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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste
Autoren: Werner K. Giesa
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»Um wieder zu unserem Thema zurückzukommen«, sagte Mythor schließlich. »Warum heißt unser Zielpunkt ausgerechnet Warze des Haghalon?«
    Baudi verzog das Gesicht und zog unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern. »Weil dort ein unheilvoller Geist umgeht«, sagte er flüsternd, als könne ihn jemand hören, der seine Worte nicht wahrnehmen sollte. »Der Geist des Haghalon.«
    *
    Steinmann Sadagar fühlte sich in dem Transportkorb des Diromos nicht sonderlich wohl. Die Situation erinnerte ihn zu sehr an die Entführung durch die Piraten. Allerdings war dieser Behälter für menschliche Insassen geeignet; es gab eine bequeme Sitzfläche, fast wie in einer Sänfte. Lediglich die Überdachung fehlte.
    Wie Sadagar bereits vermutet hatte, war der Korb des zweiten Diromos für den Piraten gedacht. Hrobon saß hoch zu Vogel und erteilte seine Anweisungen. Im Hintergrund erkannte der Steinmann noch einen Mann, der ebenfalls Offizier sein musste und auf einem Diatro ritt. Er war prunkvoll gekleidet und von einer Schar Orhakoreiter umgeben, offenbar seine Adjutanten. Der Kommandant der Festung? Es musste so sein.
    Auf Hrobons Anweisung hin formierten sich Vogelreiter und Fußsoldaten neu. Gut eine Handvoll der Männer waren Bogenschützen, und plötzlich lagen Pfeile auf. Andere Männer, vorwiegend Reiter, hielten das Fußvolk auf Abstand. Nichts ist schneller als ein Gerücht, und das Gerücht, die Prinzessin sei entführt worden und ihr Garden-Anführer wolle den Piraten gegen sie austauschen, hatte ziemlich rasch in Horai die Runde gemacht – ganz abgesehen davon, dass der Kern nur zu wahr war. Aber talentierte Erzähler phantasierten immer weitere Einzelheiten hinzu, so dass es jetzt bereits zu einem furchtbaren Spektakel ausartete. Eine Unzahl neugieriger Männer und Frauen scharte sich um den großen Vorplatz der Festung am Rand der Stadt, um den Abmarsch mitzuerleben. Die Krieger hatten Mühe, die Zuschauer zurückzudrängen; von hinten kam der Druck derer, die auch etwas sehen wollten und dabei die vorderen immer weiter voranschoben. Der Tumult wurde größer, das Stimmengewirr lauter. Horai war ein Kreuzweg der Lichtwelt, an dem sich mehrere Karawanenstraßen trafen, dazu kam der Salzhafen. Und ganze Völkerstämme befanden sich auf der Flucht vor der Düsterzone und kamen dabei durch Horai. Sadagar unterschied bereits zwei Dutzend leicht unterschiedliche Dialekte des Gorgan, und manch einer in Horai verstand trotz der gemeinsamen Grundsprache den anderen nicht.
    Aller Augen richteten sich auf die Festung. Dort schwang langsam das große Portal auf. Gitterstäbe wurden rasselnd in die Höhe gezogen, und aus dem Dunkel traten Männer hervor. Schwerbewaffnete Krieger marschierten. Und zwischen ihnen auf einem Henkerskarren, von kleinen, aber kräftigen Tieren gezogen, stand ein muskulöser, hünenhafter Mann, dessen Kopf von einer schwarzen Kapuze verhüllt war.
    Tashan kam! Tashan, der Pirat, der zum Tode verurteilt worden war und jetzt doch wieder leben sollte!
    Kusswind, Hrobons schnelles und starkes Orhako, tauchte dicht neben Sadagars Diromo auf. Die Köpfe der beiden Männer befanden sich auf gleicher Höhe, weil der Tragekorb, in dem Sadagar sich befand, nicht hoch auf dem Vogelrücken stand, sondern seitlich hing.
    »Warum hat man sein Gesicht verhüllt?« wollte Sadagar wissen.
    »Ich habe es so angeordnet«, sagte Hrobon grollend. »Denn das von den Richtern von Horai gefällte Todesurteil ist trotz des Austausches noch nicht widerrufen worden, und es ist hier Sitte, dass dem Todeskandidaten das Gesicht verhüllt wird. Es ist der Bevölkerung nicht zuzumuten, in eine Mörderfratze sehen zu müssen.«
    Die Krieger und der Henkerskarren kamen näher. Tashans Hände waren auf den Rücken gefesselt. Sadagar beobachtete ihn. Der Pirat war hochgewachsen und kräftig. Der Oberkörper des Piraten war nackt, seine Füße steckten in hohen Stiefeln, und er trug einen knielangen Fellrock. Für einen Mann, der sich auf den Salzspiegel hinauswagte, eigentlich eine dürftige Kleidung. Die schwarze Kapuze fiel ausgezackt bis auf die Schultern und lief oben spitz zu. Wie ein Priesterhelm der Caer! durchfuhr es Sadagar unwillkürlich. Nur die Knochenverzierungen fehlten. Vorn gab es schmale, dreieckige Augenschlitze, aber vergeblich versuchte Sadagar die Augen des Piratenführers dahinter zu erkennen.
    Vor dem zweiten Diromo hielt die kleine Kolonne an. Wüste Beschimpfungen aus der Volksmenge erklangen, man drängte
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