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Mystic

Mystic

Titel: Mystic
Autoren: Mark T. Sullivan
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Unsterblichkeit zu erreichen. Vielleicht sogar, ein Heiliger zu werden. Vielleicht sogar, wenn man ein solcher Sünder ist wie ich.«
    Zwei weitere Stränge gaben nach, und Gallaghers Finger juckten und kribbelten, als das Blut in sie zurückströmte.
    »Das ist genau das, was mein armer, verrückter, geliebter Sohn nicht verstand«, sagte McColl und warf Danbys reglos daliegender Gestalt einen liebevollen Blick zu. »Das letzte Mal, als ich ihn sah, war vor acht Jahren in Guatemala. Ich schenkte ihm das herrliche Messer und die Scheide, die er trägt. Vor zwei Monaten tauchte er dann völlig unerwartet in meinem Büro auf. Wir spielten unser kleines Spiel. Ich ließ ihn seine Streiche beichten.«
    Der vorletzte Strang der Fallschirmleine sprang auf. Gallaghers Schultern fielen nach vorn. McColl wandte ihm argwöhnisch den Kopf zu. Gallagher rührte keinen Muskel. Er hielt dem Blick des Priesters ruhig stand und sagte dabei nur zu sich selbst: ein Strang noch, ein Strang noch.
    Andie rief McColl zu: »Welche Streiche sollte er denn beichten, Monsignore?«
    McColl zögerte und verzog dann angeekelt seinen Mund. »Dass er sich an einem bizarren, heidnischen Drogenritual beteiligt hatte, das irgendeine südamerikanische Schlampe erfunden hatte, die meinte, dadurch könne man den Tod erfahren und von ihm zurückkehren. Terrance brachte die Schlampe bei einem Sexualakt um, bei dem sie sich gegenseitig mit so einer Schlinge würgten, wie ihr zwei sie um den Hals habt.
    Terrance wurde fast wahnsinnig bei ihrem Tod«, fuhr McColl fort. »Er sagte mir, er müsse seine Angel noch einmal sehen. Er meinte, er wolle sich das zurückholen, was seinen Urgroßonkeln gestohlen worden sei. Das ist die Geschichte, die die überlebenden Danbys von einer Generation zur nächsten weiterreichten: dass das Tagebuch einer Indianerin, in dem stand, wie man mit den Toten kommunizieren könne, Joshua gestohlen worden sei. Und dass Joshua von Pater D’Angelo umgebracht wurde, als er es sich wiederholen wollte.
    Natürlich zeigte ich meinem Jungen sogleich das Stück Tagebuch, das ich gefunden hatte, unter der Bedingung, dass auch er mir zeigen würde, was immer er finden mochte.«
    »Aber Sie zeigten ihm nicht D’Angelos Tagebuch«, sagte Gallagher. »Sie erklärten ihm nicht, was vor hundert Jahren wirklich geschehen war.«
    »Das war nur die Version eines einzelnen Mannes von den Geschehnissen, Mr. Gallagher«, sagte der Priester bestimmt. »Als Filmemacher werden Sie das doch verstehen. Ich bot Terrance, was er wollte – Ratschläge, wie er die anderen Stücke finden und sich ein eigenes Bild machen konnte.«
    »Aber Sie hatten die Liste der anderen Tagebuchbesitzer aus D’Angelos Tagebuch, nicht wahr?«, rief Andie. »Deshalb konnte er die Leute so schnell finden. Sie wussten Bescheid, und der Diebstahl der Geburtsurkunden war Ihre Art, alle anderen davon abzuhalten, das Tagebuch zu finden. Sie ließen zu, dass er Ihre eigene Sekretärin umbrachte!«
    McColl schnaufte hörbar. »Ich bot ihm Hilfe an. Woher sollte ich wissen, dass sein Bedürfnis nach Rache an der Stadt so stark war wie sein Bedürfnis nach dem Tagebuch?«
    »Sie sind genau so ein Monster wie er!«, rief sie. »Sie haben ihn auf die gleiche Weise gegen die Stadt benutzt, wie Sie ihn vor zwanzig Jahren dazu benutzt haben, den Jungen in Hennessy House umzubringen. Sie haben einen Wahnsinnigen losgelassen, damit Sie selbst an das Tagebuch kämen, wenn die Morde getan waren. Sie haben die ganze Zeit über geplant, Terrance zu töten. Ihren geliebten Sohn!«
    Für einen langen Augenblick verharrte der Priester, ohne die Miene zu verziehen, dann wurde sein Gesicht hart und abweisend. Er ließ die gefüllten Lederbeutel und ein paar lose Blätter des Tagebuchs auf den Boden fallen. »Und jetzt«, sagte er dann, »werde ich drei töten müssen.«
    »Sie sind genauso verrückt wie er!«, schrie Gallagher.
    »Nein«, antwortete McColl, »das bin ich nicht.«
    Die linke Hand des Priesters fuhr unter seine Jacke. Mit dem genauen Gegenstück der Machete, die Danby trug, zog er sie wieder hervor. Er machte drei Schritte auf Gallagher zu und verkündete: »Gott sei deiner unsterblichen Seele gnädig!«
    McColl hob die Klinge über Gallaghers Kopf empor, gerade als der fühlte, wie der letzte Strang um seine Handgelenke zerriss.

48
    Terrance Danby tauchte als ein unheilvoller Schatten im Halbdunkel auf.
    Er sprang in die Hocke und ging auf den Priester los, wobei er einen Stuhl und
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