen wieder eingefangen worden. Die Tiere wurden jetzt gesattelt, die Sättel mit Kampfausrüstung bestückt. Offenbar rechnete Hrobon mit Verrat und war bereit, mit aller Härte zuzuschlagen, wenn es sein musste. Sadagar an seiner Stelle hätte kaum anders gehandelt. Die Gefährlichkeit der Piraten stand außer Frage; Sadagar hatte Jassams Hinterhältigkeit am eigenen Leib erfahren müssen.
    Offenbar rechnete Hrobon mit einer heftigen Auseinandersetzung. Die Anzahl der Laufvögel ließ darauf schließen. Es mochte vielleicht zu einer Schlacht ausarten. Der Steinmann fühlte, wie ein kalter Schauer über seinen Rücken lief; er mochte diese blutigen Kämpfe nicht. Aber er konnte nichts an den Dingen ändern. Sie würden geschehen, wie das Schicksal sie vorbestimmt hatte. Mit viel Glück würde die Auseinandersetzung halbwegs friedlich ablaufen, aber daran glaubte Sadagar kaum noch. Er hatte inzwischen Hrobon kennengelernt und wusste, dass der Heymal ein Mann der Tat, nicht der Worte war. Sobald ihm etwas zuwiderlief, würde er zuschlagen lassen.
    Hrobon bot eine Unmenge von Kriegern auf. Fast die gesamte Besatzung der Festung würde ausrücken. Wenn die Piraten es ahnten, war das für sie die Gelegenheit, ihrerseits Horai anzugreifen. Hrobon musste ein Narr sein. Sadagar ahnte nicht, dass ein anderer als Hrobon diesen Befehl erteilt hatte. Er hatte nur Hrobon kennengelernt, von Sadhys Existenz wusste er nichts.
    Der Steinmann beobachtete, wie zwei kräftige Diromen mit besonderen Tragekäfigen ausgerüstet wurden. Sie bestanden aus einer Art Zwischending aus Sänfte und Lastenkorb. Wahrscheinlich sollten sie dazu dienen, den Gefangenen wie auch Sadagar aufzunehmen. Denn Sadagar bezweifelte, dass man ihn allein auf den Rücken eines der Vögel setzen würde. Abgesehen davon, dass er erhebliche Schwierigkeiten haben würde, das ungewohnte Tier zu lenken…
    Eine eigentümliche Spannung machte sich in Sadagar breit. Er fieberte fast dem Moment entgegen in dem er den Piraten sah. Was mochte das für ein Mann sein, der es geschafft hatte, die Piraten zu einer solchen Machtfülle zu führen? Aber gleichzeitig beschlich ihn auch ein ungutes Gefühl. Man erzählte sich, dass vor ein paar Tagen drei schwarze Pferde in der Nähe des Palasts gewesen
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