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Mystic

Mystic

Titel: Mystic
Autoren: Mark T. Sullivan
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Schluck aus einer braunen Flasche und rief den anderen aufmunternde Worte zu, als er sah, wie frisch die Spur war. Many Horses fasste das lederne Bündel fester, in dem sich die Geheimnisse ihres Volkes befanden, und rannte bergauf.
     
    Andies Atem ging flach und schnell, als Gallagher den Wald verließ und auf die Schotterstraße kam, die nach Lawton zurückführte. Er schluchzte, als er auf die Kluft im Gorm Ridge zustürzte, die ihm in seinem verwirrten Zustand vorkam, als läge sie im Schneetreiben.
    Er hatte die Halluzination einer Höhle oben am Hang, und ihm war, als leuchtete ein Licht an ihrem Eingang. Mit jedem Schritt, den er tat, wurde die Höhle heller.
    Painted Horses und Ten Trees standen wartend am Höhleneingang. Dann traten sie zur Seite und gaben den Blick frei auf ein Feuer.
    Gallagher legte Andie vor das Feuer, das Funken sprühte und in ein blendendes Licht überging. Er versuchte, seine Augen davor zu schützen, hielt jedoch inne, als er schattenhafte Formen in und um die Flammen tanzen sah. Er trat in ihren Kreis und tanzte den Geistertanz, so wie Sarah Many Horses es getan haben musste, als die Stimmen ihrer Verfolger sich von allen Seiten näherten.

50
    Samstag, 10. Juni 1999
    Früh an diesem Morgen wurde ihr Sarg in einer offenen Kutsche, vor die ein einzelnes schwarzes Pferd gespannt war, durch die Straßen von Lawton gezogen. Der Juniwind hatte fast eine Woche lang aus Südosten geweht und schwere, heiße Luft nördlich über die Green Mountains gebracht. Zikaden zirpten. Doch die Vögel waren eigenartig still.
    Die Glocken im Turm der St.-Edwards-Kirche läuteten einen langsamen, metallischen Trauergesang, der melancholisch über den Höhen des nun sommerlich grünen Lawton Mountain verhallte.
    Still traten die Einwohner von Lawton aus Läden, Häusern und Schulen, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Als Gallagher den Hufschlag des Zugpferdes näher kommen hörte, lehnte er seinen Kopf gegen die Rinde einer Eiche an der Ecke der Whelton Lane; er konnte nicht hinsehen. Seine Füße fühlten sich so taub an wie sein linker Arm, der trotz mehrerer Operationen sein Gefühl noch nicht vollständig zurückerlangt hatte. Doch wenn er sich Mühe gäbe, so hatte der Arzt gesagt, dann würde er sich langsam ganz erholen.
    Gallagher selbst war sich in diesem Punkt nicht so sicher. Er wusste, dass er in vielerlei Beziehung nie mehr derselbe sein würde, der er gewesen war, bevor er nach Lawton kam.
    Der Hufschlag des Pferdes hallte durch die schwüle Luft. Eine Hand legte sich ihm sanft auf die Schulter. »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«
    »Das habe ich auch«, antwortete er.
    »Ist der Geist schön oder schrecklich anzusehen?«
    »Sie ist das Wunderschönste, das ich auf der Welt habe.«
    Andie lehnte sich neben ihm gegen den Stamm und küsste ihn. »Das Flugzeug wartet schon in West Lebanon auf Sarah«, sagte sie. »Wir sollten uns auf den Weg machen.«
    Der Flug nach North Dakota dauerte vier Stunden. Gallagher verbrachte die meiste Zeit damit, aus dem Fenster über das riesige Gebiet zu sehen, das Sarah Many Horses nach dem Massaker am Wounded Knee durchquert hatte. Und er dachte über die Tiefe und Weite ihres Herzens nach und begriff, dass ihm ihre Geschichte eine unbekannte Welt der Hoffnung geöffnet hatte.
    Andie schlief den größten Teil des Fluges. Es war jetzt über ein Jahr her, dass sie am Lawton Mountain gegen den Tod gekämpft hatten, und auch ihre Narben waren noch nicht verschwunden. Ihr Haar war an den Schläfen silberner geworden. Und sie wollte immer noch hohe Kragen tragen, um die Wunden zu verbergen, einschließlich des Luftröhrenschnitts, den der Notarzt hatte vornehmen müssen, nachdem Phil Gavrilis Gallagher gefunden hatte, wie er in wirrer Ekstase um Andies daliegenden Körper herumtanzte.
    Gavrilis war auf der Suche nach Chief Kerris und Gallagher den Berg hinaufgekommen, nachdem er die Geschichte aus Bernie Chittenden herausgepresst hatte. Innerhalb weniger Stunden kreisten Hubschrauber über Danbyville und leuchteten mit ihren Scheinwerfern das Gelände nach den Trümmern des Wahnsinns ab.
     
    Um die Mittagszeit landete die Maschine in Bismarck. Die Fahrt nach Süden in das Indianerreservat von Standing Rock dauerte zwei Stunden. Eine Menge von mehreren hundert Menschen erwartete sie. Sechs junge Sioux-Indianer luden den Sarg mit den Gebeinen von Many Horses vom Wagen. Auf den Schultern trugen sie ihn auf einen Felsvorsprung über Many
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