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Mystic

Mystic

Titel: Mystic
Autoren: Mark T. Sullivan
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Horses’ geliebten Grand River.
    Der Grand River floss weißschäumend und glitzernd in zwei Arme. Dazwischen lag eine schmale Insel, auf der saftiges Süßgras in einem Wäldchen aus sehr hellen Pappeln wuchs. Ein warmer Wind wehte sanft durch das Wäldchen und zupfte an den Blättern, als sie ihren Sarg absetzten.
    Lieutenant Bowman hatte Sarah Many Horses’ Gebeine in einem Sack im Kofferraum von Monsignore McColls Wagen gefunden, der im Wald in der Nähe des Gorm Ridge versteckt war. Die Gebeine waren mit Erde bedeckt, die die Gleiche war wie die aus dem Grab im Garten des Pfarrhauses. Pater D’Angelo hatte sie unter dem Vogelbecken beerdigt und die letzten zwanzig Jahre seines Lebens ihre Reliquien bewacht.
    Gallagher war zu dem Schluss gekommen, dass es eine nicht zu beantwortende Frage war, ob Pater D’Angelo seine Heilkraft von jenen Gebeinen erhalten hatte. Aber sicher hatte Monsignore McColl geglaubt, dass Many Horses’ Gebeine wie die Gebeine von Heiligen waren: immer noch mit der Kraft einer unendlich großmütigen Seele ausgestattet und deshalb fähig, zu heilen und zu vergeben.
    In den Monaten nach der Nacht des Grauens auf dem Lawton Mountain traten Menschen aus den verschiedenen Heimen und Pfarrgemeinden, in denen McColl gearbeitet hatte, aus dem Schatten heraus und bezeugten den Missbrauch und psychologischen Terror, den er ausgeübt hatte, um sie unter Kontrolle zu halten.
    Die ganze Geschichte über die Verwicklung von Bürgermeister Powells Familie in den Mord an Many Horses kam auch ans Licht. Und das eröffnete eine Flut von Berichten über andere Verbrechen, die die Familie über die Jahre vertuscht hatte, einschließlich Chief Kerris’ Überfall auf Andie vor zwanzig Jahren. Im März wurde Bürgermeister Powell formell angeklagt, von dem Unternehmer aus New Jersey, der im Skigebiet am Lawton Mountain den Hotel- und Apartmentkomplex bauen wollte, Schmiergelder angenommen zu haben.
    Aber für Gallagher erwies es sich als schwieriger, zu irgendeinem Schluss über Danby zu kommen. Er hatte im vergangenen Jahr viel Zeit damit verbracht, mehr über Harold und seine Beziehung zu Danby zu erfahren. Doch hatte er wenig Erfolg dabei gehabt, den Mann zu finden, und es war ihm mehrfach offiziell geraten worden, es nicht weiter zu versuchen. Gallagher hielt Harold schließlich für eines jener orakelhaften Wesen, die die Helden in den Mythen auf ihrer Reise durch die Hölle treffen müssen.
    Indem er die anderen Kontakte seines Partners nutzte, hatte Gallagher jedoch einen schmalen Abriss von Terrance Danbys Leben zwischen dem Zeitpunkt, als er den Job bei Harold aufgegeben hatte, und dem Mord an Hank Potter zusammenstellen können.
    Danby hatte als Auftragskiller in ganz Mittel- und Südamerika gearbeitet. Bei einer Party vor vier Jahren hatte er Angel Abatido kennengelernt, die atemberaubend schöne Tochter eines ultrarechten Obersts der Armee von El Salvador.
    Drei Monate bevor die Morde in Lawton begannen, betrat eine Putzfrau Abatidos Apartment in einem eleganten Viertel von San Salvador und fand ihre Leiche. Angel lag nackt auf dem Bett, ein Strick war fest um ihren Hals geschlungen. Die Polizei fand dreizehn verschiedene halluzinogene Substanzen in dem Apartment. Es gab Hinweise darauf, dass der Mörder nach ihrem Tode noch lange bei ihr gelegen hatte.
    Gallagher war zu dem Schluss gekommen, dass Angels Tod der Mechanismus war, der alles Weitere in Gang setzte. Doch verstand er besser als die meisten, dass die gequälte Mordmaschine, zu der Danby geworden war, schon vor langer Zeit entstanden war, durch schreckliche Vorgänge, die Danby wahrscheinlich selbst niemals auch nur annähernd hatte begreifen können. Auf seine besondere Weise war Danby jemand wie er selbst. Er hatte nach Beweisen dafür gesucht, dass es jenseits der hässlichen Verhältnisse, die ihm als Kind so furchtbar zugesetzt hatten, noch etwas anderes gab. Auch wenn seine Verbrechen unmoralisch und böse waren, konnte Gallagher doch nicht umhin, etwas bei Danby zu erkennen, das ihm Mitleid einflößte.
     
    Der Schamane hieß Henry Long Lance. Er war ein leidenschaftlicher, stolzer Mann mit wehendem schwarzem Haar und dem Auftreten eines stoischen alten Kriegers. Doch an diesem Nachmittag, als der Sarg mit Sarah Many Horses’ Gebeinen in die Erde über dem Grand River gesenkt werden sollte, nicht weit von der Stelle entfernt, wo ihr Onkel Sitting Bull ermordet worden war und sie ihre lange Reise nach Vermont begonnen hatte,
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